Matrix Reloaded 4K Blu-ray im Test: Neo gegen die Maschinen

Der zweite Teil der Matrix Trilogie „Matrix Reloaded“ wurde schon immer heiß diskutiert. Unser Test der 4K Blu-ray verrät euch, ob sich das Remaster wirklich lohnt!

Inhalt (70%)

Einfach ist es auch heute noch nicht, die passenden Worte für Matrix: Reloaded zu finden. Nach wie vor fällt es schwer, den Sprung vom philiosophischen Sci-Fi-Meisterwerk mit Tiefgang hinüber zu einem Actionfilm nachzuvollziehen, dessen überbordende und teils absurde Choreografien im krassen Gegensatz zur Figurentiefe des Vorgängers stehen. Bis heute ist auch nicht schlüssig erklärt, ob die Filme originär als Trilogie geplant waren. So gibt es nach wie vor Meinungen, die sagen, dass die Sequels erst nach dem Erfolg von The Matrix beschlossen wurden. Wiederum andere sagen, dass die Wachowskis die Ideen für alle drei Teile hatten, den ersten in sich aber so schlüssig drehen mussten, dass er (bei einem Misserfolg) für sich stehen könnte.

Wie dem auch sei: Matrix: Reloaded muss sich im direkten Vergleich zum Vorgänger geschlagen geben. Denn wo beim Ursprung der Trilogie der Mix aus Action, Dialogszenen und Story stimmte, herrscht im Nachfolger eine Diskrepanz zwischen allen Bereichen. Die Action ist zwar für sich genommen spektakulär, im Verbund mit den teils quälend zähen Dialog- und Story-Momenten aber ziemlich isoliert. Mit einer Laufzeit von fast 140 Minuten tun sich im Mittelteil der Trilogie dann auch wirklich Längen auf, bei denen man das eine oder andere Gähnen nicht vermeiden kann. Selbst die für die Philosophie und vor allem für die Rolle Neos wichtigen Momente mit dem Orakel und dem Architekten der Matrix geraten zäh.

Man versteht sich selbst immer noch am besten. Gestattet Mr. Smith und Mr. Smith
Man versteht sich selbst immer noch am besten. Gestattet Mr. Smith und Mr. Smith

Ob man den finalen Gang mitgeht, dass Neo dann auch noch die Macht hat, Tote wiederauferstehen zu lassen, sei jedem selbst überlassen. Aber selbst wenn man die Story-Anteile ein wenig ignoriert und sich auf die Action konzentriert, geht’s nicht ganz ohne Kritik ab. Sicher, die Highway-Szene gehört bis heute zum Allerfeinsten, was Stunt-Choreographie jemals hervorgebracht hat. Und das ist auch heute noch extrem unterhaltsam und beeindruckend. Doch was sich die Macher dabei gedacht haben, den Kampf Neos gegen 100 Manifestationen des Agent Smith (fast) komplett am Rechner entstehen zu lassen, bleibt bis heute eine unbeantwortete Frage.

Technisch nachvollziehbar, da die Sequenz mit den benötigten Kamera-Arrays für die Bullet-Time real einfach nicht zu realisieren gewesen wäre, darf man aber die Frage stellen, warum man es nicht einfach etwas kleiner angelegt hat, anstelle diese ärgerlich schwachen visuellen Effekte zu nutzen, die man schon seinerzeit im Kino als solche entlarven konnte – es sei denn, man glaubt, dass Reeves Gesicht so glatt aussieht wie das eines dreijährigen Kindes. Zumal die Szene keine Auflösung hat. Neo verschwindet einfach irgendwann. Hätte er auch schon 50 Smith‘ früher machen können. Immer wieder beschleicht einen das Gefühl, dass Matrix: Reloaded ab und an den Spruch des „Weniger ist Mehr“ hätte befolgen müssen, damit es geschlossener und homogener geworden wäre.

Matrix Reloaded (4K Ultra-HD) (+ Blu-ray 2D) (+ Bonus-Blu-ray)
  • Weaving, Hugo, Reeves, Keanu, Fishburne, Laurence (Schauspieler)
  • Wachowski, Larry (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Bildqualität (80%)

Wie der erste Teil auch, wurde Matrix: Reloaded analog auf 35mm Material aufgezeichnet. Analog zum Vorgänger hat man für die Fortsetzung (und den dritten Teil) einen nativen 4K-Scan angefertigt. Im Nachgang wurde das HDR-Mastering aller drei Filme unter Aufsicht des Kameramanns der Trilogie, Bill Pope, vorgenommen. Seiner Aussage nach ist das Color Timing nun so, wie es ursprünglich vorgesehen war.

Wer hat das gebaut? Natürlich der Architekt
Wer hat das gebaut? Natürlich der Architekt

Dass der Look mitunter drastisch verändert daherkommt, konnte schon im ersten Teil nachvollzogen werden. Auch die UHD des zweiten Teils folgt dieser Linie. Neutrale Oberflächen, Hautfarben, schwarze Mäntel oder Lack-Outfits – beinahe jede Farbe in den Szenen innerhalb der Matrix wurde vom grünen Tint überlagert. Das ist nun Geschichte. Allerdings mit vereinzelten Ausnahmen. So gibt es tatsächlich ein paar Szenen, die über die alte Blu-ray eher neutral waren und mit dem neuen Color-Grading ins Grüne tendieren.

In Sachen Kontrastumfang/Bilddynamik erscheint die UHD teils deutlich dunkler als die Blu-ray. Das sorgt (leider) für Detailverlust auf düsteren Oberflächen und lässt gerade den Beginn von Kapitel zwei (Morpheus und Link in der Nebukadnezar) eher gräulich und wenig kontraststark erscheinen – hier ist die BD tatsächlich besser. Dolby Vision intensiviert die Dynamik zwar wieder, allerdings zuungunsten noch stärkerer Abdunklung in den Schattenbereichen. Glücklicherweise sind derart dunkle Einstellungen im Film dann eher selten. Extrem gut gelingen HDR10 und Dolby Vision allerdings Hauttöne durch den ganzen Film hindurch – egal, ob in der Matrix oder in der Realwelt. Ebenso natürlich wie kräftig (wo es sein muss) erscheinen die Oberflächen auf den Gesichtern. Herausragend sind auch die absolut hellen Spitzlichter. Die weiße Augenhaut oder die hellen Zähne von Link stechen in der dunklen Umgebung des Cockpits massiv und beeindruckend heraus. Weniger schön, aber auch über die BD schon zu sehen: Die in 2K gerenderten VFX sind teilweise sehr weich und fallen im Vergleich zu den real gefilmten Szenen massiv auf.

Matrix Reloaded (4K Ultra-HD) (+ Blu-ray 2D) (+ Bonus-Blu-ray)
  • Weaving, Hugo, Reeves, Keanu, Fishburne, Laurence (Schauspieler)
  • Wachowski, Larry (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Tonqualität (60%)

Beim Sound hat man zwar die extrem muffige deutsche Erstausgabe der damaligen Blu-ray ist offenbar für immer vernichtet, was es aber nur geringfügig besser macht. Denn die deutsche Dolby-Digital-Spur ist auch in der korrigierten Version dumpf und der Originalversion um Welten unterlegen. Egal, ob das die Kugeln im ersten Kapitel sind, die Trinity in Zeitlupe abfeuert und die (eigentlich) um den Zuschauer herumschwirren sollten. Oder ob es die brechende Glasscheibe zuvor ist. Egal, ob es die wenig voluminösen Angriffe der Maschinen sind, die gerade mal akzeptable Dynamik bei der Szene auf dem Autobahn-Teilabschnitt oder der dünne Sound der Nebukadnezar: Die DD-5.1-Version liefert schlicht nicht im Ansatz das, was man zum dazugehörigen Bild gerne hören würde. Surroundeffekte sind dünn und wenig immersiv. Druck gibt es nur ganz selten mal und die grundsätzliche Schwäche im Mittel-Hochtonbereich kann ebenfalls nicht erfreuen. So schwer man sich evtl. mit der englischen Sprache tut: Hier wird der O-Ton zur Pflicht.

Der Sound kann die actiongeladenen Szenen leider nicht so gut transportieren
Der Sound kann die actiongeladenen Szenen leider nicht so gut transportieren

Zumal die bisherige Dolby-True-HD-Fassung des Originals noch ein Upgrade auf Dolby Atmos bekam – und zwar schon für die Blu-ray. Sämtliche Szenen, die über die deutsche Version dünn und muffig klingen, hören sich hier zeitgemäß und spaßfördernd an. Besonders eindrücklich ist das beim Kampf zwischen Neo und der Hundertschaft an Agent Smith‘. Wenn Neo einen Laternenpfahl aus seinen Verankerungen reißt und damit herumschwingt, ist das im Original von Wucht und räumlichen „Wusch“-Sounds begleitet. Im Deutschen klingt das Ganze belegt, wenig druckvoll und kaum räumlich. Betrachten wir zusätzlich die 3D-Sound-Ebene, so schalten sich die Heights schon im Vorspann ein, wenn die Matrix-Schrift äußerst effektvoll von oben hinzugeschaltet wird. Man fühlt sich beinahe, als würden die Buchstaben auf einen herabprasseln.

Zwar sitzt nicht jeder Soundeffekt absolut perfekt verortet und manchmal hört man Dinge von oben, die nicht wirklich dort zu sehen sind, aber dennoch ist es natürlich cool, wenn die Geschosse, die Trinity zu Beginn in Zeitlupe abfeuert rund um den Zuschauer einschlagen und auch die Scherben losgelöst im Raum schweben. Außerdem befinden wir uns in der Matrix. Da darf vielleicht auch einfach mal ein bisschen mehr auf den Heights los sein, auch wenn’s nicht ganz korrekt verortet ist.

  • Deutsch: Dolby Digital 5.1 (60%) – 2D Bewertung
  • Englisch: Dolby Atmos (90%) – 3D Bewertung

Bonus (100%)

Auch beim Bonusmaterial hält Warner das Niveau des ersten Teils. Denn der UHD liegt die bekannte Bonus-Blu-ray bei. Auf der regulären Disk gibt’s zunächst mal die bekannte Einführung der Wachowskis sowie zwei Audiokommentare (Philosophen und Filmkritiker). Dazu gesellt sich die In-Movie-Experience. Auf der Bonus-Disk liegt dann das altbekannte Material, das sich aus sechs Featurettes rekrutiert (teilweise erneut in weitere Sektionen unterteilt) und im Falle der Analyse der Highway-Autoverfolgung satte 86 Minuten Laufzeit bietet. Im Bereich „Unplugged“ gibt’s übrigens ein frühes „Wiedersehen“ mit dem damals als Stunt-Koordinator engagierten Chad Stahelski – kein Geringerer als der Mann, auf dessen Konto John Wick und John Wick 2 gehen. Natürlich ebenfalls mit Keanu Reeves als Fighter. Ein paar Trailer sowie das Musikvideo „Sleeping Awake“ von P.O.D. runden das extrem reichhaltige Angebot ab.

Gesamtbewertung Matrix Reloaded 4K Blu-ray (70%)

Matrix: Reloaded hält inhaltlich zu keiner Zeit das Niveau seines Vorgängers. Viele Dialoge sind unnötig verkompliziert und die religiösen Untertöne nerven. Die Action hilft darüber hinweg, wenngleich man die animierte Neo-vs.-Smith-Sequenz heute fast nicht mehr anschauen kann. Die UHD kommt auch hier mit einem deutlich anderen Color Grading und ist wesentlich detaillierter als die bisherige Blu-ray. Aufgrund des schwächeren analogen Ausgangsmaterials erreicht sie aber nicht ganz das Niveau des ersten Teils. Will man jedoch die krasse Grünfärbung behalten, ist das neue Color Grading nichts für einen.
Sensationell ist auch hier die englische Atmos-Fassung, die dem Film wirklich eine weitere Ebene verpasst und ihn mit anderen Ohren hören lässt. Schade, dass der deutsche DD-Sound nicht nur ärgerlich komprimiert ist, sondern auch muffig und dumpf.

Matrix Reloaded (4K Ultra-HD) (+ Blu-ray 2D) (+ Bonus-Blu-ray)
  • Weaving, Hugo, Reeves, Keanu, Fishburne, Laurence (Schauspieler)
  • Wachowski, Larry (Regisseur)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Technische Details & Ausstattung:

Erscheinungstermin: 08. November 2018 Review am: 12. Novenmber 2018
Erscheinungsjahr Film: 2003 Laufzeit: 138 Minuten
Filmstudio: Warner Home Video FSK: Ab 16 Jahren
Auflösung / Bildfrequenz:
2160p @ 24p Untertitel:
Bildformat:
2.40:1 / 16:9 Tonspur:
Deutsch Dolby Digital 5.1
Englisch Dolby Atmos
High Dynamic Range:
HDR 10
Dolby Vision
Ausstattung:
4K Blu-ray
HD Blu-ray
Testgerät TV: LG OLED55B7D
Testgerät Player: LG UP970

Matrix Reloaded Trailer:

https://www.youtube.com/watch?v=c-MS9mR_Qzg

Transparenz: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links. Wenn ihr auf diese klickt, werdet ihr direkt zum jeweiligen Anbieter weitergeleitet. Falls ihr einen Kauf tätigt, bekommen wir eine geringe Provision. Für euch bleibt der Preis unverändert. Vielen Dank für eure Unterstützung!

Timo Wolters
Timo Wolters
Der echte Filmfan bleibt im Heimkino: Das Bild ist besser, der Sound unmittelbarer und die Sitznachbarn angenehmer - Timo rezensiert seit 2002 mit Leidenschaft (fast) durch alle Genres. Aktuelle Rezensionen findest du auf blu-ray-rezensionen.net
Teilen ist geil! Spread the word!
Beliebte Specials:
Beliebte Specials:
Neuste Beiträge
Beliebte 4K Blu-rays
Ratgeber
Mehr Beiträge

Die Kommentare werden moderiert. Wir bemühen uns um eine schnelle Freischaltung! Die Kommentarregeln findest du HIER!

Schreib einen Kommentar und teile deine Meinung!

Bitte trage deinen Kommentar ein
Bitte trage deinen Namen hier ein

ABONNIERT UNSEREN KOSTENLOSEN NEWSLETTER

Anzeige
Beliebte Beiträge