Es ist bereits groß durch die Medien gegangen, dass bei der Nutzung von Smart Speakern wie den Amazon Echo oder dem Apple HomePod einige der Spracheingaben und Aufzeichnungen später auch anonymisiert von Menschen angehört und ausgewertet werden. Wie nun bekannt geworden ist, gilt das im Falle von Amazon und dessen Cloud-Kameras aber auch für Videomaterial.
So gibt es dafür gesonderte Teams in Rumänien und Indien, die dort Videomaterial von Hand auswerten – zum einen zur Korrektur von Fehlern und zum anderen um die Algorithmen zu verbessern. In den USA wird die Amazon Cloud Cam seit 2017 angeboten. Klarstellen sollte man, dass eben nicht alle Videos von Hand ausgewertet werden, sondern nur ausgewählte Clips.
Ziel ist es, ähnlich wie auch im Falle der Auswertung von Audioaufnahmen, die KI zu verbessern. Dadurch soll es den Kameras bzw. ihren Algorithmen auf lange Sicht leichter fallen Einbrecher und Personen im Sichtfeld von falschen Alarmen, etwa vorbeihuschenden Katzen, zu unterscheiden. Im Falle des Videomaterials macht sich manch einer aber vielleicht noch mehr Sorgen als bei den Audioaufnahmen.
Ausgewertet werden aber laut Amazon selbst nur Aufnahmen, die gezielt von Kunden eingeschickt wurden, um auf Fehler und Probleme hinzuweisen. Auch wenn einige Kollegen das Thema also derzeit aufbauschen und diesen wichtigen Punkt unterschlagen, sollte man das im Kopf behalten. Hier liegt also keineswegs ein Skandal vor, bei dem Amazon allerlei Videos nach Lust und Laune durchreichen würde.
Video-Auswertungen sind dennoch heikel
Trotzdem ist das Thema nicht ganz unkritisch zu sehen: Denn laut Amazon-Mitarbeitern, die anonym bleiben wollen, sei man durchaus schon bei den Auswertungen auf Aufnahmen gestoßen, die nicht so wirken, als seien sie bewusst eingereicht worden – etwa Videos, in denen Personen Sex haben. Derlei Clips werden jedoch intern aussortiert, da sie sich nicht eigenen, um die KI / Algorithmen zu trainieren.
Amazon hat zudem zu Protokoll gegeben, dass die Mitarbeiter, welche an den Video-Auswertungen arbeiten, strenge Richtlinien erfüllen müssen. Etwa arbeiten sie auf nur eingeschränkt zugänglichen Etagen, auf denen auch keine Nutzung von Mobiltelefonen gestattet sei. Die anonymen Mitarbeiter behaupten wiederum dennoch, dass schon Videomaterial herausgeschmuggelt worden sei. Auch sei oft fragwürdig, ob es sich wirklich um bewusst eingeschicktes Material handele, da so gut wie nie direkte technische Probleme zu erkennen seien.
Auch könnte man bemängeln, dass Amazon seine Kunden nicht transparent darüber informiert, wo ihr Videomaterial landen kann, selbst wenn es freiwillig zur Auswertung eingeschickt wird. So gibt der Online-Riese lediglich vage an, dass man sich das Recht vorbehalte, Clips, die für die Fehlerbehebung preisgegeben werden, weiter zu verarbeiten – auch unter Zuhilfenahme menschlicher Mitarbeiter.