Mit „Braveheart“ hat Mel Gibson das schwächelnde Historienfilm-Genre wiederbelebt. Unser Test der 4K Blu-ray zeigt, wieso ihr euch auf das Remaster freuen könnt, den Film jedoch noch nicht kaufen solltet!
Inhalt (75%)
Man kann von Mel Gibson (gerade heutzutage) halten, was man will. Was er mit Braveheart vor 23 Jahren aber erreichte, war die Neubelebung eines seinerzeit praktisch für tot befundenes Genres. Der epische Kostüm- und Historienfilm, der in den 30ern und 50ern/60ern für volle Kinosäle sorgte, lag drei Jahrzehnte lang praktisch am Boden. Doch dann kam dieser irischstämmige Gibson und erzählt in einer US-Produktion eine schottische Geschichte in gigantisch angelegten Massenszenen und mit einer Spieldauer von (in den frühen 90ern sehr ungewohnten) drei Stunden.
Dass die Menschen nicht vor Überanstrengung und Überforderung aus den Kinos gerannt sind, liegt daran, dass es kaum ein anderer damals so verstand, das Publikum dermaßen zu emotionalisieren und auf seine Seite zu ziehen. Schon in Braveheart nutzte Gibson das auf manipulative Weise, was er dann acht Jahre später in Die Passion Christi auf die maximal mögliche Spitze trieb. Es ist auch heute kaum möglich, als Zuschauer nicht auf Wallace‘ Seite zu stehen, obwohl dieser ein rachlüsternder und brutaler Mörder ist – Respekt an Gibson dafür, dass er sein Publikum derart in der Hand hat. Und nicht nur die Zuschauer. Denn immerhin war auch die Academy seinerzeit begeistert und schmückte Gibsons Epos mit fünf goldenen Statuen (unter anderem Bester Film, Beste Kamera und Beste Regie).
Gibsons Bilder sind beeindruckend. Und natürlich war der Freiheitskampf der Schotten alles andere als unblutig. Man darf allerdings schon in Frage stellen, ob man das derart exzessiv darstellen muss wie Gibson es tut. Und gleichzeitig muss man zugeben, dass es höchst unterhaltsam ist. Das auch deshalb, weil der Film historische Fakten mit Fiktion vermischt und Zeitabläufe teils drastisch komprimiert, um es passend und nachvollziehbar zu machen. Historiker schlagen noch heute die Hände über dem Kopf zusammen, wenn es um die teils verdrehten Tatsachen geht – und damit sind nicht charmante Randnotizen gemeint, wie jene, dass es um das Jahr 1300 herum noch keine Kilts gab. Viel schwerer wiegt die ohnehin vollkommen unnötige Affäre mit der französischen Braut des englischen Prinzen.
Während diese (von Sophie Marceau gespielte) Dame zwar existierte, ist Wallace ihr jedoch nie begegnet. Von allen korrekten und weniger korrekten Fakten und gewissen zeitlichen Straffungen mal abgesehen, ist Braveheart aber eben auch ein wirklich packender Kriegsfilm. Man kann sich über die gezeigte Gewaltdarstellung in der Diskussion über den Film aufregen, während des Schauens verfehlt das alles aber seine Wirkung nicht. Man wird durchweg gepackt von dieser dreistündigen Schlachtplatte mit politischem Bezug. Man fiebert mit, wenn diese durch Schlamm, Erde und Blut verschmierten Typen mit Schwertern aufeinander losgehen. Und man ertappt sich dabei, wie man gemeinsam mit Wallace „Freiheit“ schreit, als des Scharfrichters Urteil vollstreckt wird. Und selbst wenn Gibson wohl eher sich selbst inszeniert als einen schottischen Volkshelden, so wird doch Folgendes deutlich: Die Opfer, die die Schotten seinerzeit für ihren Freiheitskampf bringen mussten sowie der Wille, ein Leben zu leben, das nicht von außen bestimmt wird.
- Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
- Gibson, Mel, Marceau, Sophie, McGoohan, Patrick (Schauspieler)
- Gibson, Mel(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Bildqualität (85%)
Bevor wir zur Beschreibung der Bildqualität kommen, ein wichtiger Hinweis: Die erste Charge von UHDs, die im bereits verkäuflichen Steelbook enthalten ist, lässt sich auf einigen Playern wie den X700 und X800 von Sony sowie dem LG UP970 und wohl auch auf dem Oppo 203 nicht abspielen. Die Geräte zeigen ein schwarzes Bild und stürzen ab. Fox arbeitet aber derzeit eifrig an einer fehlerfrei funktionierenden Disk, sodass die ursprünglich am 06.12.2018 geplante, nun aber deshalb auf den 20.12.2018 verschobene Amaray-Version höchstwahrscheinlich problemlos laufen wird.
Braveheart wurde 1995 selbstverständlich analog aufgezeichnet. Ausgehend von diesem Filmmaterial wurde für die UHD ein nativer 4K-Scan angefertigt. Dazu wurde natürlich ein erweiterter Farbraum im Rahmen von Rec.2020 integriert und auch die höhere Bilddynamik wurde genutzt – und zwar in HDR10. Ob die Disk (wie die US-Fassung) auch Dolby Vision enthält, war aufgrund der nicht auslesbaren Disk, wie oben beschrieben, bisher nicht zu ergründen. Jetzt gilt es natürlich zu beachten, dass Gibsons Epos aufgrund seiner analogen Herkunft niemals ein glattgebügelter Digital-Film sein kann, wenn man nicht brutale Rauschfilter einsetzt. Glücklicherweise hat man dies nicht getan und den originalen Look auch auf die UHD gerettet. Jene, die auf hochglanzpoliertes, kornfreies Bild stehen, werden von Braveheart enttäuscht sein. Allerdings ist das Korn wirklich fein reproduziert und leidet nicht unter Artefaktbildung. Durchweg filmisch erscheint das Ganze über die UHD – sehr schön.
Natürlich ändert sich über die UHD auch nichts daran, dass einige Einstellungen schon vom Ursprung her softer sind. Das wird auch über die 4K-Scheibe nicht besser – immerhin kann man keine Auflösung/Schärfe zaubern, wo im Original keine vorhanden ist. Zumal gerade Einstellungen mit Sophie Marceau bewusst weicher gestaltet sind. Im direkten Vergleich mit der alten Blu-ray fällt sofort das neue Color Grading auf. Und zwar auch gegenüber der US UHD, die schon seit geraumer Zeit erhältlich ist, aber von Anbieter Paramount (nicht Fox) kommt. Denn vergleicht man das Color Grading von beiden, so ist die US-Disk viel reduzierter in der Farbgebung, während über die deutsche Fassung Rot- und Grüntöne wesentlich kräftiger sind. Gegenüber der bisherigen Blu-ray ist aber bei beiden UHDs (also der US-Version und der deutschen) die unschöne gelborange-farbene Hauttönung eliminiert worden und das Bild gestaltet sich deutlich neutraler. So stechen die teils orangen Umhänge der Engländer nicht mehr so massiv heraus, haben aber eine trotzdem sehr intensive Färbung – nur halt nicht so orange. Wiesen sind nun nicht mehr neongrün, sondern kräftig und saftig. Die sehr intensiven roten Töne der Samtklamotten des Scharfrichters und von Isabelle sind hart an der Darstellungsgrenze, überstrahlen aber nicht.
Dass die neue Farbgebung nicht einfach nur Geschmackssache, sondern besser ist, lässt sich beispielsweise an den Szenen ablesen, in denen Robert seinen Vater zur Rede stellt. Während sein blutverschmiertes Gesicht über die bisherige Blu-ray nur wenig Differenzierung zwischen orangegelber Haut und dem Blut lieferte, zeigt die UHD hier jetzt ganz deutlich die Abgrenzungen. Die Helligkeit erscheint im Ganzen auch reduzierter, was typisch ist für HDR-Umsetzungen. Dennoch weisen Spitzlichter einen bemerkenswerten Punch auf und Schwarzwerte sind sichtbar verbessert. Durch die Bank ist die UHD per HDR10 natürlicher, in den Grundfarben aber kräftiger und durchweg besser aufgelöst.
- Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
- Gibson, Mel, Marceau, Sophie, McGoohan, Patrick (Schauspieler)
- Gibson, Mel(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Tonqualität (80%)
Beim Ton ändert sich gegenüber der deutschen Blu-ray für das hiesige Ohr nichts. Es bleibt beim 5.1-Sound in regulärem dts. Die kommt von der bisherigen Blu-ray und erstaunlich druckvoll und dynamisch. Während der Schlachtenszenen sind Schwerthiebe nicht nur dünnes metallisches Klackern, sondern wuchtig. Das Pferdegetrappel liefert druckvolle Subwoofer-Unterstützung und der Score bleibt ebenfalls voluminös. Hervorragend auch die Surround-Einbindung. Ob das Pferde sind, die von vorne nach hinten durchs Bild laufen oder Pfeile, die abgeschossen werden und über die Köpfe hinweg zischen – stets werden die Rears mit einbezogen. Die englische Tonspur liegt über die UHD dann mit Dolby-Atmos-Sound vor. Dieser liefert von Beginn an schon mal den Score zusätzlich auch aus den Höhen-Speakern. Naturgeräusche wie Vogelzwitschern gesellen sich ebenfalls leise hinzu. Das Gleiche gilt für die Szene im Schuppen nach fast fünf Minuten: Während man die baumelnden Leichen aufgrund des knarzenden Holzes, an denen die Stricke angebracht wurden hört, stieben auch hier sehr gut vernehmbar ein paar Vögel hoch. Das ist der erste, sehr dedizierte Atmos-Effekt, der zeigt, dass die Höhenkanäle von Braveheart es durchaus ernst meinen und nicht nur simples Hochmischen der regulären Ebene präsentieren.
Jetzt ist ein Historien-Epos natürlich nicht unbedingt der große Garant für Effekte aus der +8Höhe. Hubschrauber gab’s noch nicht, Außerirdische Flugobjekte kommen auch nicht vor. Doch was wäre ein derartiger Genre-Film ohne Pfeile? Die fliegen dann erstmals bei Wallace‘ erster Rache an den Engländern in seinem Dorf und kommen präzise von oben herangeflogen. Ähnlich vertont wird das dann immer wieder. Dass während der heroischen Ansprachen an seine Krieger – also vor allem während der Massenszenen – auch Gemurmel und Begeisterungsstürme aus den Heights kommen; dass im Getummel der Kämpfe auch akustisch alles drunter und drüber geht – das darf man hier durchaus mal begrüßen. Vermutlich war das damals wirklich derart laut, dass man die Stimmen von überall her hörte. Ab und an werden die Heights dabei aber nicht ganz sauber zugeschaltet oder getrennt, was schon mal zu abruptem Geräuschabbruch und -wiedereinsatz führt. Einen richtig voluminösen 3D-Sound-Effekt gibt’s dann noch mal bei etwas über zwei Stunden, wenn das Feuer massiv lodert und den ganzen Screen einnimmt.
- Deutsch: DTS Digital 5.1 (80%)
- Englisch: Dolby Atmos (80%) – 2D Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (70%) – 3D Betrachtung
Bonus (60%)
Hierzulande rang sich 20th Century Fox nur zur 2-Disk-Fassung durch. Also enthält die BD nur das bekannte Bonusmaterial. Als da wären: Der Audiokommentar von Gibson sowie das interaktive Feature „William Wallace’s World“. Letzteres liefert Infotafeln, eine interaktive Landkarte sowie einige Videos zu den historischen Hintergründen der Hauptfigur während des laufenden Films.
Gesamtbewertung Braveheart 4K Blu-ray (83%)
Braveheart gehört zu den epischsten Historien-Spektakeln, die das Kino/Heimkino je erlebt hat. Was Gibson an Schlachtszenen und Landschaftsaufnahmen liefert, ist absolut beachtlich. Inhaltlich und in Sachen Gewaltdarstellung darf man indes durchaus Kritik üben – unabhängig davon, wie man subjektiv zur Person des Regisseurs/Darstellers steht. Die UHD liefert den Film nun in seiner bisher harmonischsten und filmischsten Art und Weise. Hochglanz-Hollywood-Glattbügel-Kino sieht anders aus. Wer aber auf möglichst authentischen und analogen Look steht, wird von der kontraststarken und scharfen, mit neutral-intensiven Farben ausgestatteten Ultra-HD in jeder Hinsicht begeistert sein.
- Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
- Gibson, Mel, Marceau, Sophie, McGoohan, Patrick (Schauspieler)
- Gibson, Mel(Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 20. Dezember 2018 | Review am: | 26. November 2018 |
Erscheinungsjahr Film: | 2017 | Laufzeit: | 178 Minuten |
Filmstudio: | 20th Century Fox | FSK: | Ab 16 Jahren |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
|
Bildformat: |
1.77:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch DTS Digital 5.1 Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 Dolby Vision |
Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D |
Testgerät Player: | LG UP970 |
Braveheart Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=Ipxj_pc3rRw
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Also mir gefällt das UHD Bild der US PARAMOUNT Scheibe besser, den Vergleich kann man ja Online sehen die Farben sind sehr natürlich und Rot ist nicht so extrem dominant wie auf der deutsche FOX Disc hinzu kommt die höhere Datenrate der englische Dolby Atmos Tonspur die ist um die 700kps höher + DOLBY VISION, generell ist das eine Frechheit wie kann ein Oscar prämiertes Meisterwerk mit unterschiedliche Bild Color Grading weltweit veröffentlicht werden? Sowas dürfte eigentlich nicht sein!
Wird es eine Austausch Disc geben?
Fox hat bereits einen Tausch angeboten. Man muss seine Disc jedoch an Fox schicken. Einfach mal an den Kundendienst wenden, oder direkt an den Händler, bei dem man die 4K Blu-ray erstanden hat. Ist ja ein fehlerhaftes Produkt. Umtausch/Rückgabe sollte somit kein Problem sein.
Also mit welchem Player wurde denn dann die Scheibe angesehen?
Mit dem LG UP970 ja wohl nicht,
oder hängt der beim Laden nur sporadisch?
Bzw. es wird geschrieben der Film lief nicht und dann aber doch das Bild auf der UHD beschrieben?!
Wir hatten ein Rezesions-Muster das sich wohl von der Steelbook Version unterscheidet