Neue Dual-Layer-LCD Displays sind besser als OLED

Sony hat mit dem BVM-HX310 ein Dual-Layer-LCD Monitor veröffentlicht, welcher es mit der OLED-Konkurrenz aufnehmen kann und in vielen Punkten die selbstleuchtenden Pixel übertrifft. 

Vincent Teoh von hdtvtest.co.uk hat ein interessantes Video über Sonys neuen BVM-HX310 Mastering Monitor veröffentlicht. Das neue Modell basiert auf einer neuen neuen LCD-Technik und beerbt den X300 Reference OLED Monitor von Sony, der in professionellen Film- & Serienproduktionen eingesetzt wird. Es handelt sich um ein 31 Zoll Modell mit echter 4K Auflösung (4.096 x 2.160 Bildpunkte). Anhand dieses Testgerätes erklärt Vincent nochmals die Vor-/Nachteile der LCD und OLED-Technologie und geht darauf ein, wieso die Dual-Layer-LCD-Technologie so vielversprechend ist.

Single-LCD vs. OLED

OLED scheint im Heimkino-Segment aktuell das Maß aller Dinge zu sein. Die selbstleuchtenden, organischen Pixel können einzeln angesteuert und bei Bedarf auch komplett ausgeschalten werden. Damit lässt sich ein perfekter Schwarzwert und theoretisch einen unendlichen Kontrast darstellen. LCD-Displays bestehen dagegen aus mehr Schichten die lichtdurchlässig sind. Das LED-Backlight ist fast immer an und die Helligkeit wird nur durch die Flüssigkristalle in der LC-Schicht geblockt. Direkt LED-Backlight Systeme können den Kontrast und Schwarzwert noch verbessern, bleiben aber auch, je nach Content, nicht von Halo- oder Blooming-Effekten verschont. Im Ultra-High-End Segment greifen daher immer mehr Kunden gerne zum OLED.

Neues Dual-Layer-LCD Display oder LMCL

Es ist schon einmal eine Ansage, wenn Sony für seinen neuen Referenz-Monitor von OLED auf LCD umschwenkt. Die hier genutzte Dual-Layer-LCD Technologie oder „Light Modulating Cell Layer (LMCL) ist aber weit entfernt von den LCD-Displays, die wir aus TV-Geräten für Konsumenten kennen. Die Technik stammt ursprünglich von Ingenieuren aus Panasonics LCD Entwicklung und Fertigung. Ein normaler LCD-TV nutzt ein Backlight (Edge oder Direct) und ein zusätzlichen LC-Layer. Die neue Display-Technologie wird um eine zusätzliche monochrome LC-Schicht erweitert, die das Licht Pixel-genau steuern kann. Sieht man sich die Anordnung der Pixelstruktur des BVM-HX310 unter dem Mikroskop an erkennt man, dass es sich um ein IPS-Panel handelt. Die LC-Schicht eines IPS-Panels hat ein Kontrastverhältnis von 1.000:1. Die zusätzliche monochrome Schicht hat ebenfalls 1.000:1. Multipliziert man diese Werte, erhält man einen Kontrast von 1.000.000:1, was auch in den von Sony angegebenen Spezifikationen für den Referenzmonitor steht.

In dieser Testsequenz von "Batman v Superman" bleiben die Schwarzen Balken komplett dunkel auf dem Dual-Layer-LCD Monitor von Sony
In dieser Testsequenz von „Batman v Superman“ bleiben die Schwarzen Balken komplett dunkel auf dem Dual-Layer-LCD Monitor von Sony || Bildquelle: hdtv-test – Youtube

Unglaublicher Schwarzwert für einen LCD

Der Schwarzwert im SDR-Modus ist mit 0.004 nits (Schachbrett-Testbild) unglaublich gut für einen LCD-Monitor. Das menschliche Auge wird diesen Wert als „Schwarz“ wahrnehmen. Nur wenn man den Monitor länger in einem dunklen Raum betrachtet, kann man die minimale Helligkeit wahrnehmen, da sich unsere Augen an die dunkle Umgebung anpassen und empfindlicher für Licht werden. Im HDR-Modus steigt dieser Wert nur marginal auf 0.008 nits an. Hierbei handelt es sich um den nativen Schwarzwert eines Pixel, selbst wenn er sich direkt neben einem hellen Pixel befindet. Übrigens, die Werte für die Farbdarstellung bewegen sich, wie nicht anders zu erwarten, auf Referenz-Niveau innerhalb des DCI-P3 Standards. In vielen Belangen ist die neue Technik einem OLED gleichwertig. Doch wo bleiben die Vorteile?

Diese Szene von der Matrix 4K Blu-ray mit einer hohen APL (Durchschnittlichen Bildhelligkeit) stellt der Sony HX310 weitaus besser als ein OLED TV dar!
Diese Szene von der Matrix 4K Blu-ray mit einer hohen APL (Durchschnittlichen Bildhelligkeit) stellt der Sony HX310 weitaus besser als ein OLED TV dar! || Bildquelle: hdtv-test – Youtube

Vorteile gegenüber OLED

Es gibt drei Punkte, in der die neue Dual-Layer-LCD oder LMCL-Technologie den etablierten OLED-Displays den Rang ablaufen. Das Display kann auf großflächigen, hellen Darstellungen eine Helligkeit von 1.000 nits halten. Die APL oder Average Picture Level ist weitaus höher, was ihr auch auf dem Bild oben sehen könnt. Während das weiß in der Szene von Matrix auf dem Referenz-Monitor mit rund 1.000 nits darsgestellt wird, sind es beim OLED durch den Automatic Brightness Limited (ABL) gerade einmal 150-180 nits. Die Frage, welches der beiden Bilder besser aussieht (ausgenommen von der Größe) sollte jeder subjektiv beantworten können. Die Darstellung von Helligkeitsbereichen die ganz knapp über absolutem Schwarz liegen, sind mit dem X310 ebenfalls besser darstellbar. So können z.B. Details im schwarzen Mantel von Neo auf dem OLED verschwinden, weil der Pixel komplett abgeschalten wird, während das Dual-Layer-LCD-Display so fein abstuft, dass die Details erhalten bleiben. Und zuletzt besteht natürlich eine weitaus geringere Gefahr für temporäre oder bleibende Beeinträchtigungen des Bildes sprich Image Retention oder Burn-In.

In einem Punkt bleibt OLED aber weiterhin vorne – beim Blickwinkel. Da die meisten Nutzer jedoch ihren Sitzplatz mittig zum Fernseher wählen, sollte diesem Punkt vielleicht nicht allzu viel Beachtung geschenkt werden.

Dual-Layer-LCD Fernseher sind bereits verfügbar

Diese Angaben beziehen sich alle auf einen Referenz-Monitor von Sony, der schlanke 30.000-35.000 Euro kostet. Wer jedoch meint, die Technologie ist noch Monate und Jahre entfernt, der dürfte freudig überrascht werden. Das 65 Zoll Hisense U9 Modell, welches bereits in China in den Handel gekommen ist, nutzt bereits diese bzw. eine ähnliche Technologie. Ob diese genau so feine Abstufungen erlaubt wie der Referenz-Monitor von Sony darf bezweifelt werden. Es dürfte sich jedoch ein Vorteil gegenüber der LCD-Konkurrenz im mittleren und High-End-Segment ergeben. Auch Apples XDR Display Monitor nutzt die gleiche Technologie. Sollten sich die ersten Modelle am Markt beweisen, dann ist es sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis TV-Hersteller sich dieser vielversprechende Technik ausgiebig widmen.

Dominic Jahn
Dominic Jahn
Couch-Streamer, TV-Umschalter & Genuss-Cineast. Am liebsten im Originalton, gerne auch in 3D! Paypal-Spende für die 4KFilme-Kaffeekasse
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13 Kommentare
  1. Gilt Folgendes auch für ein Tandem-OLED: So können z.B. Details im schwarzen Mantel von Neo auf dem OLED verschwinden, weil der Pixel komplett abgeschalten wird?

  2. Diese Technik generiert den Reiz doch wohl über die maximale gedämmt Helligkeit von 1000 Nits und nicht durch ähnliche Schwazwärte. Schaut man sich den Verbrauch schon bei ca 30 Zoll an spielt der Verbrauch sehr wohl eine „EU“ Rolle. Den das dürfte den Rahmen des akzeptablen sprengen.

  3. Die Funkausstellung wird spannend, LCD entwickelt sich immer weiter und wer gedacht hat, dass nun Schluss ist, wird wieder überrascht. Auch das mini LED Backlight, dass TLC in 4k und 8k zeigt wird sehr interessant und vor allem auch für viele bezahlbar. 1000 Dimmzonen, guter Schwarzwert mit top Helligkeit.

  4. Es fehlt der Punkt Reaktionszeit !? Ein IPS Panel hat bis zu 10ms also etwas Motion Blur. Das fällt bei 24p kaum auf und kaschiert sogar Juddering etwas aber mit Zwischenbildberechnung verliert man an Bewegungsschärfe. Trotzdem interessant denn die Leuchtkraft bzw. Energieeffizienz von OLED scheint kaum noch besser zu werden. Man könnte zwar auch ein 1000 nits Vollbild erzeugen aber vermutlich nur mit 1000 Watt Stromverbrauch.

  5. Als 65″ plus „Prügel“, würde so ein Bildschirm wahrscheinlich keine Zulassung wegen des hohen Stromverbrauchs durch die EU bekommen !

    • Man könnte genau wie bei OLED mit einem ABL arbeiten und würde mit z.B. 300 Watt bestimmt noch auf 500 nits Vollbild Weiss kommen statt 150 nits bei OLED.

  6. Mir gefällt die Konkurrenz der Display-Techniken.
    Dadurch werden die Displays besser und auch günstiger für TVs und Monitore.
    Ich bin gespannt, ob sich eine Display-Technik mittelsfristig durchsetzt oder mehrere nebeneinander existieren werden neben günstigen Standard LCD-Displays für Discount Full-HD und 4K Fernseher und Computermonitore für bis zu 500 € Listenpreis.

  7. Ich muss diesen Optimismus im letzten Abschnitt doch dämpfen:
    Diese Technik ist nicht tauglich für den Massenmarkt und wird es auch nicht werden. Die LCD-Paneltechnik ist weitgehend ausentwickelt und es gibt keine großen Sprünge mehr beim LCD-Panel selbst. Man hat eine gewissen Grenze an Lichtdurchlässigkeit erreicht und 2 LCDs hintereinander dämpfen das Licht extrem sodass sehr viel stärkere Backlights notwendig sind. Dadurch steigt der Stromverbrauch natürlich enorm mit einhergehender Hitzeentwicklung die aktiv gekühlt abeführt werden muss.
    In einem der c’t uplinks oder der heiseshow hat sich die Displayexpertin der c’t darüber geäußert dass diese Technik in der EU aufgrund bestehender Energieeffizienz Richtlinien sehr wahrscheinlich gar nicht zugelassen wird weil die Produkte so viel Strom verbrauchen würden.

    Und mit den oben von Zischrot schon angesprochenen Verbesserungen von OLED und der baldigen Marktreife von mLED und QD OLED ist diese Dual-LCD Technik für den Massenmarkt schon gestorben.

    • Wenn im Gerät nur ein 300 Watt Netzteil verbaut wird dann kann es auch nicht mehr Strom verbrauchen also zieht der EU hate schonmal Null lol Der TV hat dann eine automatische Helligkeitsbegrenzung also ähnlich wie bei OLED aber mit weniger Abdunkelung.

  8. Die Frage für die TV-Display-Hersteller ist halt jetzt, ob diese Technologie wirklich so vielversprechend ist, dort jetzt noch groß zu investieren, wenn auch mLED oder QD OLED in geschätzten 5 bis 10 Jahren marktreif wären/sind und bei OLED ja im allgemeinen auch noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist (Stichwort Top Emission oder gedruckte OLEDs z.B.). Es ist ja eine Sache einen kleinen Referenzmonitor zu entwerfen, aber was ganz anderes doppelt und drei mal so große Panels in Großserie zu produzieren (für die die Produktionsstätten dann auch erst mal gebaut werden müssten).

    Da sich die OLEDs bei Monitoren ja noch nicht wirklich verbreitet haben, könnte ich mir auch dort ein Einsatzgebiet für die Dual Layer LCDs vorstellen, sofern diese ähnliche Reaktionszeiten und Framerates erreichen können wie die derzeitigen (Gaming-)Monitore. Aber generell entscheidend wird natürlich die Frage sein, wie günstig die DL LCDs in Serie produziert werden können.

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