Inhalt (90%)
Wolfgang Petersen hatte mit Das Boot gezeigt, dass er nach bereits großartigen TV-Filmen auch fürs Kino packend inszenieren konnte. Bis heute gilt sein U-Boot-Film als die Mutter des submarinen Genres. In der Folge streckte er seine Fühler immer mehr ins internationale Geschäft aus. Bereits in Die unendliche Geschichte engagierte er Hauptdarsteller aus dem Ausland und in Geliebter Feind war dann bereits eine deutsch-amerikanische Koproduktion. Nachdem der Regisseur dann 1986 in die USA zog, dauerte es zwar fünf Jahre, bis er mit Der Tod im Spiegel ein erstes Engagement bekam, das jedoch beeindruckte keinen Geringeren als Clint Eastwood, was noch eine Rolle für In the Line of Fire spielen sollte.
Der Film über den potenziellen Präsidentschaftsattentäter basiert auf einer Idee von Produzent Jeff Apple. Seitdem er als Kind das Attentat auf Kennedy miterlebt hatte, wollte er eine Story um einen Secret-Service-Agenten schreiben. Als er dann Anfang der 90er noch einmal Aufnahmen des Kennedy-Attentats gesehen hatte, nahm er sich der Sache noch mal an und mit Autor Jeff Maguire kam dann auch ein professioneller Drehbuchschreiber an Bord. Clint Eastwood kam frühzeitig als Darsteller hinzu, hatte aber nach Erbarmungslos keine große Lust, erneut Regie zu führen. Und hier kommt wiederum Wolfgang Petersen und Eastwoods Respekt vor dessen Boot und Tod im Spiegel ins Spiel. Der mittlerweile 62-jährige Mime schlug nicht nur den Deutschen als Regisseur vor, sondern gleich auch noch Robert De Niro als Widersacher Mitch Leary. De Niro jedoch drehte gerade A Bronx Tale und so wurde es dann John Malkovich.
Möglicherweise die glücklichste Entscheidung des Films. Denn obwohl De Niro ein vorzüglicher Darsteller ist, hätte dessen damalige Prominenz den Film möglicherweise etwas überstrahlt. Malkovich, der einfach perfekt darin ist, den Allerweltstypen mit undurchsichtigem Hintergrund zu spielen, agiert perfekt als Attentäter mit wandlungsfähigem Gesicht. Immer wieder gibt es Szenen, bei denen es dem Zuschauer eiskalt den Rücken runterläuft – bspw., wenn er den beiden Waidmännern seine selbstgebastelte Pistole zeigt.
Eastwood bleibt dagegen fast ein bisschen blass, weil seine Rolle des alternden Helden, der es noch einmal allen beweisen will, nicht so wahnsinnig viel hergibt. Zumal man sich die Lovestory mit Agentin Lilly Raines wirklich hätte sparen können. Sieht man davon aber ab, bietet Petersens Actionthriller auch heute noch eine Menge Spannung und Thrill. Gerade das Duell zwischen Secret-Service-Agent und Attentäter, das oft aus der Ferne geführt wird und von Petersen und seinem Kameramann mit perfekt gewählten Einstellungen verfolgt wird.
Übrigens basiert die Figur des Frank Horrigan auf dem Secret-Service-Agenten Clint Hill. Der damalige Leibwächter des US-Präsidenten war es, der nach den ersten Schüssen auf Kennedy auf den Kofferraum des Lincoln Continental kletterte und versuchte, weitere Schüsse abzufangen. Weiß man das, versteht man auch, warum Petersen die finale Sequenz inszeniert hat, wie er es tat. Um dabei möglichst authentisch zu bleiben, gilt In the Line of Fire als erster Film, den der Secret Service uneingeschränkt beriet und begleitete. Entsprechend echt wirken die Szenen, in denen Horrigan und seine Kollegen neben der Staatslimousine her laufen. Und erstaunlich echt sehen sogar die hier eingesetzten CGIs aus – bspw. die Air Force One. Und so lässt sich zweifelsohne sagen, dass Petersens zweite US-Produktion auch heute noch hervorragend funktioniert und spannend unterhält.
- Eastwood, Clint, Malkovich, John, Russo, Rene (Schauspieler)
- Petersen, Wolfgang (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Bildqualität (95%)
Natürlich wurde In the Line of Fire 1993 analog aufgezeichnet. Zum Einsatz kam hier (neben den üblichen Panavision-Kameras) auch eine eher selten zu sehende Aaton 35-III, die durch ihre kompakte Bauweise spezielle Vorteile bot. Gedreht wurde auf 35-mm-Film und davon zog man für die 4K-Veröffentlichung nun einen komplett neuen 4K-Scan, was man (ohne auf die Auflösung zu achten) bereits am deutlich veränderten Bildausschnitt erkennt, der nun mehr Bildinhalt liefert als zuvor über die Blu-ray.
Und kaum startet man die UHD-Blu-ray, fallen einem vor Ungläubigkeit fast die Augen aus den Höhlen. Sollte das wirklich noch der gleiche Film sein? Der Film, der über die Blu-ray aussieht, als hätte man ein altes, mehrfach kopiertes VHS-Tape eingelegt? Wahnsinn. Was der 4K-Scan, die anschließende Bearbeitung sowie das integrierte HDR hier rausholen, ist phänomenal. Selten war eine Differenz zwischen BD und UHD-BD dermaßen groß. Farben sind unglaublich kräftig und die Kontrastdynamik ist famos.
Der Zugewinn an Helligkeit und Bilddynamik ist so groß, dass man seinen Augen kaum traut. Als ob die Blu-ray von einem massiven Schleier der Alterung überzogen ist, den die UHD-BD nun gelüftet hat. Und das, ohne auf hellen Oberflächen zu überstrahlen. Außerdem hat man auf eine Filterung offenbar komplett verzichtet. Die 4K-Scheibe bietet deshalb authentisches Filmkorn, das sehr fein und harmonisch wirkt, ohne je störend zu erscheinen. Wo die BD weiche Oberflächen hatte, liefert die UHD-BD noch Details. Die Ziegelwand bei 80’43 ist nun sichtbar und auf den Gesichtern der Darsteller oder ihrer Bekleidung sind Details zu erkennen, die man zuvor gar nicht vermutet hat. Für eine analoge UHD-Blu-ray eines Films von 1993 ist das mustergültig und fast nicht besser zu machen.
- Eastwood, Clint, Malkovich, John, Russo, Rene (Schauspieler)
- Petersen, Wolfgang (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Tonqualität (70%)
Zunächst sei positiv erwähnt, dass Sony Pictures offenbar die jahrelange Kritik verstanden hat und immer häufiger 4K-Scheiben von bereits veröffentlichten Filmen nicht im Ton downzugraden. Lange Jahre war das stets ein Ärgernis. Für die deutsche Fassung steht nun zwar nicht mehr True-HD im Heft, sondern DTS HD-Master, aber verlustfrei sind sie beide. Gegenüber der alten True-HD-Spur ist die DTS-HD-MA-Version ein klein wenig leiser eingepegelt. Das gibt sich aber nach einer Anhöhung von 3-5 dB (je nach Gehör). Und dann klingen beide sehr identisch und vergleichbar. Immer noch etwas weniger dynamisch als die alte englische Fassung, aber eben auch nicht schlechter als die von der Blu-ray bekannte. Und das ist für Sony doch schon mal ein Fortschritt.
Und erstaunlich gut für die damalige Zeit der Blu-ray-Veröffentlichung ist der Ton noch heute. Die Räumlichkeit ist durchweg wirklich gelungen. Auch der Score klingt ausgewogen und die Stimmen sind gut eingebettet und verständlich. Während der lauteren Szenen kommt der Ton sogar ziemlich in Wallung und lässt den Tiefbass aktiv einschreiten (startendes Flugzeug).
Man darf halt nur nicht auf die englische Atmos-Fassung wechseln (oder eben doch, wenn man zu den O-Ton-Fans gehört). Denn die ist selbst gegenüber der bereits dynamischeren englischen True-HD-Version der alten Blu-ray noch einmal derart viel druckvoller und satter, dass man bald aus dem Sessel kippt. Was hier an Druck während der Bass-Drum bei 80’45 erzeugt wird, ist irre. Auch die Schüsse aus Mitch‘ Pistole liefern noch einmal mehr Informationen und viel mehr Punch. Schon auf der regulären Ebene muss man konstatieren, dass man aus einem Sounddesign der 90er kaum mehr rausholen kann, es sei denn, man würde es nach heutigen Maßstäben komplett neu abmischen.
Und es gesellt sich ja noch die Höhen-Ebene hinzu. Zwar ist In the Line of Fire kein Film, der permanent Möglichkeiten für 3D-Sounds liefert, aber nach etwas über acht Minuten hört man schon mal etwas Filmmusik sowie ein entferntes Gewittergrollen von oben. Die Durchsage des Kapitäns im Flugzeug nach knapp 32 Minuten kommt ebenfalls von oben und nach gut 54 Minuten hört man das Gewitter rund um das Flugzeug ebenfalls aus den Heights. Regen gibt’s nach 56’30 und ab Minute 58 zahlreiche auslösende Kameras. Klasse sind auch die zwei Schüsse bei 85’20, die äußerst wirkungsvoll über die Heights verhallen. Gefundenes Fressen für Soundtüftler sind dann sämtliche Durchsagen über die Lautsprecher am Flughafen, die stets von oben dargestellt werden.
- Deutsch: DTS HD-Master (70%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (90%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (60%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: Dolby Atmos (75%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (60%)
Das Bonusmaterial der 4K UHD-Blu-ray beginnt mit dem Audiokommentar von Wolfgang Petersen und geht über fünf entfallene Szenen weiter. Vier Featurettes schließen sich an, von denen „Behind the Scenes mit dem Secret Service“ am aufschlussreichsten ist.
Gesamtbewertung In the Line of Fire (85%)
In the Line of Fire ist zwar fast 30 Jahre alt, unterhält aber auch heute noch auf voller Länge. Und jetzt haben Fans (und solche, die es werden wollen) noch mehr Anlass zur Freude. Denn die 4K-HDR-Scheibe wischt mit der alten Blu-ray den Boden auf. In jeder Beziehung ist sie besser als die alte, im direkten Vergleich fast trostlos wirkende Blu-ray.
- Eastwood, Clint, Malkovich, John, Russo, Rene (Schauspieler)
- Petersen, Wolfgang (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 17. Juni 2021 | Review am: | 24. Juli 2021 |
Erscheinungsjahr Film: | 1993 | Laufzeit: | 128 Minuten |
Filmstudio: | Sony Pictures | FSK: | ab 16 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2.39:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch DTS HD MA 5.1 Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 | Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
In the Line of Fire Trailer:
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