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Als Venom, der Vorgänger von Let There Be Carnage 2019 in den Kinos anlief, hatte Sony Pictures bereits geplant, dem Film ein Sequel zu gönnen, um Sonys Spider-Man Universe voranzutreiben (das Auftauchen von Woody Harrelson in der Post-Credit-Szene trieb die Spekulationen auch früh in die Höhe). Zwar handelte man mit Marvel einen neuen Deal aus, damit der aktuelle No Way Home erneut innerhalb des MCU verortet werden konnte, doch Sony bastelt derweil an weiteren Superheldenfilmen, die sich um Widersacher von Spidey drehen. Morbius (mit Jared Leto als blutdürstigem Wissenschaftler) und Kraven the Hunter stehen hier in den Startlöchern. Ein wenig überrascht war man allerdings schon, dass der von Tom Hardy gespielte Mensch/Symbiont-Film weltweit rund 860 Mio. Dollar einspielte, was die Lust auf eine Fortsetzung natürlich zusätzlich schürte.
Immerhin war es schon ein Spaß, dem lustvoll agierenden Hardy dabei zuzuschauen, wie er sich mit seinem dunkelschwarzen “Schmarotzer” zankte und kloppte. Was man dem Vorgänger seinerzeit allerdings von Seiten der Fans vorwarf, war eine zu zahme Herangehensweise. Immerhin hatte man im Vorfeld von einer etwas härteren Herangehensweise gesprochen, um die Radikalität des Symbionten darzustellen. Und das hätte durchaus funktionieren können – immerhin zeigten die beiden Deadpool-Streifen, dass auch R-Rated-Filme finanziell erfolgreich sein konnten. Leider entschloss man sich zugunsten einer Verknüpfung mit dem familienfreundlicheren Spider-Man-Universum für eine sanftere und weniger blutige Gangart. Und das stieß einigen Fans sauer auf. Es sei vorweggenommen: Venom: Let There Be Carnage wird diese enttäuschten Fans nicht zurückholen. Denn auch das Sequel ist relativ blutarm und hätte mehr Düsternis und Gewalt vertragen können.
Geblieben ist die fiebrige Performance von Tom Hardy, der erneut mit seinem Symbionten zu kämpfen hat und immer wieder mit ihm in den Infight geht. Solche Szenen sind nach wie vor das Salz in der Suppe des Films und lassen darüber hinwegsehen, dass auch der neue Regisseur Andy Serkis (Gollum aus Herr der Ringe) die Gewaltschraube locker ließ. Was viele der Fortsetzung zudem ankreiden, ist seine kurze Laufzeit. Das wiederum kann aber auch ein Segen sein. Denn man muss nicht zwingend immer 150 Minuten Superhelden-Hin-und-Her präsentiert bekommen, um sich unterhalten zu fühlen.
Und so viel mehr Charakterentwicklung hat ein Shang-Chi auch nicht zu bieten, wenn man es mit Venom: Let There Be Carnage vergleicht. Entsprechend straff geht’s hier zu und man kann sich voll und ganz auf die Darstellerleistung von Hardy und vor allem Harrelson konzentrieren. Der Cletus-Darsteller erinnert hier nicht selten an die Darbietung einer Figur, die er vor gut 27 Jahren mal ausfüllte: Mickey Knox. In Verbindung mit dem ziemlich gigantischen Symbiont wird Cletus aka Carnage zum roten Hulk. Und daran hat Harrelson eine Menge Spaß.
Weniger Spaß machen (erneut) Venoms Beziehungsratschläge. Die Nerven schon nach dem ersten Treffen mit Anne, wenn der Symbiont mit sanft-gutmütiger Stimme auf Hobby-Psychologe macht. Gemeinsam mit den grenzwertig albernen Szenen während der unvermeidbaren Jagd auf Hühner darf man schon mal das Gefühl bekommen, die Macher hätte die Figur der Lächerlichkeit preisgegeben. Und weil hier eben nicht mit etwas gelöster Gewalt-Handbremse gekontert wird, erscheint das Geschehen bisweilen tonal nicht wirklich passend. Die “Zugabe” in Person von Frances Barrison aka Shriek ist zudem völlig verschenkt und von Naomie Harris auch noch eher nervtötend dargestellt.
Und obendrauf hätte der Film gerade in der ersten Hälfte noch ein/zwei Actionszenen vertragen, damit er nicht so arg aufs (erstaunlich kurze) Finale konzentriert erscheint. Denn obwohl die geringe Laufzeit ein paar Längen vermeidet (was gut ist), fehlt dann doch ein wenig Unterhaltungswert in den ersten 45 Minuten. Im Gegensatz zum ersten Teil funktionieren glücklicherweise die CGIs deutlich besser, was die Fights zwischen den beiden Symbionten zum Highlight werden lässt, von dem man (wie zuvor erwähnt) gerne deutlich mehr gesehen hätte. Ausnahme hier: die wenig geglückte Integration von Harrelsons Gesicht in Carnages Schulter während des Showdowns.
- Hardy, Tom, Williams, Michelle, Harris, Naomie (Schauspieler)
- Serkis, Andy (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Bildqualität (85%)
Venom: Let There Be Carnage wurde mit zwei digitalen Kameras gedreht. Zum einen mit der ARRI Alexa Mini LF und zum anderen mit der großen Alexa 65. Am Ausgang der jeweiligen Chips lag eine Auflösung von 4.5K und 6.5K an, was fürs Kino und die UHD Blu-ray jedoch über ein 2K DI runter- und wieder hochskaliert wurde. Sicherlich resultierend aus dem großen Umfang an formatfüllender CGI, die (höchstwahrscheinlich) in 2K gerendert wurde und dann stärker aufgefallen wäre. Immerhin gab’s Dolby Vision zusätzlich zum HDR10-Standard und dem im Rahmen von Rec.2020 erweiterten Farbraum. Im Kino lief Let There Be Carnage mitunter in IMAX-Laser-Vorstellungen, was erklärt, dass das Bildformat auf der UHD Blu-ray auf 1,85:1 sitzt.
In der Praxis liegen zwar keine Welten zwischen BD und UHD-BD, aber die UHD Blu-ray schlägt die BD dennoch auf allen Parametern. Sie ist insgesamt weniger dunkel, bietet kräftigere Farben, dynamischere Kontraste und ist noch besser encodiert. Profitieren tun vor allem auch die Spitzlichter, was man nicht nur bei den Taschenlampen erkennt (81’40), sondern vor allem in den vielen Nachtaufnahmen von Städten mit einer Masse an hell erleuchteten Fenstern oder Laternen. Außerdem profitieren die Szenen in der Disko nach der Hälfte der Laufzeit massiv. Denn hier werden die Neonfarben satter und leuchtender dargestellt.
Und was HDR10 oder Dolby Vision im Gegensatz zur Blu-ray drauf haben, sieht man in jeder Einstellung mit Feuer und Explosionen. Hier gibt’s wesentlich mehr Dynamik, Helligkeit sowie eine gesteigerte Farb- und Helligkeitsdifferenzierung. Man erkennt schlicht mehr Brocken in Feuersbrünsten. Dolby Vision ist noch mal eine Spur dynamischer und bei Mischkontrasten auch etwas heller.
- Hardy, Tom, Williams, Michelle, Harris, Naomie (Schauspieler)
- Serkis, Andy (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Tonqualität (95%)
Relativ typisch für die großen Sony-Titel ist die Bestückung der englischen und deutschen Tonspur mit verlustfreier DTS-HD-Master-Kodierung. Das ist insofern schön, als dass man hier nicht mit einer komprimierten Synchro leben muss. Und was die beiden verlustfreien DTS-HD-Spuren im Tiefbassbereich leisten, ist bisweilen phänomenal. Egal, ob das Helikopter sind, die Aktionen der Symbionten oder das Motorengeräusch des alten Mustangs – hier geht’s richtig kräftig zur Sache.
Lässt Frances die Shriek-Druckwelle bei 54’20 los, kann man zusehen, wie die Subs an ihre Auslenkungsgrenze gebracht werden. Doch Tiefbass ist nicht alles. Was hier ebenfalls vorzüglich funktioniert, sind die dumpf-leisen Szenen zu Beginn, wenn Shriek vom Personal Essen gebracht wird und der Ton nachempfindet, wie abgedämpft sich das Ganze unter den dicken Kopfhörern der Personen anhört. Wenn die Stimme der Anstaltsleiterin dann nach knapp fünf Minuten ertönt, ahnt man schon, dass sie über die Atmos-Fassung (siehe nächstes Kapitel) auf die Heights gelegt wird – so präzise klingt sie bereits über die regulären Surrounds der deutschen Synchro.
Die Frage war natürlich, ob auch Let There Be Carnage den Center (und damit Venoms Stimme) so druckvoll und mustergültig in Szene setzen würde. Wo das im Vorgänger noch absolute Referenz war, geht’s hier einen Hauch dezenter zu. Einen Hauch, wohlgemerkt. Denn gerade in den Actionszenen wird’s durch die räumliche Darbietung und eine spürbare Tieftonunterstützung wirklich fett. Und wenn Venom bei 34’11 ein zufriedenes “Ja” Richtung Zuschauer pumpt, setzt es Gänsehaut. Im englischen Original ist das zwar nach wie vor noch mal etwas kräftiger und satter, aber meckern kann man über die Synchro wahrlich nicht.
Was die Direktionalität von Surroundeffekten angeht, so nehme man Eddies Fight mit Venom nach gut 33 Minuten oder Carnages Amoklauf im Gefängnis nach etwas über 36 Minuten und man weiß, warum Heimkino unglaublich Spaß machen kann. Außerdem testet dessen erster Schrei nach gut 37 Minuten die Dynamik der Lautsprecher sehr ordentlich. Soundtipp aber ist das Glockengeläut während des ersten Fights zwischen Venom und Carnage – hier zeigt sich ganz ordentlich, welche Stunde geschlagen hat. Ganz zu schweigen von jenem Satz nach 77’42, der das Heimkino in seinen Grundfesten erschüttert.
Wie schon beim Vorgänger, so wartet auch die Fortsetzung von Venom mit einer Dolby-Atmos-Aufwertung für die englische Tonfassung auf, während der deutsche Ton (immerhin) bei DTS HD-Master verweilt. Bleiben wir bei der regulären Ebene, so wirken Surroundeffekte noch ein bisschen präziser. Der Tiefbass indes bleibt auf dem gleich (guten) Niveau. Die Höhenebene wird schon in der ersten Sequenz mit knarzenden Bäumen unterstützt, was für eine recht gruselige Stimmung sorgt (1’13). Während des Unfalls knapp eine Minute später wirbeln dann weitere Sounds über die Heights und werden von einem Feedback-Geräusch ergänzt.
Zahlreiche Wusch-Momente oder Frequenzbrummen in der Ravencroft-Anstalt sorgen für weitere Atmosphäre. Außerdem werden immer wieder Möwen laut hörbar, sobald die Szenerie in den Outdoor-Küstenbereich wechselt. Einen Helikopter hört man hier nach elf Minuten ebenso und wenn Eddie bei 12’20 mit dem Motorrad über die Kamera springt, wird’s mal richtig dynamisch von oben (Vorsicht: Schreckmoment). Richtig gut kommt auch das kurze Gewittergrollen bei 21’45, was von einem räumlichen Regenplätschern gefolgt wird. Wenn Venom immer wieder kurze Aktionen vornimmt (und sei es das Brutzeln von Spiegeleiern), wird auch das gerne mal mit auf die Höhenspeaker gelegt, was durchaus Sinn macht, da seine Arme oft oberhalb der Kamera agieren.
Erst Recht gilt das für Situationen, in denen Eddie mit seinem Symbionten in den In-Fight geht und die halbe Wohnung zu Bruch geht. Gänsehauterregend die letzten Worte an Cletus, die durch den Lautsprecher zum Ohr gelangen. Bricht “der Rote” dann aus und wirbelt durchs Gefängnis, setzt es natürlich ebenfalls zahlreiche 3D-Sounds. Weitere Lautsprechersounds gibt es nach etwas über 51 Minuten und ab Minute 54 stößt ein Hubschrauber immer wieder authentisch hinzu. Witzig: Erst Richtung Showdown (genauer: ab Minute 67) gesellt sich auch mal Musik zum Geschehen auf die Heights hinzu. Das ist vorher gar nicht der Fall. Während des Zweikamps zwischen Eddie und Cletus gibt’s dann noch mal reichhaltig viele Sounds – von Glockengeläut über Grunzgeräusche bis hin zu den zahlreichen Hubschraubern nach gut 81 Minuten.
- Deutsch: DTS-HD MA 5.1 (95%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (100%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (75%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: Dolby Atmos (85%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (60%)
Insgesamt sieben Featurettes hält (nur) die Blu-ray im Bonusmaterial neben Outtakes und sechs entfernten Szenen bereit. In “Let there be action” bekommen wir einen recht eindrucksvollen Einblick in die Dreharbeiten – beispielsweise in das Wire-Work, aber auch in Andy Serkis’ Art, Regie zu führen. In “Eddie & Venom” geht’s dann vornehmlich um die Fortführung der “Beziehung” zwischen den beiden Hauptfiguren in einem Körper. “Tangled Web” liefert ein paar Easter Eggs – beispielsweise jenes von Stan Lee auf dem Cover eines Magazins in Mrs. Chens Laden. Weitere Featurettes kümmern sich um Cletus Kassady sowie die Beziehung zwischen ihm und Shriek. Außerdem kümmert man sich um die Realisierung von Carnage und es gibt noch drei Previsualisierungs-Szenen.
Gesamtbewertung Venom – Let There be Carnage 4K Blu-ray (82%)
Venom – Let There Be Carnage vermeidet nicht die Fehler des ersten Teils, sondern begeht ähnliche und fügt noch ein paar hinzu. Sieht man über ein paar grenzwertig alberne Szenen hinweg und konzentriert sich auf Harrelsons lustvolle Darbietung sowie die wirklich gelungenen Auftritte der Symbionten, kann man dennoch kurzweiligen Spaß haben.
Mag man über den Film noch geteilter Meinung sein, ist er technisch ein Vorzeigetitel. Gegenüber dem Vorgänger ist das Bild ruhiger, homogener, kontrastreicher und schärfer. Die UHD Blu-ray punktet gegenüber der BD noch einmal mit sichtbar besserer Dynamik und vor allem den beeindruckenderen Spitzlichtern. Akustisch macht das Ganze ebenfalls noch mal etwas mehr Spaß als Teil eins. Zwar ist Venoms Stimme eine Spur zurückgenommener, dafür setzt aber jeder Auftritt von Carnage das Kino in den Mittelpunkt eines erdbebenartigen Ausbruchs aus Dynamik, Lautstärke und Wucht.
- Hardy, Tom, Williams, Michelle, Harris, Naomie (Schauspieler)
- Serkis, Andy (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 27. Dezember 2021 | Review am: | 16. Januar 2022 |
Erscheinungsjahr Film: | 2021 | Laufzeit: | 97 Minuten |
Filmstudio: | Sony Pictures Home Entertainment | FSK: | ab 16 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Englisch |
Bildformat: |
2.35:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch DTS-HD MA 4.1 Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 & Dolby Vision | Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D |
Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
Venom – Let There be Carnage Trailer:
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Der Film ist schlecht. Vom Blockbuster Kino hat mich Wonder Women 1984 jedoch noch mehr enttäuscht.
Ich kannte den ersten nicht aber der zweite hat immerhin unterhalten, ohne direkt die Welt retten zu müssen, Charakterentwicklung vorzutäuschen oder Nebenhabdlungen zu verfolgen. Einfach auf die 12 Comicaction, Popcornkino ohne Anspruch oder Ambitionen – dafür schnell erzählt mit 90 Minuten oder so. Muss man nicht mögen, kann man aber.
Schrecklicher Film und für mich die Gurke des Jahres 2021!