Google hat sich vorgenommen mit dem Game-Streaming über Stadia die Zukunft des Spielens einzuläuten. Die ersten Tests zum Launch zeigen, dass wir dann jedoch eher in einer Dystopie leben.
So sprechen die ersten Tests zum Game-Streaming-Angebot davon, dass die versprochene Zukunft des Gaming erst einmal auch eben das bleibe: Zukunft. In der Gegenwart fehlen Google Stadia viele zuvor angekündigte Funktionen und es gibt auch weitere, unverhoffte Stolpersteine. Eine enorme Hürden dürften etwa die Spielepreise sein. So verlangt man bei Stadia z. B. 59,99 Euro für „Red Dead Redemption 2“, das für PS4 und Xbox One bereits für unter 30 Euro zu haben ist – mit Wiederverkaufswert für die Disks, den wir noch gar nicht berücksichtigt haben.
Auch 59,99 für „Rage 2“, mittlerweile ohne Mehrkosten im Xbox Game Pass enthalten, wirken zu hoch gegriffen. Selbiges gilt auch für andere Titel wie „Mortal Kombat 11“ für 89,99 Euro bzw. immerhin als zeitlich begrenzter Stadia Pro Deal für 62,99 Euro. Immerhin dürfte es sich dabei wohl um die Premium Edition handeln, welche zusätzliche Kämpfer enthält. Angesichts der Tatsache, dass man die Spiele allerdings bei einer Plattform von Google erwirbt und jenes Unternehmen dafür berüchtigt ist Dienste aus dem Boden zu stampfen und dann genauso schnell wieder einzustellen, muss man derzeit jede Investition mit etwas Vorsicht betrachten.
Here’s a Mortal Kombat Stadia cutscene recorded on my TV (sry for quality) so you can see the kind of stuttering and sync issues I’m talking about pic.twitter.com/OzmOPraZgh
— Paul Tassi (@PaulTassi) November 18, 2019
Zu jenem Urteil kommt dann auch das bisher wohl negativste Review zu Google Stadia, das von Forbes stammt. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, bezeichnet man den Game-Streaming-Dienst im Test als „Desaster“ und als „Katastrophe“. So kritisiert man den Lag und wiederholt auftretendes Stottern. Allgemein sei Stadia zu früh veröffentlicht worden, Google hätte laut Forbes besser noch ein Jahr abgewartet. Derzeit müsse man gegen die Technik ankämpfen und könne sie deswegen nicht als Komfort empfinden.
Google Stadia erntet zum Launch maue Kritiken
Auch bei The Verge ist man wenig beeindruckt und vergibt für Stadia in Punkten 5/10. Derzeit müsse man Stadia noch als Beta bezeichnen, die nur formal als finales Produkt veröffentlicht worden sei. Kritik erntet auch die Bildqualität: Etwa hakte man deswegen beim Entwickler Bungie nach, der einräumen musste, dass „Destiny 2“ nativ bei Stadia nur in 1080p mit mittleren Details berechnet und dann zu 4K hochgerechnet werde. Man erhält deswegen als Nutzer formal einen 4K-Stream, die Qualität der Grafik ist aber, ungeachtet der Kompression durch das Streaming, schlechter als an etwa einer Xbox One X.
Tech Radar vergibt eines der positivsten Reviews mit 4/5 Sternen. Dort lobt man im Kontrast zu Forbes die stabilen Verbindungen, rät aber auch zu einer Leitung mit mindestens 100 Mbps. Weniger gut findet man das eingeschränkte Launch-Lineup an Spielen und die fehlenden Funktionen. Insgesamt habe es Google aber geschafft eine interessante Konkurrenz für traditionelle Konsolen hochzuziehen.
Wired vergibt stattdessen 6/10 Punkte. Man bescheinigt Stadia ein hohes Potential und empfindet auch den offiziellen Controller als extrem gelungen. Weniger sei Stadia aber für Action-Spiele geeignet, da der Input Lag doch mehr störe, als Google das versprochen habe. Außerdem müsse man mit einer gewissen Skepsis an Stadia gehen, da eben unsicher sei, wie lange Google an der Plattform festhalten werde.
The Guardian vergibt eine ähnliche Wertung, nämlich 3/ Sternen. Man lobt dabei, dass Google es tatsächlich bewerkstelligt habe eine Alternative zu Konsolen und Gaming-PCs anzubieten. Allerdings wirke der Launch übereilt, da noch zu viele Funktionen Zukunftsmusik seien. Zudem sei der Preis aktuell zu hoch, da man neben der Founders bzw. Premiere Edition für 130 Euro noch das Abonnement und die einzelnen Games bezahlen müsse. Rechne man noch ein, dass eine schnelle Internetverbindung Pflicht sei, dann falle die Bilanz für Stadia da nicht so positiv aus, wie Google das gerne bewerbe.
In der Gaming-Presse, z. B. bei IGN, sieht es ähnlich aus. Müsste man Stadia aktuell eine Wertung geben, dann würde sie bei 6/10 stehen. Auch Gamespot äußert sich ähnlich zu Stadia und unterstellt dem Cloud-Gaming enormes Potential, das aber eben aktuell noch nicht ausgeschöpft werde.
Ein Problem, sind dabei im Übrigen auch die Drosselungen, die manche Anbieter bei sehr hohem Datenverbrauch innerhalb kurzer Zeit vornehmen. In den USA sind es die sogenannten Data Caps, welche viele Internetanbieter dort anlegen. In Deutschland darf offiziell nicht gedrosselt werden, doch auch hier ist es sicherlich nicht unmöglich, dass zu sehr betriebsamen Zeiten, wenn die Leitungen stark belastet sind, bei Stadia Probleme auftreten. Innerhalb einer halben Stunde sei es bei Stadia durchaus üblich, auf einen Datenverbrauch von mehr als 6 GByte zu kommen.
Warten wir mal ab, wie Stadia sich entwickelt. Habt ihr an dem Dienst für Game-Streaming Interesse?