Mit „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ endet vorerst die Geschichte der intergalaktischen Heldentruppe. Wir testen für euch die 4K UHD Blu-ray und sagen euch, ob sich die Scheibe lohnt!
Inhalt (80%)
In einer Zeit, in der (außer dem letzten Spider-Man-Abenteuer) fast jeder Superheldenfilm an den Kinokassen mindestens enttäuschte, nicht selten aber gigantisch floppte, lagen die Hoffnungen 2023 auf dem Haufen wild zusammengewürfelter Sternen-Outlaws. Sie sollten die Phase V nach einer (fast) katastrophalen Phase IV wieder in die Spur bringen. Was 2014 als Überraschungserfolg startete, ging drei Jahre später mit dem zweiten Guardians of the Galaxy Vol. 2 noch erfolgreicher weiter.
Und auch wenn die Mädels, Jungs, Waschbären (sorry) und Bäume neben Star-Lord innerhalb der Avengers-Filme immer wie ein kleiner Fremdkörper wirkten, versprühen die Soloabenteuer der Crew einen ganz besonderen Charme. Sicherlich nicht zuletzt begründet durch die Regie von James Gunn, dessen anarchischer und nicht selten auch dem Slapstick verwandter Humor aus dem MCU heraussticht, ohne gleich so albern zu werden wie Taika Waititi beim letzten Thor. Gunn ist der Einzige, der es geschafft hat, den künstlerischen und kommerziellen Erfolg seiner drei Filme durch die späteren MCU-Phasen hindurch konstant zu halten. Und schon deshalb gebührt ihm Respekt. Dass er außerdem als federführender Verantwortlicher für ein neues DC-Universum abgeworben wurde, ist da nur konsequent.
- Bautista, Dave, Pratt, Chris, Saldana, Zoe (Schauspieler)
- Gunn, James (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
Konsequent ist auch die Erzählung in Guardians of the Galaxy Vol. 3. Denn während der zweite Teil den Humor-Faktor hochschraubte, ohne die Emotionen zu kurz kommen zu lassen, nimmt GotG Vol. 3 eine Abzweigung Richtung Melancholie, Abgesang und Wehmut. Natürlich kommt der Witz nicht zu kurz. Natürlich besteht ein ganz großer Teil des Unterhaltungswertes erneut aus diesem wilden und lang nicht immer harmonischen „unperfekten“ Haufen, zwischen deren Mitgliedern die Dynamik kaum größer sein könnte. Die Streitereien zwischen Nebula und Star-Lord; die Befindlichkeiten von Drax; das Empathische von Mantis und der Sarkasmus von Rocket – all das ist immer noch an Bord und erfreut mit Tempo und Nähe zur nerdigen Fanbase.
Die Gags zünden dabei immer noch weit besser als bei allen anderen Marvel-Titeln der aktuellen (und vergangenen) Phase. Wenn Mantis immer wieder mit der Schwerkraft der Orgosphäre zu kämpfen hat, kann man das Schmunzeln kaum unterdrücken. Die Frotzeleien zwischen Peter und dem Rest der Mannschaft halten nach wie vor gute Zoten bereit und auch in Sachen Situationskomik hält GotG Vol. 3 das Niveau der Vorgänger.
Dennoch beginnt es schon tonal deutlich anders, indem Guardians of the Galaxy Vol. 3 mit einer bedrohlichen Szene eröffnet und dann auf die melancholischen Klänge von Radioheads Creep wechselt. Im Fokus steht in beiden Momenten Rocket, der mit leicht resigniert-gebückter Haltung durchs Bild schlurft, den Text von Creep leise mit murmelnd, bis ein völlig sturzbetrunkener Peter die Eröffnungsszene beendet und die Truppe irgendwie verloren und führerlos scheint. Während es im ersten Teil um Peter und das Verarbeiten der Trauer um seine Mutter ging und der zweite Teil Peters Vater in den Fokus rückte, geht es nun um die inneren Dämonen eines jeden der Crew; um die Bewältigung diverser Traumata, die auch andere Figuren wie Rocket stärker in den Mittelpunkt stellt.
Letztlich geht es um Familie und um die Aspekte, warum dieser Chaos-Trupp trotz aller Unterschiede so sehr zusammenhält. Und all das bekommt James Gunn bewegender, nachvollziehbarer und vor allem weit weniger pathetisch hin als ein Fast & Furious 10. Und wo wir beim Autofetisch-Spektakel sind: Auch die Actionszenen in Guardians of the Galaxy Vol. 3 fallen spannender, abwechslungsreicher, innovativer und gelungener aus. Nach gut zweieinhalb Stunden steht fest: James Gunn kann man kaum vorwerfen, dass das MCU vor sich hin dümpelt. Sein GotG-Abschluss ist ein richtig guter Film geworden.
Bildqualität (85%)
Guardians of the Galaxy Vol. 2 war damals die erste 4K UHD Blu-ray von Anbieter Disney. Das ist mittlerweile sechs Jahre her. Und entgegen der Scheibe von 2017, die nicht mit nativem 4K gemastert wurde, gibt’s nun ein echtes 4K-DI für Guardians of the Galaxy Vol. 3. Und wie schon beim Vorgänger setzten James Gunn und sein Kameramann Henry Braham erneut auf Kameras von Anbieter RED. Zum Einsatz kamen die Komodo, die Monstro sowie die Ranger Monstro und die V Raptor in ihrer IMAX-Ausführung.
Und (meines Wissens nach) erstmalig gibt’s den Film jetzt auch auf Disc im Wechselformat. Das Bildseitenverhältnis variiert demnach zwischen 2,39:1 und 1,85:1 – nichts für Freunde von formatfüllendem Heimkino über Beamer. Was den einen stört, wird den anderen freuen, der sich schon lange fragt, warum das IMAX-Format Disney Plus vorbehalten ist. Disney-typisch ist wiederum, dass lediglich HDR10 auf die physische Disc gelangte, während der Stream mit Dolby Vision wuchern kann. Geblieben ist ein im Rahmen von Rec.2020 erweiterter Farbraum.
Gegenüber dem Vorgänger ist das Bild allerdings (vermutlich) bewusst etwas weniger knallig geraten. Dem eher düster-melancholischen Ton angepasst, beginnt das Ganze mit erdigen Braun- und vielen Grautönen. Aber selbst wenn es dann bunter wird, wie nach rund 40 Minuten der Fall, wirken die Farben nicht so satt, wie sie technisch sein könnten. Ein etwas schmuddelig wirkender Charakter liegt über dem Geschehen. Es blinkt und blitzt nicht mehr so wie bei Vol. 2. Da außerdem eine leichte Weichzeichner-Filterung über Teilen des Geschehens liegt, könnte die Detailauflösung noch etwas prägnanter sein. Gegenüber der Blu-ray ist die UHD-BD dezent dunkler abgestimmt, was allerdings in vielen Bildbereichen eher von Vorteil ist. So ist das All nachtschwarzer und satter und sehr helle Bildbereiche neigen weniger zum Überzeichnen (Mantis‘ Gesicht bei 69’20).
Farben kommen durch die Bank etwas kräftiger rüber, was schon bei den gelb- und orangefarbenen Raumanzügen nach 34 Minuten sichtbar wird. Die Durchzeichnung fällt auch bei Highlights auf, die von der HDR-Disk souveräner gemanagt werden und auch bei dynamischen Farblichtern noch Details offenbaren, die von der Blu-ray verschwiegen werden. Das Encoding ist noch mal eine Stufe besser und bildet Digitalrauschen harmonischer und gleichförmiger ab. Für die höhere Auflösung der Disk gibt’s zwar nur selten Möglichkeit zur echten Demonstration, da der Film über weite Strecken vor CGI-Hintergründen spielt, aber in einigen Close-ups, auf Raumanzügen oder im Cockpit bei 70’15 gibt es dann durchaus mehr Details zu sehen.
- Bautista, Dave, Pratt, Chris, Saldana, Zoe (Schauspieler)
- Gunn, James (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
Tonqualität (70%)
Der Sound von Guardians of the Galaxy Vol. 3 liegt auf der Blu-ray (disneytypisch) in dts-HD-MA für die Originalfassung und Dolby Digital Plus für die deutsche Version vor. Die Hauptfrage natürlich wie bei allen Marvel-/Disney-Titeln der letzten Jahre: Was macht die Dynamik?
Die Antwort: Sie ist okay. Nicht herausragend, aber okay. Das hat man bei Disney-/Marvel-Filmen der letzten Jahre schon deutlich schwachbrüstiger gehört – zumal die deutsche Fassung sogar etwas lauter eingepegelt ist als die englische Tonspur. Wenn beim Angriff von Warlock diverse Male der Tiefbass gekitzelt wird, geht’s sogar erstaunlich weit hinunter. Das gilt auch für die Antriebsschübe nach knapp 18 Minuten und bei 22’12. Derweil sind Dialoge gut eingebettet, aber im Vergleich zu den englischen Stimmen etwas schwach auf der Brust. Die Filmmusik ist abermals toll ausgewählt, hätte aber durchaus gelegentlich noch etwas mehr Dynamik hätte vertragen können. Herausragend ist die Räumlichkeit, die über weite Strecken tolle Surroundeffekte während der Kämpfe oder Einsätze der Raumschiffe auf allen Speakern und im Raum verteilt.
Beim Sound von Guardians of the Galaxy Vol. 3 gibt’s Disney-/Marvel-typisch Atmos fürs Englische. Auf der regulären Ebene klingt die Atmos-Fassung nur unwesentlich anders als ihr DTS-HD-Master-Pendant. Wechseln wir auf die Höhen-Ebene, so wird diese natürlich auch hier wieder für eine Beimischung des coolen Soundtracks genutzt. Beginnen tut’s allerdings mit bedrohlichem Aufbranden des Scores, wenn eine Hand nach Rocket greift. Innerhalb der Raumbasis gibt es dann immer wieder atmosphärische Umgebungsgeräusche und nach etwa sechs Minuten Rockets Stimme, der kopfüber am Gitter hängt und spricht. Nach neun Minuten bröckelt es dann kurz von oben und die Musik setzt wieder ein. Auch der Raketenantrieb kurz darauf wird über die Heights wiedergegeben und die Kämpfe mit Warlock ebenfalls.
Hier ist direkt von Beginn an ganz gut was los, auf den Deckenspeakern. Die nächste Aktivität ist der Countdown nach knapp 23 Minuten. Sechs Minuten später bricht das Schildkröten-Wesen effektvoll von oben ins Kino hinein und die Durchsage über Lautsprecher nach 40 Minuten ist sehr griffig. Drei Minuten später gibt’s eine Alarmsirene und zwischendurch immer wieder nette Wuschsounds oder akustische Details von den Kapseln an der Wand. Bei 65’13 gibt’s dann mit dem Urschrei den bis dato prägnantesten 3D-Soundeffekt. Cool sind die Laufschritte des Mädchens bei 72’20, die dem Bild entsprechend über die Lautsprecher wandern.
Während der Actionszenen nach etwas über 80 Minuten wird der Raum grundsätzlich nach oben erweitert. Entsprechend wirkt das Geschehen größer und epischer, ohne dass dort aber dedizierte 3D-Sounds gesetzt werden. Bei 106’30 während sich die Lichtkegel öffnen, gibt es wieder richtige 3D-Sounds, die kurz darauf von teils regem Actiontreiben während der Weltraumszene gefolgt werden. Der Käfig bei 108’15 ist ein weiteres Highlight und die Durchsagen nach 115 Minuten kommen ebenfalls schön plastisch von oben. Explosionen, Schüsse, ein Gewitter, spratzelnder Funkenschlag und Beastie Boys‘ No Sleep till Brooklyn sind weitere coole Erweiterungen.
- Deutsch: Doby Digital Plus 7.1 – 75%
- Englisch: Dolby Atmos (80%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (70%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: Dolby Atmos (80%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (40%)
Das Bonusmaterial von Guardians of the Galaxy Vol. 3 liegt komplett ausschließlich auf der enthaltenen Blu-ray des Doppel-Disk-Pakets. Selbst der Audiokommentar von Regisseur Gunn hat es nicht auf die UHD geschafft. Die Featurettes beginnen mit „The imperfect family“, das den Erfolg des Franchise von der emotionalen und familiären Seite her betrachtet. In „Creating Rocket Raccoon“ wird seine Geschichte noch näher beleuchtet und man sieht James‘ Bruder Sean, wie er den putzigen Kerl per Motion Capturing darstellt. Eine Gag Reel und acht entfernte Szenen schließen sich an. Nicht eben viel, was hier an Extras geboten wird.
Gesamtbewertung 4K Blu-ray (80%)
- Bautista, Dave, Pratt, Chris, Saldana, Zoe (Schauspieler)
- Gunn, James (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 12 Jahren
Guardians of the Galaxy Vol. 3 bringt die Geschichte rund um Star-Lord, Gamora, Nebula, Rocket, Drax, Groot und Mantis zu einem würdigen und emotionalen Ende. Viel mehr Figurentiefe, Witz und liebevolle Charakterzeichnung kann man von einem Superheldenfilm aus dem MCU eigentlich nicht erwarten. Und nach den vielen Rohrkrepierern der Phase IV erst recht nicht. Visuell ist es etwas düsterer geworden, was von der UHD Blu-ray mit besserem Kontrast und kräftigeren Farben wiedergegeben wird. Der Ton geht für eine Disney-Veröffentlichung in Ordnung.
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Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 06. Oktober 2023 | Review am: | 21. Oktober 2023 |
Erscheinungsjahr Film: | 2022 | Laufzeit: | 150 Minuten |
Filmstudio: | Disney | FSK: | Ab 12 Jahren |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2.39:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch Dolby Digital Plus 7.1 Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 | Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D |
Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
Guardians of the Galaxy Vol. 3 Trailer:
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