Talk To Me auf 4K UHD Blu-ray im Test: Horror-Überraschung mit konsequentem Finale

Wir testen die 4K UHD Blu-ray des Horror-Schockers „Talk to Me“. Der Überraschungserfolg des Kinojahres 2023 hat einiges drauf. Perfekt ist „Talk to Me“ jedoch auf keinen Fall, doch wir würden gerne mehr davon sehen!

Inhalt (70%)

Wenn ein Film das 20-fache seines Budgets in den Kinos einspielt, darf man zurecht mal aufhorchen. Nicht selten handelt es sich dabei um Beiträge aus dem Horrorgenre, da diese meist recht günstig produziert werden (können) und gleichzeitig ein treues Zielpublikum haben. Dass aber ein in Australien produzierter und mit Darstellern von Down Under besetzter Grusler in den USA so erfolgreich läuft, ist dann schon eine kleine Ausnahme.

Selbst Wolf Creek war vor 20 Jahren nicht dermaßen erfolgreich, wie es jetzt Talk To Me ist. Vielleicht half dem Film die Prominenz der Zwillingsbrüder Danny und Michael Philippou, welche die beiden Regisseure von Talk To Me durch ihren überaus beliebten YouTube-Kanal „RackaRacka“ genießen. Darin liefern sie sich unter anderem einen Prank-Wettstreit mit ihrem Vater, der nicht selten (eher häufig) krasse Formen annimmt und sich an Horrorvorbildern orientiert oder inszenieren Live-Action-Horror-Videos. Beiträge wie Halo vs. Call of Duty oder Ronald McDonald Chicken Store Massacre haben bis zu 65 Mio. Aufrufe.

Greif‘ das Händchen!

Die Idee zum Film basiert auf einer Tatsache, die Danny Philippou mit 16 Jahren passierte. Damals hatte er einen Autounfall mit massiven Gesichtsverletzungen. Als er im Krankenhaus war, konnte er nicht mit dem Zittern aufhören – selbst nachdem man mehrere Decken über ihn gelegt hatte. Erst als sich seine Schwester neben ihn setzte und seine Hand nahm, beruhigte er sich spontan. Die Berührung holte ihn unmittelbar aus dem Schockzustand. Entsprechend naheliegend war das Motiv mit der Hand, die im Film eine zentrale Rolle spielt und die Verbindung mit den Toten herstellt.

Geschickt verwebten die Brüder das mit der Hintergrundstory um die 17-jährige Mia, die den Tod der Mutter nicht verarbeitet bekommt. Der Wunsch, noch einmal Kontakt aufzunehmen; noch ein paar Worte von ihr zu hören oder den Grund für den Freitod zu erfahren – all das ist für den Zuschauer nachvollziehbar. Die Verbindung auf emotionaler Ebene mit der Hauptfigur ist in Talk To Me ungleich höher als in zahlreichen Genrevertretern mit ähnlicher Geisterbeschwörungs-Thematik. In einer besonders berührenden Szene sucht Mia Körperkontakt, um endlich wieder die Nähe zu spüren, die sie von ihrer Mutter so sehr vermisst.

Mia greift zu

Talk To Me darf aber auch als bissiger Kommentar auf virale Trends gesehen werden. Die Tatsache, dass die Protagonistin ein Snapchat-Video über die gruseligen Konsequenzen der Séance sieht und dennoch den gleichen Weg zu gehen bereit ist, zeigt auf, wie blind junge Menschen oft virale Trends adaptieren, die mitunter lebensgefährliche Resultate haben können. Ohnehin beginnt es bereits mit deutlicher Kritik, wenn die Teilnehmer der Party geschlossen ihre Handys zücken und die Szene mit dem verwirrten Duckett filmen. Der Einstand in den Film ist aber nicht nur aus gesellschaftskritischer Sicht spannend, sondern schon aufgrund des langen One Takes und dem perfekt sitzenden Schockeffekt am Ende.

Von Letzteren gibt’s immer wieder welche und oft sind sie überraschend oder tabubrechend – vor allem aber sind sie eins: konsequent und mitunter mit der Faust in den Magen. Es gibt aber auch ein paar Mankos. So muss man auch bei Talk To Me den derben Humor der beiden Australier abkönnen. Denn der ist bisweilen ziemlich infantil und sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Außerdem darf man fragen, warum Miranda Otto so eine ausgesprochen stinkstiefelige Mutter spielen muss, was aufgrund fehlender Hintergründe zu ihrer Figur oft übertrieben wirkt. Was aber am meisten stört, ist die Tatsache, dass man zu den Dämonen/Geistern, die alle anderen außer Mia sehen, wenig bis gar nichts erfährt. Das wirkt wie unnötiges Füllmaterial, das keiner gebraucht hat.

Angebot
Talk to Me - 2-Disc Limited Collector's Edition im Mediabook (4K Ultra HD) + (Blu-ray)
  • Talk to Me, 1 4K UHD-Blu-ray + 1 Blu-ray (Collector's Edition im Mediabook)
  • PHYSICAL_MOVIE
  • Capelight Pictures
  • Wilde, Sophie, Jensen, Alexandra, Otto, Miranda (Schauspieler)
  • Philippou, Michael (Regisseur)

Bildqualität (80%)

Talk To Me wurde digital gefilmt. Zum Einsatz kam eine ARRI Alexa Mini LF, die in 4K aufzeichnet. Ob von dem Material ein 4K-DI gezogen wurde oder nicht, ist nicht gesichert dokumentiert, wird also anhand der Bildqualität gedeutet werden müssen. Capelight gradete die Scheibe mit HDR10 und Dolby Vision inklusive eines im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraums.

Gegenüber der Blu-ray sind vor allem die dunkleren Innenräume deutlich düsterer angelegt. Zwar versumpft nur selten mal etwas im Schwarz, aber man sollte nicht zwingend mit Restlicht schauen. Auf der Habenseite stehen wesentlich besser durchzeichnete Leuchtquellen wie die Lampe links bei 8’12, deren dünne Knicklinien man noch sehen kann, wohingegen diese bei der Blu-ray überstrahlen. An Stellen, wo die Blu-ray mit sehr unschönem Farbrauschen auf dunklen Bildanteilen zu kämpfen hatte, gelingen der UHD Blu-ray souveränere Einstellungen. Die schwarzen Teilbereiche bleiben dort einfach komplett schwarz und leiden dann nicht unter Artefakten (6’34).

Die UHD Blu-ray ist zwar dunkler, aber insgesamt kontrastreicher und souveräner

Man kann hier nur sagen, dass die HDR-Scheibe trotz der noch einmal dunkleren Abstimmung wesentlich souveräner mit den Nacht- und düsteren Szenen umgeht als die Blu-ray, die dort immer wieder in Artefakte fällt. Das wird vor allem kurz vor dem Ende deutlich, wenn Mia mit Wunden im Gesicht vor schwarzem Hintergrund im Kerzenschein auftaucht. Die UHD Blu-ray lässt ihre Haut hier viel kräftiger braun erscheinen, die Wunden werden dramatischer und der schwarze Hintergrund ist richtig schwarz.

Ohne jedes Farbrauschen. Hält man bei 31’12 das Bild einmal an, wird deutlich, dass es sich um ein natives 4K-Master handeln muss. Denn was man hier bei den Palmwedeln oder vor allem im Kies noch erkennen kann, hängt die Full-HD-Blu-ray dann doch deutlich ab. Außerdem arbeitet das Encoding die digitalen Rauschanteile durch die Bank feiner heraus.

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  • Philippou, Michael (Regisseur)

Tonqualität (85%)

Capelight Pictures liefert Talk To Me mit DTS-HD-Master-Spuren fürs Deutsche und Englische aus. Man bekommt also verlustfrei komprimierte Tonspuren, die in der Lage sind, das innovative Sounddesign möglichst perfekt und authentisch umzusetzen. Das schließt recht intensive Bassmomente während der spannenden Szenen ebenso ein wie das bohrende Geräusch, das über alle Speaker ertönt, bevor Mia das erste Mal die Hand greift. Tut sie es dann in letzter Konsequenz, könnte man es auch mit einem Unterwasserfilm zu tun haben, so gluckert es über alle Speaker.

Der Ton unterstützt dynamisch und mit vielen Surroundeffekten

Die Stimmen kommen dann sehr einprägsam über den Center, während sie ihren Tonfall ein wenig ins Dämonische verändern. Wunderbar räumlich gerät auch das Gewitter bei 23’50, das den Zuschauer in seine feucht-nasse und grummelnde Mitte nimmt. Die gruseligen Sounds oder knarzenden Türen, die sich während der übernatürlichen Momente immer wieder ins Geschehen drängen, werden stets mit toller Räumlichkeit und Direktionalität präsentiert, was den Spannungsfaktor enorm verstärkt.

  • Deutsch: DTS-HD Master (85%)
  • Englisch: DTS-HD Master (85%)

Bonus (60%)

Im Bonusmaterial von Talk To Me findet sich ein Behind-the-Scenes-Featurette, das rund acht Minuten läuft und hauptsächlich aus Stimmen der Beteiligten besteht. Die Darsteller lassen sich vor allem darüber aus, wie gut sie mit dem Regie-Duo zurechtgekommen sind. Es gibt aber auch ein paar Infos zu den Spezialeffekten und Masken. Sieben Minuten an entfernten Szenen sowie drei Interviews schließen sich an. Dort kommen Kameramann Aaron McLisky, Produktionsdesignerin Bethany Ryan und Sounddesignerin Emma Bortignon zu Wort. Zudem gibt’s noch den Audiokommentar der beiden Regisseure, die fast mehr lachen als sprechen. Sämtliche Extras sind untertitelbar. Das Mediabook liefert außerdem noch ein 24-seitiges Booklet.

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  • Capelight Pictures
  • Wilde, Sophie, Jensen, Alexandra, Otto, Miranda (Schauspieler)
  • Philippou, Michael (Regisseur)

Gesamtbewertung Talk To Me 4K Blu-ray (78%)

Bis auf ein paar unnötige Storyanteile kann Talk To Me einem ansonsten bereits ziemlich ausgelutschten Subgenre des Horrorfilms noch einmal neue Aspekte hinzufügen. Die Darsteller erledigen ihre Aufgabe sehr gut und die mitunter überraschend konsequenten Gewaltszenen tun ihr Übriges zum Gelingen des Langfilmdebüts der Philippou-Brüder bei. Kein Wunder, dass ein Prequel und Sequel bereits in Planung sind. Visuell sollte man auf die 4K-Disk setzen, die mit den dunklen Szenen sichtbar souveräner und artefaktfreier umgeht und auch in puncto Auflösung die Blu-ray abhängt.

Technische Details & Ausstattung:

Erscheinungstermin: 08. Dezember 2023 Review am: 16. Dezember 2023
Erscheinungsjahr Film: 2022 Laufzeit: 95 Minuten
Filmstudio: Capelight Pictures FSK: ab 16 Jahre
Auflösung / Bildfrequenz:
2160p @ 24p Untertitel:
Deutsch, Englisch
Bildformat:
2,39:1 / 16:9 Tonspur:
Deutsch: DTS-HD Master
Englisch: DTS-HD Master
High Dynamic Range:
HDR 10 & Dolby Vision Ausstattung:
4K Blu-ray
HD Blu-ray
Testgerät TV: LG OLED55B7D
Testgerät Player: Panasonic UB9004

Talk To Me Trailer:

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Timo Wolters
Timo Wolters
Der echte Filmfan bleibt im Heimkino: Das Bild ist besser, der Sound unmittelbarer und die Sitznachbarn angenehmer - Timo rezensiert seit 2002 mit Leidenschaft (fast) durch alle Genres. Aktuelle Rezensionen findest du auf blu-ray-rezensionen.net
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