Test: „Game of Thrones – Staffel 1“ 4K Blu-ray – Auf nach Westeros!

Wir haben die Staffel 1 der „Game of Thrones“-Saga auf 4K Blu-ray getestet und erzählen euch in unserer Review, ob sich der erneute Ausflug nach Westeros lohnt. Unser Test entlarvt kleine Schwächen im Bild & Ton von GoT – Staffel 1. 

Inhalt (80%)

Wer hätte je gedacht, was sich da vor sieben Jahren in der Serienlandschaft auf den Weg machte? Jedenfalls ging es dem Autor dieser Zeilen so, der bis zum Eintreffen der 4K-Scheibe von Game of Thrones noch nicht mal eine Episode der Serie gesehen hatte. Vielleicht war aber genau das ganz gut so. Denn so nähert sich diese Kritik möglichst neutral dem Phänomen, das die TV-Serienwelt in Hysterie, Aufruhr und größtmögliche emotionale Verwirrung versetzte. Denn so viel bekommt man sogar mit, wenn man sich die von Autor George R. R. Martin erschaffenen Roman-Serie noch nie angeschaut hat – es muss schon ganz besonders fies und gemein zugehen, im Spiel der Throne, bei dem immer mal wieder jemand liebgewonnenes das zeitliche Serienleben gesegnet hat. Doch es gibt ja durchaus noch mehr Positives zu sagen: So gibt man sich auch in der ersten und recht günstig produzierten Staffel durchaus Mühe, ein authentisches Setting aufzubauen. Die unterschiedlichen Gegenden werden durch stark differierende Locations repräsentiert und weichen auch in ihrer Farbgebung deutlich voneinander ab.

So langsam lernt man die Charaktere und die Häuser der sie angehören kennen und lieben (oder auch hassen)
So langsam lernt man die Charaktere und die Häuser der sie angehören kennen und lieben (oder auch hassen)

Kostüme und Setdesign sind liebevoll umgesetzt und auch bei der Sprache hat man sich an den Gepflogenheiten längst vergangener Zeit gehalten. Dennoch: Die Serie macht einem den Zugang erst einmal schwer. Schon die erste Folge bietet eine unübersichtliche Vielzahl an Namen, Häusern und Querverbindungen. Immer wieder ertappt man sich dabei, die Pause-Taste zu drücken, um kurz zu rekapitulieren, wer jetzt hier mit oder gegen wen unterwegs ist. Die Tatsache, dass die Namen manchmal unaussprechlich sind, hilft auch nicht gerade dabei, die Übersicht zu wahren. Game of Thrones muss sich also entwickeln. Denn am Anfang mutet zunächst einmal Vieles ziemlich seltsam oder gar albern an. Die zahlreichen Nacktszenen, das blutige Gemetzel, die Ränkespiele, die sich im Hintergrund auftun – das hat schon viele trashige Elemente und wirkt ab und an wie ein Mittelalter-Setting der Serie Spartacus. Hüben wie drüben: Gemetzel, viel nackte Haut und Intrigen. Vieles in der ersten Staffel macht noch einen ziemlich hakeligen Eindruck. Manches wirkt aufgesetzt. Die vielen Nacktszenen oft gar etwas deplatziert. Ohnehin darf man kritisieren, dass es doch arg viel weibliche und deutlich weniger männliche Nacktheit gibt. Denn das, so viel ist sicher, hat Spartacus seinerzeit gleichberechtigter erledigt.

Was den Gewaltgrad angeht, so ist es sicherlich nicht unangebracht, hier mit Enthauptungen in Großaufnahme oder aufgerissenen Bäuchen, aus denen die Innereien quellen, zu klotzen. Immerhin geht es um eine archaische Zeit. Die 16er Einstufung ist allerdings– sagen wir mal – grenzwertig. Und dann ist es ja tatsächlich so: Game of Thrones entwickelt sich. Langsam wird man Herr über die unübersichtlichen Verhältnisse, lernt seine Favoriten zu schätzen und beginnt, das intrigante und brutale Spiel zu mögen. Man klebt Cersei an den Lippen, wenn sie wieder üble Pläne schmiedet. Man amüsiert sich über die spitzfindigen und sarkastischen Kommentare eines Tyrion Lennister. Und man fühlt mit, wenn sich Daenerys Targaryen langsam in das Leben bei den Dothraki einfindet. Diese, sich nach und nach entwickelnde Bindung an die Figuren führt mehr und mehr dazu, dass man wissen will, wie es weitergeht – trotz der doch arg dialoglastigen und wenig actionreichen ersten Staffel.

Game of Thrones - Staffel 1 (4 Blu-rays 4K Ultra-HD)
  • Bean, Sean, Headey, Lena, Dinklage, Peter (Schauspieler)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Bildqualität (85%)

Die erste Staffel von Game of Thrones wurde digital mit Arri-Alexa-Kameras gefilmt. Das Bildmaterial liegt in 10-bit mit 4:4:4 Chroma und einer Auflösung von 1.920 x 1.080 Bildpunkten (Full-HD) vor. Einige Szenen der ersten Folgen sollen auch in 35mm gedreht worden sein. Wir glauben das 35mm Material in den Innenaufnahmen von Winterfell entdeckt zu haben (etwas mehr Filmkorn). Wir sprechen hier somit von einem 4K Upscale – wie sich aber herausstellt, auf hohem Niveau! Bei der Schärfe ist zwar kein großer Unterschied erkennbar. Allerdings lassen sich feine Details in den Fellkragen der Mäntel noch etwas besser ablesen. Auch die Feinheiten in der Haut und auf oberflächlichen Texturen wirken noch klarer. Auffällig ist das absolut korn- und rauschfreie Bild, das nur ganz selten mal leichte Unruhen erkennen lässt. Wie bei Filmen auch, so spendierte man der UHD von Game of Thrones ebenfalls einen erweiterten Farbraum und eine höhere Bild-Dynamik. Letzere sogar als HDR10- UND Dolby-Vision-Variante. Bei der Farbgestaltung muss man allerdings schon ein wenig warten, bevor überhaupt Farben ins Spiel kommen.

Dolby Vision kann Spitzenlichter besser darstellen, dafür ist das HDR10 Bild etwas homogener, teils farbenprächtiger
Dolby Vision kann Spitzenlichter besser darstellen, dafür ist das HDR10 Bild etwas homogener, teils farbenprächtiger

Die erste halbe Stunde findet in Winterfell statt und dort ist alles maximal braun bis leicht grünlich. Echte Bilddynamik ist hier zunächst nicht vorhanden – es sei denn, es wird dunkel in Winterfell. Dann gibt’s plötzlich rabenschwarzes Haar und sehr helle Spitzlichter auf Gesichtern. Dazu passt die Tatsache, dass die Auflösung und Schärfe bisweilen so gut ist, dass man die Lederkleidung als eher günstig produziert enttarnt. Nur wenige Einstellungen sind etwas weicher, was dann aber damit zusammen hängt, dass hier der Fokus schon während der Produktion nicht perfekt saß. Wechselt die Szenerie dann zu den Targaryens, die beim Magister Illyrio Mopatis leben, wird es bunter und kräftiger. Hauttöne sind plötzlich nicht mehr graugrün, sondern warm und von einem eher braunen Teint. Auch die blaue Kriegsbemalung der Dothraki-Krieger erscheint kräftig.

Ab Episode drei wird dann vor allem der Kontrastumfang noch besser. Die Szenen beim König innerhalb der Mauern bestechen durch abgrundtiefes Schwarz und eine beinahe dreidimensionale Plastizität. Auch im Bordell ist es im späteren Verlauf betont farbkräftig, was für sehr lebhafte Hintergründe sorgt. Schaut man sich HDR10 und Dolby Vision im direkten Vergleich an, schneidet die „einfachere“ Variante hier subjektiv besser ab. Sie wirkt in der Kontrastgebung homogener und weniger dramatisch. Das zeigt sich vor allem auf Spitzlichtern wie den gut ausgeleuchteten Teilbereichen von Gesichtern bei Tageslicht. Aber auch helle, sandsteinfarbene Oberflächen neigen per HDR10 weniger zum Überstrahlen und behalten mehr Zeichnung. In den späteren Episoden gibt es leider ein paar unschöne Skalierungsartefakte.

Game of Thrones - Staffel 1 (4 Blu-rays 4K Ultra-HD)
  • Bean, Sean, Headey, Lena, Dinklage, Peter (Schauspieler)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Tonqualität (85%)

Beim Ton geht es für das deutsche Fan-Publikum leider einen Schritt zurück – sprich: Der dts-HD-Master-Sound der Blu-ray-Version von Staffel eins weicht einer Dolby-Digital-5.1-Spur. Das ist insofern schade, als dass man fürs Englische sogar eine Dolby-Atmos-Spur integrierte. Die DD-Variante ist für sich genommen allerdings erstaunlich gut. So reißt sie das Tor zu Beginn von Episode 1 derart vehement auf, wie man es von solch einer Tonspur kaum erwarten würde. Und damit ist sie in dieser Situation beinahe auf dem gleichen Level wie die englische Atmos-Spur, die hier weder druckvoller noch differenzierter arbeitet. In Sachen Effektreichtum ist Game of Thrones ohnehin wahrlich gelungen. Selten bekommt man in einer Serie so viele herausragende und direktionale Surround-Effekte zu hören. Der Prolog der ersten Episode gerät so zu einem akustischen Fest. Im Rahmen anderer DD-Spuren ist das aller Ehren wert und reiht sich ganz weit oben im internen Dolby-Digital-Ranking ein.

Brutal geht es zu in Westeros. Man sollte nicht allzu zart beseitet sein.
Brutal geht es zu in Westeros. Man sollte nicht allzu zart beseitet sein.

Interessant für Atmos-Fans ist natürlich dennoch die Originalfassung, der man eine Dolby-Atmos-Kodierung spendierte und die somit auch 3D-Sounds liefert. Das tut sie durchweg recht ausgeprägt in Sachen musikalischer Begleitung. Gerade während der Actionszenen ist der Score praktisch immer auch von oben zu hören – ebenso wie eine dezente Addition des Titelsongs auf die Höhenlautsprecher. Echte Soundeffekte liefert Game of Thrones zwar auch, das aber leider SEHR selten. So fährt das Tor in Episode eins hörbar in die Höhe und nach knapp 20 Minuten hört man die Kirchenglocken authentisch von oben, während die Kamera aus der Froschperspektive hoch schaut. Das war es allerdings für die erste Episode. Leider setzt sich das über die komplette Staffel fort. Informationen von oben gibt’s immer nur während anschwellender Score-Momente.

Das ist aber nicht der Atmos-Spur vorzuwerfen, sondern liegt schlicht darin begründet, dass in Game of Thrones meist gesprochen wird – und das viel. Anlässe für Höhen-Signale gibt es schlicht nur sehr selten. In Episode drei hört man mal ein Knarzen von Holz und Tau, wenn Snow in einem „Aufzug“ zur Mauer hochgezogen wird. Auch hört man dann Windgeräusche. Zum zweiten Mal also dedizierter 3D-Sound, der etwas mit den Geschehnissen an der Mauer zu tun hat. Lange dauert es dann immer wieder, bis mal ein echter 3D-Sound-Effekt (abseits der Filmmusik) eingesetzt – so etwa jede zweite Folge passiert das ein- bis zweimal. Mit am deutlichsten beispielsweise in Episode neun, wenn Emilia Clarke nach der „Blutopfer-Heilmethode“ die Schreie aus dem Zelt ihres Gatten hört.

  • Deutsch: Dolby Digital 5.1 – 85%
  • Englisch: Dolby Atmos – 90% (2D Betrachtung)
    70% (3D Betrachtung)

Bonus (80%)

Da die UHD-Veröffentlichung der ersten Staffel von Game of Thrones ausschließlich die 4K-Disks und keine Blu-ray-Fassung beinhaltet, ist es löblich, dass man das Bonusmaterial der Blu-ray entsprechend 1:1 übernommen hat. Insgesamt sieben Audiokommentare warten hier gemeinsam mit 15 Charakterprofilen und sieben unterschiedlich langen und aufschlussreichen Featurettes. Dazu gibt’s noch das 30-minütige Making-of mit Interviews von Darstellern und Crew.

Gesamtbewertung Game of Thrones – Staffel 1 4K Blu-ray (83%)

Game of Thrones profitiert im Bildbereich deutlich von der UHD. Die Szenerie ist nun noch schärfer und dreidimensionaler als sie schon per Blu-ray war. Farben sind dazu kräftiger, der Kontrastumfang ist sichtbar höher. Allerdings hat HDR10 hier die Nase im direkten Vergleich mit dem etwas überdramatischen Dolby Vision vorn. Der dt. Ton erfährt zwar ein Downgrade von dts-HD-Master hin zu Dolby Digital, schlägt sich im Rahmen dessen allerdings hervorragend. Dennoch ist es auch hier ärgerlich. Der englische Dolby-Atmos-Sound schlägt sich auf der 2D-Ebene prächtig und liefert dort alles, was man von der guten dts-HD-Spur der Blu-ray kennt. Seine 3D-Sound-Anteile sind allerdings (thematisch begründet) sehr rar gesät. Immerhin klingt es gut, wenn dann mal etwas von oben kommt.

Game of Thrones - Staffel 1 (4 Blu-rays 4K Ultra-HD)
  • Bean, Sean, Headey, Lena, Dinklage, Peter (Schauspieler)
  • Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren

Technische Details & Ausstattung:

Erscheinungstermin: 07. Juni 2018 Review am: 08. Juni 2018
Erscheinungsjahr Film: 2011 Laufzeit: 561 Minuten
Filmstudio: Warner Home Video FSK: Ab 16 Jahren
Auflösung / Bildfrequenz:
2160p @ 24p Untertitel:
Bildformat:
1.78:1 / 16:9 Tonspur:
Deutsch Dolby Digital 5.1
Englisch Dolby Atmos 5.1
High Dynamic Range:
HDR 10
Dolby Vision
Ausstattung:
5x 4K Blu-ray
Testgerät TV: LG OLED55B7D
Testgerät Player: Sony UBP-X700

GoT Staffel 1 Trailer:

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Timo Wolters
Timo Wolters
Der echte Filmfan bleibt im Heimkino: Das Bild ist besser, der Sound unmittelbarer und die Sitznachbarn angenehmer - Timo rezensiert seit 2002 mit Leidenschaft (fast) durch alle Genres. Aktuelle Rezensionen findest du auf blu-ray-rezensionen.net
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1 Kommentar
  1. Es stimmt nicht ganz, dass das Bonusmaterial 1:1 übernommen wurde. Auf den 2K-Blu-Rays haben die Folgen einen sogenannten „In-Episode Guide“. Das ist eine Art interaktives Bild-im-Bild-Menü, das geschriebene Hintergrundinformationen liefert. Das haben die 4K-BDs nicht. Andererseits finde ich es auch gut, dass das meiste Bonusmaterial von den 2K-BDs übernommen wurde.

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