High Frame Rate (HFR): Was wurde aus dem vergessenen UHD-Feature?

Ultra HD steht für mehr als nur Auflösungen von 4K oder 8K. Etwa sind damit auch der erweiterte Farbraum und HDR gemeint. Von einem Feature hört man hingegen kaum noch: High Frame Rate alias HFR.

So basiert UHD eigentlich im Wesentlichen auf sechs Säulen: 1. 4K- / 8K-Auflösung 2. High Dynamic Range (HDR) 3. Wide Color Gamut (WCG) 4. Deep Color Resolution 5. Next Generation Audio (NGA) und 6. High Frane Rate (HFR). Doch Filme mit erhöhten Bildraten kann man an einer Hand abzählen – das letzte Beispiel wäre „Gemini Man“ mit Will Smith, der zwar technisch überzeugen konnte, aber inhaltlich enttäuschte. Und vielleicht ist das auch ein Problem, denn HFR fehlt ein Zugpferd, so wie es etwa „Avatar: Aufbruch nach Pandora“ ehemals für 3D gewesen ist.

HFR meint höhere Bildraten – also Filme oder Serien, die nicht mit 24p, sondern z. B. 60 oder gar 120 fps gedreht worden sind. Das kann Vorteile haben – flüssigere Bewegungen, was in Actionszenen oder bei schnellen Kameraschwenks für mehr Übersicht sorgt. Doch sowohl Kreative als auch Zuschauer haben sich an den 24p-Look gewöhnt. Diese Gewöhnung führt dazu, dass HFR oft als „billig“ empfunden wird. Die Optik erinnert viele Zuschauer an Dokumentationen, Seifenopern oder selbst gefilmte Videos – nicht an bombastische Kinofilme.

Das führt auch zu der Erkenntnis, dass es stark vom Material abhängt, wie die Zuschauer auf HFR reagieren. Etwa finden höhere Bildraten natürlich bei Videospielen seit jeher Akzeptanz. Und auch für Dokumentationen sind sie bestens geeignet. Dasselbe gilt für Sportübertragungen. Probleme gibt es aber bei Kinofilmen in der Akzeptanz. Auch bei Kreativen und Produzenten ist das der Fall. Etwa ist die Erstellung von computergenerierten Effekten bei HFR kostspieliger, schließlich muss auch mehr gerendert werden.

HFR sorgt für Kompatibilitätsprobleme

Außerdem kann es bei HFR zu Problemen mit der Kompatibilität kommen. HDR-Inhalte lassen sich problemlos auch in SDR wiedergeben, bei HFR kann es komplizierter sein. Das hängt zusätzlich auch davon ab, mit welchen Kameras gefilmt wurde. Es ist aber damit zu rechnen, dass 120 Hz / 120 fps mehr an Bedeutung gewinnen wird, sobald die Xbox Series X bzw. die PlayStation 5 auf den Markt kommen. Beide Konsolen unterstützen das Feature.

Auch einige TVs, etwa die LG OLEDs ab dem Jahr 2019, sind bereits für 120 Hz bei 4K-Auflösung gerüstet. Sollten Games mehr mit 120 fps experimentieren, könnte das Thema nicht nur bei TV-Herstellern mehr Bedeutung einnehmen, sondern auch von Filmemachern stärker beachtet werden. Wünschenswert wäre es, denn für einige Inhalte ist HFR eben durchaus geeignet und willkommen. Vielleicht verleiht der nächste „Avatar“ dem ja erneut einen Push – Regisseur James Cameron will da ebenfalls mit High Frame Rate operieren.

Dominic Jahn
Dominic Jahn
Couch-Streamer, TV-Umschalter & Genuss-Cineast. Am liebsten im Originalton, gerne auch in 3D! Paypal-Spende für die 4KFilme-Kaffeekasse
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33 Kommentare
  1. Ist der UHD-Blu-ray-Standard überhaupt für 120fps qualifiziert?
    Sprich schaffen das überhaupt die heutig verbauten HEVC-Decoder?

    Ich bezweifle das Stark! Also braucht es erstmal einen einheitlichen HFR Standard bevor man sich über dessen Verbreitung Gedanken machen kann.

  2. Das grundsätzliche Problem ist die Hardware in den Haushalten, die das HFR nicht liefern können. Im Kino muss natürlich auch die Projektionstechnik dafür ausgelegt sein. Hier gibt es bestimmt auch nicht so viele die darauf umrüsten.
    Im Heimkino kann ebenfalls niemand nativ 120 Hz sehen. Jedoch und das ist viel wichtiger, wirkt das Bild auch herunterskaliert für mich zumindest besser. Zumal in 3D das Bild auch ohne starke Zwischenbildberechnung sehbar besser ist und auch sehr schnelle Bildsequenzen extrem scharf über die Leinwand ziehen. Ich kann nicht nachvollziehen, wieso so viele immer noch dem Ruckelbild hinterher rennen.
    Bei mir war der Film in den schnellen Bildfolgen jedenfalls das Beste was ich bisher im Player hatte.

  3. Gemini Man habe ich zwar nicht gesehen, allerdings fand ich HFR bei Der Hobbit nicht überzogen und sehr positiv von der Wirkung. Es mag zwar meine persönliche Auffassung sein, aber schnelle Sequenzen ruckeln bei 3D Filmen schneller und gerade dies wird durch HFR wieder aufgehoben. Viel hängt ja eh von der Farbabstimmung des Films ab. Wer einen Kinofilm wie eine Soap aussehen lässt, hat es so geplant oder es nicht besser gekonnt.

    • Schnelle Sequenzen ruckeln auch bei 2D-Filmen schnell genug. Das kann man gerade bei Gemini Man schon in den ersten paar Einstellungen sehen, wenn man mal die (60fps) 4K-BD mit der (24fps) 2K-BD vergleicht.
      Und der Vergleich mit Soaps ist IMHO total an den Haaren herbeigezogen. Abgesehen von meinem subjektiven Eindruck, sind tatsächliche Soap Operas ja normalerweise entweder in 60i, 50i oder 24p gedreht. Das heißt, es sind letztendlich Vollbildfrequenzen von 30Hz, 25Hz oder 24Hz. Ein HFR-Film mit 48p, 60p oder 120p hat aber dann auch tatsächlich 48Hz, 60Hz oder 120Hz Vollbildfrequenz. HFR-Filme haben also die 1,6- bis 4-fache Vollbildfrequenz von Soap-Operas.

  4. Ich halte es für durchaus wahrscheinlich dass künftig wieder physische speichermedien mit Filmen etc. Verkauft werden… Oder die bluerays werden Teller Groß… Wenn später kommen ja dann noch selbstfahrende autos und infrastruktur komplett vollautomatisch dazu (die das netz Belasten)
    Industrie 4.0(home Office etc.)
    So schnell kann gar nicht flächendeckend diese bandbreite aufgebaut/ausgebaut werden…

  5. Das Problem bei HFR 120 Hz ist, dass viele UHD TVs dieses nicht wiedergeben können oder zumindestens nicht über HDMI und dieses gilt unabhängig vom Preis und Paneltechnologie. Selbst viele 2020 Modelle können kein 120Hz wieder geben oder zumindestens nicht über HDMI, da nur 2.0b verbaut ist. In sofern wird sich die HFR 100/120 eher nicht durchsetzen, so wie ich das sehe außer bei wenigen Highend Games. Auch für TV-Anstalten und Streamingdienste wird die HFR 100/120 wohl eher kein Thema sein in den nächsten Jahren. Der Datendurchsatz ist viel zu hoch bei HFR100/120 bei 4K mit HDR.

    • Okay, aber bisher gibt es Heimkino-HFR ja sowieso nur bis hin zu 60fps. Wenn Fernseher, wie z. B. jetzt schon die LG CX Serie VRR-fähig werden, ist das Problem in ein paar Jahren irrelevant, wenn Gamer solche Fernseher für sich entdecken.

      • Ich habe Gemeni Man in 120 HFR im Dolby Cinema München gesehen und war überwältigt. Über den Film kann man streiten, die visuelle Performance war aber das krasseste was ich bis jetzt im Kino gesehen habe – gerne mehr davon!

        • Bei mir waren’s im Kino nur 60fps und das war schon extrem beeindruckend. Wäre mal interessant, das zu vergleichen. Ich frage mich, ob ich den Unterschied zwischen 60 und 120fps bewusst wahrnehmen würde.

          • Soweit ich weiß ist die Bildfrequenz für HFR bei Gemini Man 60Hz, beim Hobbit waren es noch 48Hz. Wenn man das ganze in 3D macht, also für beide Augen unterschiedlich, muss man natürlich insgesamt 120 Bilder pro Sekunde zeigen.
            Es wird oft zu Oberflächlich darüber berichtet. Wenn es heißt ein Film wurde mit 120 Bilder pro Sek gedreht weiß man nie genau was gemeint ist.
            Oder hat jemand tatsächlich schon mal einen HFR Film in 2D mit 120 Bildern pro Sek gesehen?
            Die Bildfrequenz in in Hz bei der Wiedergabe ist natürlich auch etwas verwirrend, denn wenn ich jedes Bild doppelt zeige, Schwarzbilder einfüge oder Zwischenbilder berechnen lasse, habe ich auch schnell 120 oder mehr Hz. Am Besten wäre die Bildfrequenz bei der Produktion pro Kamera oder die Originalfrequenz auf dem Medium (z.B. UHD Blu-Ray) pro Bildkanal.

            • Dann wären die 120fps aber nicht wirklich eine Bildfrequenz. Ich bin mir ziemlich sicher, dass im Bonusmaterial von Gemini Man gesagt wurde, dass er zumindest teilweise in 120fps gedreht wurde. Dann bin ich mir sicher, irgendwo gelesen oder gehört zu haben, dass es nur extrem wenig (im einstelligen Bereich) Kinos auf der Welt gibt, die 120Hz tatsächlich zeigen können. Leider weiß ich die Quellen nicht mehr genau, aber ich glaube kaum, dass ich das jedes Mal missverstanden habe.

  6. @Kai
    HFR ist alles, nur nicht realistisch. Gerade dieses unrealistische Bild ist es doch, was kritisiert wird. Was ist an einem starrem Hintergrund realistisch? Der Hintergrund sieht nämlich so aus, als wenn alles im Studio gemacht worden wäre. So wie früher, als man für den Hintergrund noch nen Film auf Leinwand abspielte. Oder spielt sich Dein realistisches Leben in eines Studio ab?

    Nä…. HFR ist der absolute Filmkiller und kommt mir nicht ins Haus. Sehr guter Beitrag übrigens.

    • Oh doch, HFR ist im Vergleich zu 24fps total realistisch. Sorry, aber wer das nicht sehen kann, verbringt zu viel Zeit im (Heim-)Kino. Dass der Hintergrund weniger echt aussehen soll, ist pure Einbildung solcher Leute.
      Back Projection ist etwas total Anderes und sieht komplett anders aus. (Ist übrigens gar keine so schlechte Technik, wen man sie richtig macht, wie z. B. Terminator 2 zeigt.)

  7. Ich habe Gemini man in 2D HFR 4k zuhause auf meinem 55″ OLED gesehen und fand es mega geil! Für mich ist es die neue technische Referenz. Ich mag halt realistischen look.
    „Als wäre man dabei“ ist ein Grundsatz, mit dem Medien seit Jahrzehnten immer wieder werben, gerade bei neuen Technologien.
    Alle Kritiken an HFR sind rein subjektiv und angelernt: „Der Filmlook fehlt.“ „Es sieht billig aus.“
    Leider ist ein so großer Teil der Menschen so sehr an 24p und andere Aspekte des „Filmlook“ gewöhnt, dass es sich jetzt nicht lohnt für die aufgeschlossenen viel in 60p zu produzieren. Technischer Fortschritt der bereitsteht, aber warten muss, bis die Menschen ihn langsam wollen. Auch mal was anderes…

  8. Bei HFR Content muss man auch noch die Renderzeiten erwähnen.
    Ein 24p Film lässt sich wohl wesentlich schneller rendern, als ein Film mit 60 oder gar 120 FPS.
    Ich hätte allerdings nichts dagegen, wenn man in Zukunft nur noch auf HFR setzt. Die Bewegtbildschärfe ist einfach um Lichtjahre besser. Mit 24p verschenkt man da eine Menge an Potenzial bei den höheren Auflösungen.

  9. Was ist denn mit der „Hobbit“-Trilogie? Die wurde in 48 FPS gedreht. Ich frage mich schon länger, wieso es keine HFR-Variante der Filme zu kaufen gibt.

    • Weil es für zu Hause keinen 48fps-Wiedergabestandard gibt.
      Weder Player noch TVs unterstützen diese Wiedergabefrequenz, noch irgendein Disc-Standard diese Form der Speicherung.
      48fps auf 60fps aufzublasen und dann auf Disc zu bannen (was technisch möglich wäre), würde noch sichtbareres Pulldown-Ruckeln erzeugen, als 24fps-Material auf 60Hz aufzublasen (wie es z.B. bei NTSC-DVDs gemacht wird).

      • Player können das wohl noch nicht, aber da es jetzt erste TVs mit VRR gibt, in deren Bildfrequenzbereich 48fps liegt, wird diese Möglichkeit vielleicht nicht mehr lange dauern.
        Man braucht 48fps nicht auf 60fps „aufzublasen“. Man braucht sie nur auf 50fps zu beschleunigen, und schon kann praktisch jeder aktuelle Fernseher sie darstellen. Das ist vollkommen unproblematisch. Bei Film-nach-PAL-Konvertierungen und ähnlichen Verfahren ist etwas Ähnliches jahrzehntelang gemacht worden und niemanden hats gestört.

      • Wenn ein Fernseher die Möglichkeit zur Darstellung von 60fps hat, kann der auch 48. Das Problem wird da höchstens der Player. Bei vielen TV’s ist so einer aber eingebaut, also bei Smart TV’s z.B., da ist das dann nur eine Frage von Software Updates. Und abgesehen davon sind 144Hz bei Computerspielen ja sowieso eine Art Standard, die meisten Games lassen die Framerate frei anpassen.

  10. James Cameron hat bereits Ende letzten Jahres in einem Interview bekannt gegeben, dass seine kommenden Avatar-Sequels NICHT in HFR produziert werden – zumindest weitestgehend nicht, siehe z.B.:

    https://sciencefiction.com/2019/10/23/avatar-sequels-james-cameron-doesnt-understand-shooting-entire-movies-in-high-frame-rate

    Hier was er zu HFR sagt:

    „I’ve seen some clips from Gemini Man. I haven’t seen the picture yet because I’m down here in New Zealand. I’m interested to see it. I mean, I have a personal philosophy around high frame rate, which is that it is a specific solution to specific problems having to do with 3D. And when you get the strobing and the jutter of certain shots that pan or certain lateral movement across frame, it’s distracting in 3D. And to me, it’s just a solution for those shots. I don’t think it’s a format. That’s just me personally. I know Ang doesn’t see it that way. I don’t think it’s like the next 70 millimeter or the next big thing. I think it’s a tool to be used to solve problems in 3D projection. And I’ll be using it sparingly throughout the Avatar films, but they won’t be in high frame rate. But I am curious to see what they came up with.

    Well, this is the thing. To me, the more mundane the subject, two people talking in the kitchen, the worse it works, because you feel like you’re in a set of a kitchen with actors in makeup. That’s how real it is, you know? But I think when you’ve got extraordinary subjects that are being shot for real, or even through CG, that hyper-reality actually works in your favor. So to me, it’s a wand that you wave in certain moments and use when you need it. It’s an authoring tool.“

    Was IMO einen sehr interessanten Ansatz darstellt und in Kurzform auf Deutsch in etwa bedeutet:
    „HFR funktioniert in den meisten Szenen eines Filmes nicht, weil es diese unserem Gefühl nach „billig“ erscheinen lässt und ihnen den Filmlook raubt. Es kann aber, gerade auch in 3D, ein guter Problemlöser für bestimmte, schnell bewegte Objekte oder Szenen sein. Daher ist es für mich eher ein Zauberstab, den man in gewissen Momenten schwingt und benutzt wenn man ihn braucht. Es ist ein Authoring-Tool, taugt aber nicht wirklich als neues Format.“

    Ich bin daher sehr gespannt, was Herr Cameron mit diesen Zauberstab anstellen wird und ob und wie die Implementierung am Ende auf uns wirken wird.
    Mir persönlich erscheint dieser Ansatz, zumindest in der Theorie, zunächst mal deutlich vielversprechender als ganze Filme in HFR zu drehen.

    • Ja, das stimmt, er will HFR nur für einige Szenen einsetzen, bin aber auch selbst gespannt, was am Ende das Ergebnis sein wird.

    • Das nützt aber letztendlich nur dann was, wenn man Filme dann auch in VFR (= variable frame rate) zeigen könnte. Soviel ich weiß geht das bisher nur bei einer experimentellen video player app oder add-on.

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