Netflix: Neukunden strömen in der Corona-Krise zum Streaming-Anbieter

Die Corona-Krise hat der Wirtschaft insgesamt schwer geschadet. Etwas anders sieht es beim Streaming-Anbieter Netflix aus: Man gewann so viele Neukunden hinzu, wie nie zuvor.

Schade ist, dass Netflix sich ins Fäustchen lacht und Neukunden auf dem Rücken der Bestandskunden gewinnt: Trotz erheblichen Zweifeln an der Notwendigkeit drosselte der Streaming-Anbieter die Bitraten für seine Bestandskunden, um Datenvolumen zu sparen. Man argumentierte, das schütze die Infrastruktur des Internets, in Wahrheit dürfte diese Maßnahme aber in erster Linie dazu dienen die Kosten beim Streaming-Anbieter in Grenzen zu halten.

Denn ein Kunde der viel streamt, kostet Netflix am Ende mehr als ein Abonnent, der brav zahlt aber nur selten hereinschaut. Und in der Corona-Krise rufen die Nutzer natürlich verstärkt Inhalte über ihr Abonnement ab. Sei es drum, jedenfalls konnte Netflix im letzten Quartal rund 15,8 Mio. neue Abonnenten gewinnen, wie das Unternehmen selbst in seinem offiziellen Geschäftsbericht mitteilte. Die eigenen Prognosen konnten damit übertroffen werden.

Am Ende des 1. Quartals 2020 kam Netflix dann auf 183 zahlende Abonnenten weltweit. Die Einnahmen stiegen auf 5,8 Mrd. US-Dollar, was im direkten Vergleich mit dem gleichen Zeitraum 2019 einem Anstieg um 28 % gleichkommt. Der Gewinn wurde sogar mehr als verdoppelt – auf 709 Mio. US-Dollar. Netflix selbst warnt die Investoren jedoch die Zahlen mit Vorsicht zu genießen: Nach dem Höhepunkt der Pandemie rechnet man mit abflauendem Wachstum.

Streaming-Markt wird durch Konkurrenz belebt

In den letzten Monaten hat sich ohnehin viel im Markt für Streaming getan. Dominierten lange Zeit Amazon Prime Video und Netflix, so gibt es mittlerweile mit Apple TV+ und vor allem Disney+ (hier unser Test) immer mehr starke Rivalen. Im Mai 2020 wird in den USA auch noch HBO Max starten. Und auch NBCs Peacock steht schon in den Startlöchern.

Netflix rechnet folgerichtig auch für die zweite Jahreshälfte 2020 damit, dass die Anzahl der Neukunden geringer ausfallen werde als noch im gleichen Zeitraum 2019. Rund 7,5 Mio. neue Abonnenten erwartet man für die zweite Hälfte 2020. Netflix muss da natürlich auch sehen, wie man mit seinen Eigenproduktionen verfährt. Viele Filme und Serien werden sich verschieben, da die Produktion aktuell wegen des Coronavirus weitgehend aus Eis liegt.

QuelleNetflix
André Westphal
André Westphal
Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller.
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13 Kommentare
  1. 16.3.2020: „Aus diesem Grund profitiert Netflix NICHT von der Coronakrise“

    22.4.2020: „Netflix: Neukunden strömen in der Corona-Krise zum Streaming-Anbieter“

    Wie schnell sich die Situation ändern kann…

  2. Und einmal gemacht, wird es wohl auch nach Corona so bleiben. Die denken sich auch,…“Trotz geringerer Bandbreite, schlucken die dummen Kunden das. Keine Kündigungen. Im Gegenteil, der Zulauf ist imens. Also bleiben wir dabei! Auch nach Corona“

    Ein Hoch auf hochqualitative Medien. Bin froh den ganzen Unsinn nicht zu nutzen und genieße meine BDs und UHDs in hochwertiger Bild- und Tonqualtität.

  3. Ich habe gestern versucht mich beim Netflix Kundendienst zu beschweren. Ich zahle die Premium Gebühr von 15 Euro jeden Monat und bekomme derzeit maximal 7 Mbit/s mit 4K Streams, was einer Reduzierung der Qualität um fast 40% gleichkommt. Der Kundendienst ist aktuell nur per Chat erreichbar und eine absoulute Zumutung. Der Mitarbeiter meinte lapidar wenn ich unzufrieden sei könne ich ja mein Abo einfach herabstufen. Als wenn das eine Lösung wäre. Eine Beschwerdestelle für solche Fälle gibt es laut seiner Aussage gar nicht und er konnte oder wollte mir auch keine Email-Adresse nennen. Was für ein Saftladen!

    Hat noch jemand einen Versuch unternommen?

  4. Ich glaube, ihr seht das Ganze etwas zu negativ. Diese Entwicklung kann dazu führen, dass die nächste Preiserhöhung bei Netflix deutlich später kommt, als sie mit weniger Kunden gekommen wäre. Und ja, ich glaube schon, dass Netflix da motiviert ist, nicht mehr schnell zu erhöhen. Schließlich nimmt die Konkurrenz zahlenmäßig zu und ist, soweit ich das beurteilen kann, qualitativ sehr gut aufgestellt.

    • Netflix kann es sich eigentlich sowieso erst mal nicht erlauben die Preise noch weiter zu erhöhen. Disney+ hat alles für 6,99 Euro im Monat drinne. Bei Netflix ziehen sie einem 15 Euro dafür aus der Tasche und auch amazon hat ein wesentlich besseres P/L. Eigentlich müssten die sogar drüber nachdenken die Preise wieder zu senken. Gerade in so schweren Zeiten, wo viele Leute weniger Kohle bekommen wäre das mal ein Zeichen 😛
      Aber die haben wohl den „Preis-Schalter“ mit dem „Bitraten-Schalter“ verwechselt.

      • „Bei Netflix ziehen sie einem 15 Euro dafür aus der Tasche und auch amazon hat ein wesentlich besseres P/L.“
        Das ist immer so eine Frage. Leistung ist bei einem Streaming-Service nicht objektiv zu bewerten. Bei Original-Inhalten hat Netflix IMHO deutlich die Nase vorn und hat viel mehr Inhalte in Dolby Vision und Atmos. Allerdings stimmt es, dass Amazon bei Original-Inhalten langsam aufholt. Ich bin mal gespannt, was passiert, wenn die Mittelerde-Serie da rauskommt.

  5. Und niemanden (außer golem) hat es interessiert, dass Netflix sich nicht mal drum geschert hat auch nur ein Wort zu sagen, als die angekündigten 30 Tage datenratenreduktion ausliefen, richtig? 😉
    Für mich gehört es immer noch zum guten Ton, wenn man so einen Zeitraum ankündigt, dann auch zu sagen wie es danach weiter geht. Selbst wenn sich nichts ändert. Aber da sind sowohl Kunden, als auch Presse offenbar anderer Meinung. Jedenfalls war es extrem schwer News darüber zu finden.

    • Da haben die Anbieter ja genau drauf spekuliert.
      Frei nach dem Motto: Nach 1 Woche haben die es ja sowieso vergessen,
      dass wir da was reduziert haben. Dann können es wir ja so lassen und sparen so fröhlich Kosten.

      Aber hauptsache die ganzen Medien und Politiker haben denen dafür die Eier geleckt, dass
      sie die Bitrate, sinnloserweise, reduziert haben.

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