Panasonic hat mit der Lumix DC-G91 einen direkten Nachfolger für die G81 veröffentlicht. Letztere befindet sich auch in meinem privaten Besitz und kommt als Allround-Kamera für Fotos und Videos zum Einsatz. Die neue Generation ist kein Quantensprung, bringt aber willkommene Verbesserungen mit sich.
Die Lumix G91 ist eine MFT-Kamera (Micro Four Thirds) für die Mittelklasse. Während die G81 noch mit 16 Megapixeln haushalten musste, hat Panasonic für den Nachfolger auf 20 Megapixel aufgestockt. Mustert man die sonstigen Funktionen, erspäht man allerdings mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. So integriert auch die G91 einen Dual-Bildstabilisator. Das bedeutet, wenn das jeweilige Objektiv es unterstützt, können Kamera und Objektiv quasi gemeinsam das Bild stabilisieren. Bei Videoaufnahmen funktioniert das erstklassig. Auch der Spritzwasserschutz für das Gehäuse ist geblieben.
Damit keine Missverständnisse auftreten: In anderen Ländern ist die G91 auch als G90 bzw. G95 bekannt – es handelt sich aber jeweils um die identische Kamera. Der reine Body der Kamera wiegt 533 Gramm und ist damit im MFT-Mittelfeld anzusiedeln. Als Maße sind 13 x 9,3 x 7,7 cm zu nennen, was vergleichbar mit der G81 ist. Wer schon einmal eine Vollformatkamera mit sich herumgeschleppt hat, wird staunen, wie portabel die Lumix G91 im Vergleich ist.
In meinem Erfahrungsbericht, erkläre ich nun ein bisschen was zur Ausstattung und Verarbeitung der Kamera, bevor ich auf die Foto- und natürlich die Videoqualitäten eingehe. Ich liefere hier aber ausdrücklich keinen Test mit professionellen Messmethoden, sondern mehr den subjektiven Eindruck eines Lumix-Stammnutzers.
Ausstattung und Verarbeitung der Lumix G91
Panasonic setzt zwar zugunsten des Schutzes gegen Spritzwassers auch auf eine Magnesiumlegierung für das Gehäuse, das Gros der Oberfläche ist aber von einer Gummierung überzogen bzw. durch Kunststoff abgedeckt. Ich mag die Ergonomie der Lumix-Kameras und die G91 liegt direkt ähnlich gut in der Hand wie die G81. Durch die Gummierung erreicht man einen sehr festen Grip.
An der rechten Seite schiebt man SD-Speicherkarten ein – bei der Aufzeichnung von 4K-Video sollte man auf die entsprechenden Geschwindigkeiten achten. Der Slot für den Akku findet sich wiederum an der Unterseite. Feine Sache, denn so kommen sich die beiden Dinge nicht ins Gehege. Man muss also etwa nicht den Akku entfernen, um an die Speicherkarte zu kommen.
Der Standard-Akku der Panasonic Lumix G91 arbeitet mit 1.200 mAh und 7,2 Volt. Im Handel ist auch noch ein optionaler Batteriegriff zu haben. Die Aufladung des Akkus kann direkt an der Kamera über Micro-USB erfolgen oder aber in der beiliegenden Ladeschale, die dann logischerweise an eine Steckdose gehängt werden muss. Hier weicht man aber beim Vorgängermodell ab: Das kam mit einem Standard-Netzteil für die Ladeschale. Hier verbindet man die Schale ebenfalls mit einem USB-Kabel mit dem Netzteil. Deswegen kann man die Schale beispielsweise auch statt direkt an eine Steckdose optional an einen USB-Hub oder eine Powerbank anschließen.
Weiterer Pluspunkt der G91 gegenüber der G81: Neben einem Mikrofon-Anschluss, der nun weiter nach oben verlagert wurde, steht jetzt auch ein separater Klinkenanschluss für Kopfhörer stramm. Das könnte für einige Nutzer ein Kaufargument sein. Denn an der G81 gab es nur einen Mikrofon- aber keinen Kopfhöreranschluss. Auch ein Micro-HDMI-Anschluss darf nicht fehlen. Ebenfalls gibt es noch einen Port für einen Fernauslöser.
Die Anordnung der Bedienelemente fällt sehr ähnlich der G81 aus, ist aber weiter optimiert worden. Deswegen befindet sich an der Oberseite nun etwa die separate ISO-Taste. Dreh- und Angelpunkt in der Bedienung dürfte für viele Hobbyknipser auch der OLED-Touchscreen mit 1,04 Mio. Pixeln sein. Er ist zum 180° schwenk- und um bis zu 270° drehbar. Außerdem gibt es einen elektronischen OLED-Sucher mit 2,36 Mio. Bildpunkten.
Als Brillenträger ist die Benutzung des Suchers etwas nervig, man kann den Sucher aber auf geringe Dioptrien anpassen. Über einen Sensor, der auch abschaltbar ist, erkennt die G91, ob man den Sucher nutzt und schaltet den Touchscreen dann ab, um Strom zu sparen. Wie die G81 bietet die G91 zudem frei belegbare Funktionstasten für die sich zwei unterschiedliche Konfigurationen speichern lassen.
Die Panasonic Lumix G91 bietet als Schnittstellen zudem auch noch Bluetooth und Wi-Fi, was etwa die Steuerung über Panasonics kostenlose Image App unter Apple iOS bzw. Android ermöglicht. Das ist aber leider eine eher unausgereifte Sache: In unserem Test mussten wir in Kombination mit einem Xiaomi Mi 9 regelmäßige Verbindungsabbrüche verzeichnen, so dass schon die Benutzung des Smartphones als Fernauslöser eher nervig als hilfreich gewesen ist.
Fotos mit der Lumix G91
Mit der Lumix G91 kann man, wie mit jeder brauchbaren Systemkamera, sowohl mit automatischen, als auch mit manuellen Einstellungen fotografieren – als RAW und JPG. Dabei gibt es quasi auch einen Mittelweg, denn man kann auf Wunsch aus etlichen Motivprogrammen wählen, etwa für Porträts von Personen, Sonnenuntergänge und Nachtaufnahmen. Es ist auch möglich direkt HDR-Fotos aufzunehmen oder aber bis zu sieben Fotos mit je einer Blendenstufe Abstand zu knipsen, um sie später manuell in passender Software zu einem HDR-Bild zu kombinieren. Kleine Warnung: Wer immer nur automatisch fotografiert, wird rasch feststellen, dass die G91 zur Überbelichtung tendiert. Es ist also sehr zu empfehlen, sich schnell auf den manuellen Modus einzulassen.
Verspielte User können auch auf ihre Bilder direkt beim Knipsen verschiedene Filter anwenden, die an Instagram erinnern. Ob das direkt an der Kamera Sinn ergibt und nicht lieber bei Bedarf am Rechner mit der passenden Software vorgenommen werden sollte, muss natürlich jeder für sich entscheiden. Auch Serienbilder kann die Panasonic Lumix G91 knipsen – bis zu 9 Bilder pro Sekunde. Was den Fokus der Aufnahmen betrifft, so hat man freilich mehrere Optionen: Autofokus mit mehreren Fokuspunkten, kontinuierlichen Autofokus (für bewegte Objekte) und auch manuellen Fokus. Letzterer Modus unterstützt den Fotografen mit einer Fokuslupe und Anzeige des Fokuspeaking.
Besonderer Kniff: Die G91 verfügt über eine 4K-Fotofunktion, die mit 30 Bildern pro Sekunde aufzeichnet. Im Grunde liefert man hier eine Mischung aus Serienbild und Video ab. Fokus-Stacking wiederum ermöglicht es mehrere Bilder nacheinander mit unterschiedlichem Fokus zu knipsen. Am Ende kann man die Bilder kombinieren und so größere Bereiche des Bildes scharfstellen. Dieses Feature beherrschte aber auch die G81 natürlich schon. Auch Zeitraffer-Videos sind möglich, die im Grunde aus einzelnen Fotos zusmmengesetzt werden. Die Ergebnisse kann man durch manuelle Festlegung der Intervalle stark beeinflussen – oben ist ein Beispiel.
Neu ist aber das Live-Composite. Dieses Feature ermöglicht es auch bei wenig Umgebungslicht eindruckvolle Bilder zu knipsen, ohne dass es überstrahlte oder zu dunkle Bildbereiche gibt. Allerdings ist hier der Einsatz eines Stativs zwingend und es darf keine Verwacklungen geben. Das gilt auch sobald Auto-Bracketing und HDR aktiviert werden, dann ist ein Stativ Pflicht, weil mehrere Bilder zusammengelegt werden. Wer also HDR von Smartphones kennt, sollte Obacht geben. Weitere Beispielfotos bieten wir im Übrigen an dieser Stelle für Interessierte zum Download an – die Bilder sind komplett unbearbeitet.
Videos mit der Lumix G91
Panasonic legt seine Systemkameras im Grunde genau so stark auf Videos wie auf Fotos aus. Diesem Prinzip bleibt man sich auch bei der G91 treu, wie ja schon der hinzu gestoßene Kopfhöreranschluss zeigt. Außerdem lassen sich Videos als AVCHD (mit bis zu 1080p / 60 fps) bzw. Als MP4 (4K / 30 fps) aufnehmen. Man nutzt dabei allerdings noch den alten Codec H.264 und nicht den modernen H.265. Die Bitraten liegen bei maximal 28 Mbit/s für 1080p und bis zu 100 Mbit/s für 4K.
Vorteil gegenüber der G81: V-Log ist vorinstalliert. Außerdem gibt es keine Beschränkungen mehr für die Dauer der Videoaufzeichnung außer natürlich der Akkulaufzeit bzw. der Größe der Speicherkarte. Bei der G81 lag die maximale, kontinuierliche Videoaufzeichnungsdauer noch bei 29:59 Minuten. Während man Videos aufnimmt, lassen sich Fokus und Videos immer noch anpassen. Freilich ist auch der Dual-Bildstabilisator nutzbar, was bei Handheld-Aufnahmen einen gehörigen Unterschied machen kann.
Es lässt sich natürlich neben einem automatischen und auch einem manuellen Modus wählen. Etwa kann man so die Einstellungen für Schärfe und Kontrast regeln, da es sinnvoll ist beides in der Kamera eher niedrig zu halten, will man noch in der Post-Production mehr herumspielen. Ein Minuspunkt bleibt das interne Mikrofon, das im Grunde kaum zu gebrauchen ist – der Kauf eines externen Mikrofons sollte also Pflicht sein.
Die erzielten Ergebnisse hängen natürlich auch stark vom verwendeten Objektiv ab. Ich habe die Videos mit einem Panasonic H-H025E gedreht, das verhältnismäßig günstig ist, aber dank seiner Blende von f/1.7 lichtstark daherkommt. Für die Testaufnahmen mit dem Dual-IS haben ich das H-FS12060 verwendet, welches ich damals im Kit mit der G81 erworben habe.
Rein qualitativ wird man keinen Quantensprung bei den aufgenommen Videos bemerken, wenn man direkt mit der G81 vergleicht – schließlich bieten beide Kameras keine volle Sensorauslesung, was immer noch der Oberklasse vorbehalten bleibt. Aber es sind nun eben dank des Kopfhöreranschlusses, V-Log-Unterstützung und der Aufhebung der maximalem Aufzeichnungslänge mehr Optionen vorhanden.
Fazit
Wer eine G81 besitzt, muss sich keine großen Gedanken machen, denn der Umstieg zur Panasonic Lumic DC-G91 wäre gemessen an den Kosten verschenktes Geld. Allerdings ist die neue Kamera eine sehr gelungene Evolution: Der Kopfhöreranschluss ist ein enormer Mehrwert, die V-Log-Unterstützung war überfällig und die Aufhebung der maximalen Aufzeichnungsdauer ist ebenfalls ein Vorteil der neueren G91.
Wer Fotos und Videos aufnimmt, kann mit der G91 im MFT-Segment sehr gute Ergebnisse erzielen, zumal die Bedienung auch für Einsteiger geeignet ist. Allerdings ist das auch Geschmackssache: Der eine schwört auf Canon, der nächste auf Nikon und ein anderer kommt eben mit Panasonic am besten klar. Vor allem lohnt sich die Lumix G91 als Allround-Modell, denn bei dieser Systemkamera hat Panasonic eben ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, dass Foto und Video im Grunde gleichwertig nebeneinander stehen.
Dank des Spritzwasserschutzes lässt sich die G91 auch bei rauerem Wetter draußen einsetzen.
Als Kritikpunkte lassen sich aber das schlechte interne Mikrofon und die eher aggressive Rauschunterdrückung anführen. Beide betrifft aber auch schon die G81. Wer aber eine Mittelklasse-Systemkamera sucht, die für Foto und Video gleichermaßen komfortabel geeignet ist und im Handling auch Neulinge nicht überfordert, der kann sich die G91 auf jeden Fall einmal ansehen. Die G81 bleibt am Markt jedoch eine günstigere Alternative für diejenigen, welche die neuen Features nicht benötigen und so ein paar Hundert Euro sparen könnten.
- Wechselobjektivkamera mit brillanter Bildqualität – 20 MP Live-MOS-Sensor ohne Tiefpassfilter, extrem schneller Hybrid-Kontrast-AF (0,07s), Dual I.S. Bildstabilisierung
- Handliche 4K Systemkamera für Foto & Video – u. a. Serienbilder mit 30 B/s, Focus Stacking, 4K 30p Video ohne Zeitlimit
- Outdoor Camera – Staub- und Spritzwasserschutz, Magnesiumfront
- Komfortable Bildkontrolle – frei schwenkbarer OLED Touchscreen & OLED Sucher
- Lieferumfang: DC-G91 DSLM Kameragehäuse, Akku, Ladegerät (inkl. AC-Adapter und USB-Verbindungskabel), USB-Kabel, Blitzschuhabdeckung, Trageriemen, Gehäusedeckel
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Schöner Bericht, aber beim Gewicht hast Du Dich vertan: Die G91 wiegt mit Batterie und Speicherkarte 533g.
Zum Vergleich: der Body der Vollformatkamera S5II liegt bei 737g, die neue G9II mit dem gleichen Body bei 680g.
Danke, habe ich gleich abgeändert.