TEST: Indiana Jones – Tempel des Todes 4K Blu-ray: Noch besser als Teil I?

Inhalt (85%)

Drei Jahre nach Indiana Jones – Jäger des verlorenen Schatzes versammelte Spielberg erneut seine Mannschaft um sich und ließ Harrison Ford ins bekannte Abenteurer-Outfit mit Peitsche und Hut schlüpfen. Erstaunlicherweise setzte er die Geschichte nicht chronologisch fort, sondern inszenierte ein Prequel, das zeitlich ein Jahr vor der Jagd um die Bundeslade spielt. Im Rahmen der Kontinuität aller vier Indy-Filme macht das zwar nur wenig Sinn, aber sei’s drum. Später gab man übrigens zu Protokoll, dass man das Setting als Prequel wählte, da man nicht erneut auf Nazis als Bösewichte setzen wollte. Witzigerweise hatte Lucas Spielberg vor dem Dreh des ersten Films gesagt, dass er an eine Trilogie dachte, deren Teile dann allesamt von Spielberg inszeniert werden müssten, jedoch hatte der Star-Wars-Macher nicht wirklich genug Ideen für Fortsetzungen in der Schublade.

Das größere Problem von Tempel des Todes ist auch nicht die Tatsache, dass er vor dem ersten Teil spielt, sondern vielmehr, dass er bei den Fans bis heute als schwächster der drei ersten Filme gilt. Vielen waren Indys Sidekicks Willie und Shorty zu anstrengend und nervtötend. Spielberg und Lucas geriet er indes zu düster und brutal. Was zunächst als Analogie zu Das Imperium schlägt zurück verargumentiert wurde, gefällt den beiden Filmemachern heute offensichtlich nicht mehr so ganz.

Die Darstellung der Willie durch Kate Capshaw ging damals vielen Fans auf die Nerven

Dabei hat gerade die Düsternis und Härte (die Tempel des Todes zeitweilig eine 16er-Freigabe bescherte) auch etwas für sich. Zwar gab’s auch im ersten Teil schon blutige Szenen (man denke an die Propellersequenz mit dem glatzköpfigen Hünen), doch ein rausgerissenes Herz war Anno 1984 dann doch eine ganz andere Hausnummer. Was einige möglicherweise etwas verstörte, feierten andere als mutigen Schritt. Immerhin sind die Abenteuer von Indiana Jones halt auch ziemlich lebensgefährlich und die Widersacher alles andere als Kinder von Traurigkeit. Ohnehin ist es so, dass der zweite Teil der Indy-Reihe heute mehr Fans hat als bei seiner Premiere vor 37 Jahren. Die Tatsache, dass sowohl Spielberg als auch Lucas seinerzeit durch schwierige private Zeiten gingen, hat den düsteren Ton sicherlich beeinflusst. Und deshalb ist Tempel des Todes vielleicht auch so etwas wie ein Zeitzeugenfilm. Erfolgreich war er ohnehin und spielte über das zehnfache seines Budgets wieder ein. Spielberg lernte Kate Capshaw (die Willie-Darstellerin) am Set lieben, was am Ende auch dort zu einer Art Happy End führte.

Was man Tempel des Todes auch heute noch bescheinigen muss, ist sein fast atemloses Pacing. Der zweite Teil der Reihe stürzt sich von einer Actionsequenz in die nächste und macht auch nicht davor halt, absurde Stunts wie den Absprung aus einem abstürzenden Flugzeug per Schlauchboot zu integrieren. Dabei wird viel gekreischt und geschrien und Panik vor wilden/giftigen Tieren gibt’s natürlich ebenfalls. Es ist sicherlich die Rolle der Willie, die den Film etwas anstrengend werden lässt. Während Marion im ersten Teil eine resolute und selbstbewusste Kämpferin war, ist Willie das Abziehbild einer Frau, wie sie sich das 80er-Jahre-Macho-Kino vorgestellt hat. Aus heutiger Sicht wirkt das ein wenig befremdlich, aber Mitte der 80er war’s halt noch nicht so weit her mit Emanzipation und starken Frauenrollen.

Deutlich düsterer ging es zu, im zweiten Teil

Dass man Tempel des Todes vorwarf, seine Actionszenen würden etwas zusammenhanglos sein, kann man durchaus stehen lassen. Manchmal wirken sie in der Tat etwas selbstzweckhaft. Aber man muss es ja auch nicht päpstlicher als der Pontifex Maximus sehen. Das wiederum taten indische Zensurbehörden, denen die Darstellung der Indischen Kultur zu bösartig erschien – was im Angesicht der „Festmahl“-Szene durchaus etwas nachvollziehbar ist. Nicht nachvollziehbar ist allerdings die Folge: Ein Bann des Films in den Kinos des Landes. Zensur/Verbote können niemals eine Lösung sein. Erst zur Heimvideo-Veröffentlichung konnte Tempel des Todes einen zweiten Anlauf starten.

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  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Bildqualität (85%)

Natürlich ist auch der 1984er Tempel des Todes noch analog gefilmt. Zum Einsatz kamen hier wie bei Teil I zum Teil Panavision-Panaflex-Kameras, aber auch eine Arriflex 35-III. Letztere verrät es: Das Aufnahmeformat war natürlich ebenfalls 35-mm-Film. Für die gesamte Quadrilogie gilt, dass für die Blu-ray seinerzeit schon ein neues Master angefertigt wurde, doch für die UHD-Blu-rays, die nun im Paket erscheinen, man noch mal zurück an die Original-Negative ging. Diese wurden in 4K gescannt und im Anschluss noch mal durch eine Postproduktion mit visuellen Effekten gejagt, um gewisse technische Unzulänglichkeiten auszubügeln, die über das 4K-Master nun möglicherweise noch stärker ins Auge gefallen wären.

Die Bildarbeiten wurden im Prozess von Steven Spielberg selbst abgenommen. Auf die UHD-Blu-ray kam das Ganze dann mit einem erweiterten Farbraum im Rahmen von Rec.2020 sowie mit den dynamischen Kontrastformaten HDR10 und Dolby Vision.
Gegenüber der 2012er Blu-ray ist die erste Sequenz im Casino auch erst einmal nicht wesentlich besser, kontrastreicher oder ausgewogener, sodass man hier schlicht davon ausgehen kann, dass es produktionsseitig schon nicht sonderlich gut gepasst hat. Willies Kleid strahlt indes noch eine Spur mehr kräftiges Rot und Gold aus, während die Hintergrundoberflächen insgesamt noch etwas neutraler sind. Die Körnung im weißen und farbigen Rauch bei 0’25 wirkt zwar feiner, offenbart aber auch hier den leichten Einsatz eines Rauschfilters.

Glücklicherweise wird’s hier aber nicht so softig-weich wie in der Höhlen-Sequenz von Jäger des verlorenen Schatzes. Und während der gut ausgeleuchteten oder aber auch der Tageslichtszenen ist die Körnung sehr authentisch und fein eingefangen. Da kommt die Blu-ray dann mit ihren sichtbaren Kompressionsproblemen nicht mit. Was die Auflösung angeht, so sind die Unterschiede zwar fein, aber eben doch sichtbar. Die Textur auf der Elefantenhaut, dessen Runzeln und die flaumigen Haare am Kopf werden sichtbar besser aufgelöst und das Bild wirkt dadurch plastischer.

Teil 2 liefert ein gegenüber der Blu-ray kontrastreicheres Bild

Auffällig ist auch hier die höhere Helligkeit und die insgesamt sichtbar größere Bilddynamik gegenüber der Blu-ray So ist Indys weißes Jacket zwar noch strahlender, zeichnet aber in den hellen Bereichen dennoch besser durch als über die Blu-ray (8’07). Farbige Momente werden dramatischer präsentiert – beispielsweise der Sonnenaufgang bei 38’56. Digital getrickst scheint man beim zweiten Teil zum Beispiel nach knapp einer Stunde zu haben. Denn wo das Helden-Trio über die Blu-ray vor der roten Stalaktitenhöhle noch stärker einkopiert aussah, weil die Umrisse unnatürlich wirkten, gibt die 4K-Scheibe das sauberer wieder (60’04).

Sauberer sind auch die Szenen mit Indy auf der Brücke bei ca. 103:00, die zu den schwächsten Szenen der Blu-ray gehören. Zum einen sind die Kontraste hier etwas harsch, zum anderen ist die Körnung plötzlich sehr stark. Das kann die UHD-BD deutlich homogener und angenehmer. Und wenn man die Brücke von Weitem sieht (103’38), kommt die Blu-ray mit ihren Kompressionsartefakten, der Filterung und den verschwindenden Tauen überhaupt nicht mehr mit.

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Tonqualität (80%)

Auch beim zweiten Teil kommt die 4K UHD-Blu-ray fürs Deutsche erstmalig mit einem unkomprimierten True-HD-Ton. Und auch hier wirkt es, als hätte die True-HD-Fassung der UHD-BD etwas mehr Bums im Bass als der neue O-Ton in Atmos. Wobei die Differenzen deutlich geringer sind als im ersten Teil. Davon ab schlägt auch die True-HD-Fassung der dt. Synchro hier die DD-Version der alten Blu-ray spürbar und deutlich. Die deutsche Version schließt nun relativ locker zum O-Ton auf und leidet nur (noch) unter den etwas dünnen Dialogen, die in Actionszenen auch mal etwas unangenehm spitz klingen.

Der O-Ton in Atmos liefert dieses Mal auf der regulären Ebene zur Abwechslung MEHR Bass und tieffrequente Informationen als beim ersten Teil, wo es noch anders herum war (jeweils im Vergleich zur alten DTS-HD-Master-Spur der BD). Allerdings war das hier auch nötig, denn die BD war akustisch schwächer als der erste Teil des Franchise‘. So wird beispielsweise die rasante Szene mit der Kohlenlore viel wuchtiger wiedergebeben und auch der große Bottich fällt vehementer um. Schade, dass der John-Williams-Score etwas dünn geraten ist.

Der deutsche True-HD-Sound schlägt sich absolut respektabel in den vielen Actionszenen

Erste 3D-Sounds bietet Tempel des Todes während der Schlägerei nach etwa acht Minuten. Allerdings handelt es sich um zwei Faustschläge, die frontal im Bild zu sehen sind und deshalb eigentlich auf den Heights nichts zu suchen haben. Der Score wird jedoch dauerhaft lebhaft mit nach oben gelegt und Willies Schreie kommen nach 10’45 nachvollziehbar von den Heights. Nicht ganz so logisch sind die Schüsse von Indy nach zwölf Minuten und auch in der Folge jene aus dem Maschinengewehr. Da sämtliche Schusswechsel frontal vor der Kamera stattfinden. Nachvollziehbarer sind da schon die hoch angebrachten Propeller der Dreimotorigen nach 14 Minuten. Ziemlich fetzig kommen deren versagende Motoren nach 17 Minuten von oben – das macht dann schon wieder richtig Spaß.

Dass man die tosenden Wassergeräusche während der Gummibootfahrt auch auf die Heights mixte, kann man durchaus machen. Die Kamera wird hier ja vom Wasser regelrecht umspült. Nach knapp 36 Minuten fliegt dann mal ein Schwarm von Flughunden über die Kamera, was mit 3D-Sounds untermalt wird und nach 54 Minuten tröpfelt es in der Höhle ein wenig feucht von Decke und Wänden. Die Atmosphäre wird hier recht angenehm eingefangen und auch auslösende Fallen bekommen ein paar Höhen-Informationen. Was nach 56’30 für einen sehr vehementen Soundeffekt von der Decke sorgt – immerhin kommt diese den beiden Helden ja auch verdächtig nahe. Diese Toneffekte bleiben für gut drei Minuten sehr wirkungsvoll und werden noch um das fies kreuchende Insektenzeug ergänzt. Die Gesänge des Kults werden dann ebenfalls aus der Höhe unterstützt und hallen von dort etwas wider. Das fette Mahlwerk kurz darauf bekommt dann auch noch mal ein paar 3D-Sounds und die Fahrt in der Mole wird ebenfalls rundherum unterstützt.

  • Deutsch: Dolby True HD (80%)
  • Englisch: Dolby Atmos (80%) 2D-Betrachtung
  • Englisch: Dolby Atmos (50%) 3D-Betrachtung (Quantität)
  • Englisch: Dolby Atmos (70%) 3D-Betrachtung (Qualität)

Bonus (–)

Das Bonusmaterial der vier Indiana-Jones-Filme liegt auf den Blu-rays des Sets vor, die uns zu Rezensionszwecken leider nicht zur Verfügung standen.

Gesamtbewertung Tempel des Todes  (83%)

Auch wenn Tempel des Todes nie so richtig beliebt war, passt er aus heutiger Sicht recht gut in den Kanon der ersten drei Filme. Er ist halt etwas düster und manchmal etwas nervig. Aber in puncto Action machte ihm damals so schnell kein anderer Film etwas vor.
Die UHD-BD des zweiten Teils liegt qualitativ in etwa auf dem Niveau von jener des ersten Teils. Allerdings ist der Vorsprung vor der Blu-ray hier nicht ganz so groß wie bei Jäger. Das heißt indes nicht, dass sich die 4K-Scheibe nicht lohnt, sondern liegt eher daran, dass die damalige BD schon ganz gut ausgesehen hat.

In puncto Encoding und Kompressionsartefakte sowie Filterung, Kontrastdynamik und Detailauflösung in der Tiefe ist die UHD-BD jedoch sichtbar besser. Der englische Atmos-Sound ist dazu etwas dynamischer und wuchtiger als jener der BD, bietet aber nicht so viele 3D-Sounds. Der deutsche True-HD-Sound ist gegenüber der DD+-Fassung spürbar druckvoller und dynamischer und macht noch mehr Spaß.

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  • PHYSISCHER FILM
  • Überragend
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Technische Details & Ausstattung:

Erscheinungstermin: 10. Juni 2021 Review am: 22. Juni 2021
Erscheinungsjahr Film: 1984 Laufzeit: 118 Minuten
Filmstudio: Paramount FSK: ab 16 Jahre
Auflösung / Bildfrequenz:
2160p @ 24p Untertitel:
Deutsch, Englisch
Bildformat:
2,39:1 / 16:9 Tonspur:
Deutsch Dolby True HD
Englisch Dolby Atmos
High Dynamic Range:
HDR 10
Dolby Vision
Ausstattung:
4K Blu-ray
HD Blu-ray

Indiana Jones Trailer:

 

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Timo Wolters
Timo Wolters
Der echte Filmfan bleibt im Heimkino: Das Bild ist besser, der Sound unmittelbarer und die Sitznachbarn angenehmer - Timo rezensiert seit 2002 mit Leidenschaft (fast) durch alle Genres. Aktuelle Rezensionen findest du auf blu-ray-rezensionen.net
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1 Kommentar
  1. Wäre bei der itunes Version von „Jäger“ die Original 2.0 Synchro auswählbar, dann würde ich mir die Filme im Paket dort wohl kaufen.

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