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Warum nicht einfach ein Quasi-Remake von Top Gun inszenieren, bei dem man die Action auf den Boden der Tatsachen und damit auf die Rennstrecke holt? Es mag ein wenig böse klingen, ist aber gar nicht so gemeint. Denn warum ein bewährtes Konzept großartig ändern, wenn’s auf anderer Ebene genauso gut funktioniert? Tom Cruise war offenbar ebenfalls noch von seinem Fliegerfilm beeindruckt, als er gemeinsam mit Robert Towne die Buchvorlage schrieb.
Herausgekommen ist in der Tat so etwas wie ein Top Gun im Renn-Oval der Stock-Car-Liga. Auch hier geht es um einen jungen Draufgänger, der gerne mal etwas rebellisch unterwegs ist. Auch hier taucht eine Frau auf, die ihn irgendwie etwas ruhiger und vernünftiger agieren lässt. Und auch hier gibt’s ein Finale, bei dem der Filmheld einen Triumph einfährt.
Das ist aus heutiger Sicht inhaltlich hauchdünn, schauspielerisch fast noch alberner als Top Gun und filmisch teils stümperhaft zusammengeschnitten. Dazu kommen teils deutliche Film- und Logikfehler. Was sagt man zu einem Film normalerweise? Richtig: Guilty Pleasure!
Denn obwohl man den Hahnenkampf zwischen den beiden Rennfahrern mit sämtlichen 80er-Jahre-Klischees angefüllt hat und das Macho-Männerbild kaum besser ist als in dem Film, der Cruise‘ Star-Charakter vier Jahre zuvor begründete, macht Days of Thunder halt eben auch eine Menge Spaß. Sieht man davon ab, dass für die Vogelperspektiven der Rennszenen keine „live“ gedrehten, sondern Archivaufnahmen zum Einsatz kamen (immerhin mit jenen Autos, die Cole, Rowdy und Wheeler dann im Film fuhren), entsteht durchaus Thrill, wenn die Blechboliden sich packende Fights um die Pole-Position liefern.
Und nach solchen Szenen schien sich das deutsche Publikum zu verzehren, hatte es doch über zehn Jahre keinen echten Rennfahrerfilm mehr gegeben. Während Days of Thunder hierzulande zum respektablen Erfolg wurde, spielte er sich in den USA nur gerade so eben in die schwarzen Zahlen. Vielleicht war es insgesamt dann aber doch so, dass sich die Zeit der 80er-Jahre-Männerfilme ein wenig dem Ende zuneigte. Denn Cruise sah man fortan vor allem in Dramen und episch angelegten Rollen. Erst sechs Jahre später ging er mit Mission: Impossible dann wieder in die Vollen – und der transportierte dann schon ein ganz anderes Bild des Actionfilms.
Sei’s drum: Days of Thunder hat seine Fans. Und die bekommen den Film nun in seiner visuell bestmöglichen Form – trotz ein paar kleinerer Einschränkungen (siehe Beschreibung zur Bildqualität der UHD). Witzige Randnotiz: Tom Cruise wird hier noch von seinem „alten“ Synchronsprecher Stephan Schwartz gesprochen, während sein heutiger Synchronsprecher, Patrick Winczewski (der ihm seit 1999 die Stimme leiht) hier Cary Elwes eingesprochen hat. Man hört als deutscher Zuschauer also zwei Tom Cruise in einem Film.
- Days of Thunder 4K Ultra HD Blu-Ray
- Physikalischer Film
- Paramount Pictures Universalbilder
- Elwes, Cary, Cruise, Tom, Quaid, Randy (Schauspieler)
- Scott, Tony (Regisseur)
Bildqualität (75%)
Tage des Donners wurde 1990 mit analogen Kameras aufgezeichnet und auf 35mm-Filmmaterial belichtet. Um für das 4K-Zeitalter fit zu werden, nahm man einen brandneuen 4K-Scan vor, säuberte das Bild von den massiven Schmutzpartikeln der alten Blu-ray und integrierte neben HDR10 auch das dynamische Dolby Vision. Das Ganze kommt zudem im Container von Rec.2020, wobei „erweiterter“ Farbraum hier relativ gesehen werden sollte. Denn ein Hauptmerkmal der UHD ist eine Reduktion der Farben. Das hat natürlich erst einmal nichts mit einem erweiterten Farbraum zu tun. Denn auch innerhalb dessen lassen sich Farben natürlich mehr oder weniger intensiv dargestellt oder gemastert werden.
Gegenüber der teils neon-poppig-bunten 2009er Blu-ray ist die UHD also deutlich weniger offensiv farbig, sondern natürlicher. Wem das Bunte der BD gefiel, der wird hier erst einmal schlucken. Allerdings sei hier erwähnt, dass auch die neue Blu-ray (trotz einem 2012er Stempel) auf dem neuen Master basiert. Es ist also nicht mehr die alte BD enthalten. Da wir aber gerade bei Farben sind, kommen wir direkt zum größten Manko der UHD, dem Farbprocessing. Im laufenden Bild fällt hin und wieder auf, dass Farben auf Gesichtern oder Oberflächen etwas seltsam wirken – gerade in Hintergründen oder bei diesigen/nebligen Szenen. Hin und wieder scheint die Farbauflösung nicht jedes Detail zu liefern, das vorhanden ist oder vorhanden sein sollte. Gesichter haben deshalb schon mal Bereiche, die zu abrupt und ungleichmäßig aus unterschiedlich farbigen Pixeln zu bestehen scheinen (bspw. Tom Cruise‘ Stirn bei 7’40).
Was die Körnung angeht, so wird diese nun deutlich feiner und filmischer wiedergegeben. Dezenter als bei Krieg der Welten allemal, aber sichtbar. Manchmal wirkt sie jedoch auf Himmelshintergründen schon mal schwarmartig und um Objekte herum eingefroren, was etwas vom Geschehen ablenkt (Baumwipfel 12’53). Diese beiden Einschränkungen täuschen aber nicht darüber hinweg, dass die generelle Auflösung um Längen besser ist. Details wie die Tribünen oder die Vogelperspektiven von den Zuschauern; Schriften auf Verkehrsschildern oder die Sponsoren-Aufdrucke auf den Trucks – es gibt keinen Bereich, in dem die 2009er Blu-ray hier nicht deutlich unterlegen wäre. Die dem Set beiliegende Blu-ray macht das deutlich besser, verliert in der Detailtiefe aber immer noch gegen die UHD.
Auch wenn das Korn hin und wieder noch deutlichere Details verhindert und das Ganze ein bisschen nach Überschärfung aussieht (was man kritisieren dürfte), macht das schon Eindruck. Ebenso übrigens, wie die wesentlich bessere Durchzeichnung auf dunklen Bildanteilen. Wo die BD regelmäßig etwas absoff, werden hier wieder Einzelheiten und Oberflächen erkennbar. Das Format änderte sich übrigens (ausgehend von der alten BD) von 2,35:1 auf 2,39:1.
- Days of Thunder 4K Ultra HD Blu-Ray
- Physikalischer Film
- Paramount Pictures Universalbilder
- Elwes, Cary, Cruise, Tom, Quaid, Randy (Schauspieler)
- Scott, Tony (Regisseur)
Tonqualität (85%)
Die BD kam damals mit typischem Dolby Digital fürs Deutsche, die hier auch unverändert auf der UHD zum Einsatz kommt – worüber man sich ärgern kann, aber nicht muss. Denn Tage des Donners gehörte seinerzeit zu den absolut besten deutschen Tonspuren überhaupt. Und selbst heute muss man seinen Hut ziehen. Denn was die gerade mal 0.6 Mbps hier an Dynamik zaubern, ist aller Ehren wert. Und damit ist wirklich Dynamik gemeint. Denn während der Rennszenen werden die Motoren der Nascar-Fahrzeuge derart aggressiv in Szenen gesetzt, dass man jedes mal wieder aufs Neue förmlich erschrickt. Ausgehend von gut verständlichen Dialogen und einer Filmmusik, die auf einem „normalen“ Level spielt, stechen die Motorgeräusche wirklich außergewöhnlich stark hervor.
Und sie wurden sensationell räumlich vertont. Immer wieder donnern und kreischen die Autos über alle fünf Speaker und verteilen sich derart im Heimkino, dass man sich selbst inmitten des Ovals wähnt, während die Kisten um einen herum düsen. Beim Unfall von Rowdy und Cole klingt das sich kaltverformende Blech zwar etwas krachig und lässt es etwas an Unterstützung aus dem Tiefbassbereich vermissen, aber LFE-Gewalt ist ohnehin nicht das Ding der Tonspur. Auch nicht jener des Originals, die in unkomprimiertem Dolby True HD vorliegt. Diese war dann auf der alten Blu-ray noch mal etwas dynamischer und offener, wenn die Fahrzeuge am Zuschauer vorbeifegen. Auch im Original damals eine der besten Tonspuren überhaupt.
Während sich bei beiden Fassungen im Ton auf der UHD nichts ändert, was die Kodierung angeht, so tut sich durchaus etwas bei der Lautstärke. Die deutsche DD-Version bleibt zwar gleich, die englische True-HD-Spur jedoch legt noch mal eine Lautstärke-Schippe obendrauf. Das gewitterartige Krachen nach dem „Gentlemen start your engines“ kommt dadurch noch vehementer zum Ohr (ca. 5 dB lauter) und auch die über die Rears fetzende Fahrzeuge wirken noch mal aggressiver. Da die Datenrate bei beiden Scheiben (BD und UHD) gleichbleibend ist (sie liegt in dieser Szene bei ~ 4,4 Mbps), darf man für sich selbst entscheiden, ob das Ganze jetzt „nur“ lauter abgemischt ist oder tatsächlich mehr Dynamik hat. Ich entscheide mich für Ersteres.
- Deutsch: Dolby Digital (85%)
- Englisch: Dolby True HD (90%)
Bonus (30%)
Das Bonusmaterial von Tage des Donners enthält auf der Blu-ray lediglich einen Trailer. Die UHD bekam allerdings zusätzlich einen untertitelten Filmemacher-Fokus, der jüngeren Datums ist und in sechseinhalb Minuten Produzent Jerry Bruckheimer zu Wort kommen lässt. Dazu kommt die isolierte Musikspur von Hans Zimmer, die im Audiomenü anwählbar ist. Auch diesen findet man nicht auf der bisherigen BD.
Gesamtbewertung Tage des Donners (78%)
Tage des Donners ist nach wie vor das, was er 1990 gewesen ist: Ein Guilty Pleasure. Wer über das Machoverhalten und die Hahnenkämpfe hinwegsehen kann, bekommt immerhin packende Rennsequenzen geliefert, die von der BD und UHD mit einem überraschend dynamischen Dolby-Digital-Ton begleitet werden. Die UHD zeigt sich visuell frischer denn je. Die arg bunten Farben der alten BD wurden reduziert, die Detailtiefe und -auflösung sind wesentlich besser und die Durchzeichnung in dunklen Bereichen ebenfalls. Dass man bei der Farbauflösung etwas geschlampt hat und das Korn bisweilen etwas schwarmartig ausfällt, sind Mankos, die mal mehr und mal weniger ins Gewicht fallen.
- Days of Thunder 4K Ultra HD Blu-Ray
- Physikalischer Film
- Paramount Pictures Universalbilder
- Elwes, Cary, Cruise, Tom, Quaid, Randy (Schauspieler)
- Scott, Tony (Regisseur)
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 02. Juli 2020 | Review am: | 07. Juli 2020 |
Erscheinungsjahr Film: | 1990 | Laufzeit: | 107 Minuten |
Filmstudio: | Paramount | FSK: | ab 12 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2,39:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch Dolby Digital Englisch Dolby True HD |
High Dynamic Range: |
HDR 10 Dolby Vision |
Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Tage des Donners Trailer:
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