Ruhestörung vor 22 Uhr? Wann droht Strafe? (laute Musik, Film und Party)

Laute Musik und dröhnender Heimkino-Sound gehören für viele einfach zum Film- und Seriengenuss dazu. Doch schnell stellen sich Fragen: Ist laute Musik vor 22 Uhr eigentlich erlaubt – oder kann bereits am Nachmittag eine Ruhestörung vorliegen? Tatsächlich kann auch tagsüber Ärger mit den Nachbarn oder sogar Bußgelder drohen, wenn der Lärmpegel deutlich über die sogenannte Zimmerlautstärke hinausgeht. Wie ihr beim Heimkino-Sound auf der sicheren Seite bleibt, worauf das Gesetz in puncto „Ruhestörung vor 22 Uhr“ abzielt und welche Rechte eure Nachbarn haben, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

  • Lautstärke und Nachbarn: In Mietwohnungen kann laute Musik und Heimkino-Sound auch die Nachbarn stören, und es reicht nicht aus, nur nachts die Lautstärke und Klangdynamik runterzuregeln.
  • Rechtslage vor 22 Uhr: Laute Musik vor 22 Uhr ist nicht automatisch eine Ordnungswidrigkeit, kann aber dennoch als Ruhestörung gelten, wenn sie die Nachbarschaft erheblich belästigt.
  • Variierende Regelungen: Die Vorschriften zum Lärmschutz und Ruhestörung variieren je nach Bundesland und Stadt, und Mietverträge können zusätzliche Regelungen enthalten.
  • Mögliche Konsequenzen: Für Ruhestörungen, auch vor 22 Uhr, können Bußgelder von bis zu 5.000 Euro verhängt werden.
  • Gegenmaßnahmen: Es gibt viele Möglichkeiten, Lärmbelästigungen zu vermeiden, wie z. B. die Verwendung von Kopfhörern, die richtige Aufstellung der Lautsprecher und die Aktivierung der Dynamikreduzierung.

Wer sich eine Soundbar oder ein AVR-System kauft, denkt meistens in erster Linie an gute Klang fürs Heimkino – gerne natürlich mit Dolby Atmos. Doch auch auf die Bedürfnisse der Nachbarn sollte man achten. Denn egal ob ihr in einer Mietwohnung oder Haus wohnt, wer es bei der Lautstärke übertreibt, riskiert die ungewollte Beschallung seiner Mitbewohner und Mitmenschen. Dahinter steckt in den meisten Fällen auch keine böse Absicht, Konflikte sind aber meist vorprogrammiert. Es reicht dabei nicht aus, nachts eine Dynamikreduzierung zuzuschalten und sich sonst keine Gedanken zu machen. Denn wer die Anlage zu laut aufdreht, riskiert auch vor 22 Uhr für eine Ruhestörung belangt zu werden.

Laute Musik vor 22 Uhr: Wie ist die Rechtslage?

Egal, wie toll und zeitlos Musik auch sein mag, beim Musikgenuss gibt es auch Regeln
Egal, wie toll und zeitlos Musik auch sein mag, beim Musikgenuss gibt es auch Regeln.

Um eine Ruhestörung tagsüber bescheinigt zu bekommen, müsst ihr allerdings schon ziemlich weit gehen. Dass mal eben der Subwoofer röhrt, kann die Nachbarn zwar nerven, eine Ordnungswidrigkeit ist es aber nicht automatisch. Im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) gibt es dabei keine konkreten Regelungen. Es gibt lediglich grobe Grundlagen für das Mietrecht. Dabei haben eure Mitmieter das Recht, gegen Lärm etwas zu unternehmen. Zu laute Musik oder Filme werden dann als Ordnungswidrigkeit behandelt. Denn: Das Ordnungswidrigkeitengesetz (OwiG) hält in § 117 eindeutig fest, dass Lärm eine ebensolche darstellt.

Allerdings kann euer Nachbar behaupten, eure Dolby-Atmos-Anlage macht zu viel Lärm, während ihr davon ausgeht, die Zimmerlautstärke nicht zu überschreiten. Kein Wunder also, dass es immer wieder Rechtsstreits gibt. Denn der oben genannte Paragraf ist doch eher vage gehalten. Beispielsweise wird Lärm / eine Ruhestörung attestiert, wenn die Geräusche ein zulässiges und vermeidbares Maß überschreiten und die Nachbarschaft erheblich belästigen bzw. sogar die Gesundheit schädigen können.

Ihr lest aber schon heraus: Die Grenzen sind fließend. Während euer Nachbar vielleicht beklagt, euer Soundbar-Gewummer treibe seinen Blutdruck in unermessliche Höhen und sei deswegen zu unterlassen, seid ihr euch keiner Schuld bewusst. Vorsicht ist dennoch geboten. Denn solltet ihr wirklich für eine Ruhestörung vor oder nach 22 Uhr belangt werden, drohen nach dem Ordnungswidrigkeitengesetz § 117 Absatz 2 Geldbußen von bis zu 5.000 Euro. In der Regel kommt es davor jedoch erst einmal zu einer Ermahnung durch die Polizei, sollte diese von den Geschädigten gerufen werden.

Ruhestörung vor 22 Uhr: Je nach Bundesland gibt es verschiedene Regelungen

Die Nachtruhe gilt zwischen 22 Uhr und 6 Uhr.
Die Nachtruhe gilt zwischen 22 Uhr und 6 Uhr.

Es gibt aber natürlich Auslegungsspielraum. Nur weil etwa ein Nachbar den Vorwurf erhebt, ihr würdet eine Ruhestörung begehen, muss das nicht objektiv stimmen. Zumal es je nach Bundesland unterschiedliche Lärmschutzvorschriften gibt. Tatsächlich können sogar individuelle Stadtverordnungen Vorschriften zu Lärm enthalten. Obendrein empfiehlt sich der Blick in euren Mietvertrag. Auch dort können bestimmte Dinge, wie z. B. eine Mittagsruhe, festgehalten sein.

Auch wenn die gesetzlichen Regelungen Spielräume lassen, gibt es gewisse Richtwerte. Tagsüber gelten z. B. maximal 40 Dezibel (dB) als Zimmerlautstärke. Nachts sind es jedoch nur 30 dB. Überschreitet ihr diese Werte deutlich, kann dies je nach Uhrzeit als Ruhestörung vor bzw. nach 22 Uhr gewertet werden. Denn die Zeit der Nachtruhe beginnt in fast allen Bundesländern um 22 Uhr und endet dann um 6 Uhr. An Sonn- und Feiertagen wird Lärm am Tag zudem enger gesehen. Da gilt es generell, eher in Richtung Zimmerlautstärke zu tendieren.

Lärmbelästigung: Was könnt ihr tun?

Ihr müsst natürlich nicht selbst die Verursacher sein – vielleicht seid ihr vielmehr die Leidtragenden? So oder so bietet es sich im ersten Schritt an, das Gespräch zu suchen. Wenn der Nachbar über euch lauter „Apocalypse Now“ rotieren lässt, als euer „A Quiet Place“, sodass ihr dem Film nicht mehr folgen könnt, kann ein freundlicher Dialog an der Tür vielleicht schon für einen Kompromiss sorgen. Oft ist den Verursachern nämlich gar nicht bewusst, dass die Nachbarn unfreiwillig mithören. Unser erster Tipp lautet somit:

  • Sprecht mit euren Nachbarn oder ladet diese mit ein: Egal, ob ihr in einem Haus oder Mietwohnung wohnt, es ist immer eine gute Idee, vorab mit den Nachbarn Kontakt aufzunehmen. Bei „planbarem Lärm“ wie Geburtstagspartys oder Wohnungsrenovierungen in einer Mietwohnung, hilft zudem z.B. ein Info-Zettel am Schwarzen Brett. Geht proaktiv auf Nachbarn zu und zeigt damit, dass ihr nicht auf unnötige Konfrontation aus seid. Noch besser wäre es natürlich, wenn ihr eure Nachbarn in eure Freizeitbeschäftigung einbeziehen könntet, dann zeigen diese sicherlich mehr Verständnis, wird es zukünftig einmal lauter.

Zeigt euer Gegenüber keine Einsicht, gibt es folgende Optionen, damit Eintracht einkehrt:

  • Anruf bei der Polizei: Die Ordnungshüter können den Verursacher ermahnen, den Lärm zu unterlassen und bei Uneinsichtigkeit sogar die Lärmquelle – etwa AVR und Lautsprecher – beschlagnahmen.
  • Die Ruhestörung vor oder nach 22 Uhr bei Ordnungsamt und / oder Vermieter melden: Das Ordnungsamt kann Ermahnungen oder Verwarnungen aussprechen und ein Bußgeld verhängen. Der Vermieter kann im Sinne der anderen Mieter eine Abmahnung aussprechen.
  • Bleiben Nachbar und auch Vermieter untätig und die Lärmbelästigung tritt regelmäßig auf, habt ihr eventuell Anspruch auf eine Mietminderung. Das wird besonders bei einer wiederholten Ruhestörung nachts gelten.

Generell solltet ihr auch genau eueren Mietvertrag mustern. Denn ihr könnt davon ausgehen, dass sich für eure Nachbarn im Haus dort dieselben Klauseln finden. Oft sind dort strengere Regeln festgehalten, als allgemein in der jeweiligen Stadt bzw. im jeweiligen Bundesland greifen.

Beispiele für Ruhestörungen vor und nach 22 Uhr

Es sind bei euch immer noch Fragen dazu offen, wann man tatsächlich von einer Ruhestörung sprechen kann? Da bietet es sich an, einige Beispiele zu nennen, die als klare Fälle einzustufen sind.

  • Die Nachbarn schauen nach 22 Uhr gemeinsam mit Freunden einen Film mit hoher Lautstärke und ihr könnt die Dialoge durch die Wände mitsprechen. Hier handelt es sich um eine klare Ruhestörung nach 22 Uhr, welche die Nachtruhe verletzt. Dasselbe gilt im Übrigen auch für laute Musik.
  • Ist in eurem Mietvertrag eine Mittagsruhe festgelegt, diese gilt meistens von 13 bis 15 Uhr, dürfen weder ihr noch euere Nachbarn in dieser Zeit laute Musik hören, Möbel aufbauen, bohren oder die Dolby-Atmos-Anlage röhren lassen. Hier läge dann eine Ruhestörung tagsüber bzw. während der Mittagsruhe vor.
  • Um 17 Uhr dreht euer Nachbar seine Musik so laut auf, dass es die ganze Straße hört. Auch das ist eine Ruhestörung, auch wenn sie nicht in die Mittagsruhe oder Nachtruhe fällt. Denn hier ist die Lärmbelästigung in einem so hohen Maß gegeben, dass z. B. Kinder oder Haustiere geschädigt werden können.

Gegenmaßnahmen: Ruhestörungen am Tag und bei Nacht vermeiden

Kopfhörer sind für Film, Musik und Gaming die perfekte Lösung, um Lärm zu vermeiden. Absorber reduzieren dagegen die Schallübertragung zum Nachbarn und optimieren dabei ganz nebenzu die Raumakustik für euer Hörvergnügen.
Kopfhörer sind für Film, Musik und Gaming die perfekte Lösung, um Lärm zu vermeiden. Absorber reduzieren dagegen die Schallübertragung zum Nachbarn und optimieren dabei ganz nebenzu die Raumakustik für euer Hörvergnügen.

Ihr wollt nicht mit euren Nachbarn in Konflikt geraten, aber auch nicht auf Klaggenuss im Heimkino bzw. beim Gaming oder Musikhören verzichten? Da gibt es mittlerweile glücklicherweise viele Mittel, um einen guten Kompromiss zu erzielen.

  • Nachts die Dynamikreduzierung aktivieren. Die meisten Soundbars, AV-Receiver oder sogar Streaming-Player bieten die Option, den Dynamikumfang für die Audiowiedergabe zu reduzieren. Dadurch erhaltet ihr eine einheitliche Lautstärke, sodass ihr z. B. nicht bei einem Dialog laut aufdrehen müsst, um direkt bei einer explosiven Actionszene die Nachbarn versehentlich wachzurütteln. Dieser Klangmodus kann viel Ärger vermeiden.
  • Kopfhörer: Gaming-Headsets sind für viele Spieler ohnehin Standard, auch um im Multiplayer mit Freunden zu schnacken. Es gibt aber auch viele gute Kopfhörer für die Musik- und Filmwiedergabe – sogar mit Spatial Audio bzw. virtuellem Raumklang.
  • Aufstellung der Lautsprecher: Stellt Lautsprecher nie direkt an die Wand, denn dies reflektiert den Schall dann besonders stark. Ihr könnt auch Akustikstoff bzw. Dämmmatten einsetzen, sodass ihr bei niedrigeren Lautstärken einen sauberen und klaren Sound genießen könnt – da haben also alle Beteiligten etwas davon.
  • Bass reduzieren: Lasst den Subwoofer nachts mal ausgeschaltet oder nutzt einen Klangmodus mit weniger tieferen Frequenzen. Eure Nachbarn können schlafen und ihr habt ungestört Spaß an Filmen und Serien.

Helfen kann es im Übrigen auch, Lautsprecher und Subwoofer zu entkoppeln, damit gerade im Altbau Boden und Wände nicht mitschwingen. Dafür könnt ihr spezielle Absorber und Pads kaufen oder die klassische und günstige DIY-Lösung verwenden – halbierte Tennisbälle.

Lärm und Ruhestörung: Was ist der Unterschied?

Leider gibt es Menschen, die spielende Kinder als Lärm identifizieren. Bei einer ausartenden Party bis tief in die Nacht, geht es definitiv in Richtung Ruhestörung.
Leider gibt es Menschen, die spielende Kinder als Lärm identifizieren. Bei einer ausartenden Party bis tief in die Nacht, geht es definitiv in Richtung Ruhestörung.

Gibt es auch einen Unterschied zwischen Lärm und Ruhestörung? Tatsächlich ist das der Fall. Lärm ist erst einmal generell jede Form von unerwünschten Geräuschen. Aus Sicht des Nachbarn macht ihr also Lärm, wenn ihr euer Heimkino für „Transformers“ ausnutzt. Aus eurer Sicht macht der Nachbar Lärm, wenn er parallel seine klassische Musik aufdreht und damit Optimus Prime übertönt. Lärm kann auch sein, wenn Kinder unter Tags im Garten spielen oder durch die Wohnung trampeln. Ebenfalls Lärm machen die Straßenarbeiter, die wegen eines Wasserschadens die Straße aufreißen müssen. Das sind jedoch hinnehmbare und oft nur temporäre, akustische Belästigungen. Hier ist sicherlich auch eure subjektive Wahrnehmung entscheidend.

Eine Ruhestörung liegt genau dann vor, wenn Geräusche / Lärm bestimmte Grenzen bei der Lautstärke überschreiten. Auch da gibt es aber Spannungsfelder zwischen eurer subjektiven Wahrnehmung und dem objektiven Sachverhalt. Nur weil euch etwa die Musik des Nachbarn nervt, wenn ihr etwa in kompletter Stille meditieren wollt, muss das noch keine Ruhestörung sein.

Zumal es zudem auch je nach Situation rechtlichen Spielraum gibt. Wie unsere obigen Beispiele zeigen, existieren aber dennoch auch klare Fälle. Das hängt eben von der Situation ab. Generell macht sich schlichtweg niemand Freunde, wenn man Nacht für Nacht bis 3 Uhr laute Musik oder die Dolby-Atmos-Anlage dröhnen lässt. Das kann man vermeiden, auch im eigenen Interesse. Sonst klopft im schlimmsten Fall die Polizei an die Tür.

Fazit

Laute Musik vor 22 Uhr ist nicht automatisch erlaubt, wenn sie die Nachbarn erheblich belästigt. Wer Zimmerlautstärke wahrt, Kopfhörer verwendet und auf Dynamikreduzierung setzt, kann auch tagsüber entspannt Heimkino genießen, ohne Bußgelder zu riskieren. Etwas Rücksichtnahme und clevere Technik genügen, damit weder Freunde des guten Klangs noch die Nachbarschaft unter Lärm leiden müssen. Genauso darf man von Nachbarn und Freunden erwarten, dass sie nicht wegen jedem kleinsten Geräusch das Ordnungsamt, die Polizei oder den Vermieter anrufen.

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André Westphal
André Westphal
Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller.
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