Film- und Musikpiraterie geht zurück – haben die Streamingdienste gewonnen?

Die Nutzung raubkopierter Filme, Serien und Musik geht seit 2018 stetig zurück. Das breite Angebot an Streaming-Inhalten hat wohl einen direkten Einfluss auf das Geschäft mit illegalen Daten.

Das Europäische Amt für geistiges Eigentum (EUIPO oder European Union Intellectual Property Office) hat kürzlich eine Studie veröffentlicht, die die Piraterie von Fernsehprogramme, Musik und Filmen in Europa zwischen Januar 2017 und Dezember 2020 durchleuchtet. Mehrere Hacking-Methoden wie Streaming, Download, Torrenting und Ripping wurden sowohl auf dem Handy als auch auf dem Desktop auf den Prüfstand gestellt. Die 28 Mitgliedstaaten wurden mit insgesamt 133 Milliarden Zugriffen untersucht.

Zugriff auf Raubkopien zwischen 2018 und 2020 geschlüsselt nach Typen
Zugriff auf Raubkopien zwischen 2018 und 2020 geschlüsselt nach Typen || Bild: EUIPO

Medien-Piraterie sinkt seit 2018 stetig

Insgesamt zeigt sich, dass die Piraterie in diesem Zeitraum für alle Arten von Inhalten zurückgegangen ist, mit Ausnahme einer vorübergehenden Erholung der Filminhalte im Frühjahr 2020, also während des ersten Lockdowns der Corona-Krise (siehe Abbildung oben). In Zahlen ging die Piraterie um 20 % im Jahr 2018, 6 % im Jahr 2019 und 34 % im Jahr 2020 zurück. Im Durchschnitt griffen europäische Internetnutzer im Jahr 2020 auf 5,9 raubkopierte Inhalte pro Monat zu.

Es scheint einen sichtbaren Zusammenhang zwischen dem Rückgang der Piraterie und Verfügbarkeit legaler Angebote zu geben. Die Studie stellt zudem einen Zusammenhang zwischen dem Anteil junger Menschen (15 bis 24 Jahre) an der Bevölkerung und Filmpiraterie fest. Die von Land zu Land beobachteten Unterschiede beim Phänomen der Piraterie lassen sich durch sozioökonomische Faktoren wie Einkommensungleichheit und natürlich das Bewusstsein für legale Angebote für Verbraucher erklären. Bedeutet, finanziell schlechter gestellte Nutzer greifen häufiger auf illegale Angebote zurück, vorwiegend in jungen Jahren.

Piraten werden immer bequemer

Recht hoch ist die Nutzung illegaler Angebot in den baltischen Saaten Lettland, Estland und Litauen (über 10 Prozent nutzen das Angebot mindestens einmal im Monat). An vorletzter Stelle befindet sich Deutschland (rund 4 Prozent). Am allerwenigsten nutzen polnischen Bürger das Angebot auf „kostenlose“ Musik, Filme und TV-Übertragungen.

Medien-Piraterie aufgeschlüsselt nach Typ und Land 2020
Medien-Piraterie aufgeschlüsselt nach Typ und Land 2020 || Bild: EUIPO

Das „Herunterladen“ von Filmen, Musik und Serien ist auf einem absteigenden Ast. Während man früher seine Festplatten voller Stolz mit dem neusten Entertainment gefüllt hat (oder den DVD-Ordner), sind jetzt vor allem illegale Streamingangebote angesagt. Hier spielt neben der Gewohnheit, alles innerhalb weniger Sekunden/Klicks auf dem PC/Smartphone/Tablet wiedergeben zu können, auch die Bequemlichkeit eine große Rolle. Wer wartet schon gerne 15 Minuten auf den Download eines Films, wenn er diesen auf einem der einschlägigen Portale nach einer kurzen Werbeeinblendung sehen kann? Denn auch illegale Anbieter gehen mit der Zeit. 80 Prozent der raubkopierten Inhalte werden bereits über Streamingportale genossen.

Direkte Downloads, Torrents oder das manuelle Rippen von Inhalten ist komplett aus der Mode. Auch Piraten setzen vermehrt auf Streaming
Direkte Downloads, Torrents oder das manuelle Rippen von Inhalten ist komplett aus der Mode. Auch Piraten setzen vermehrt auf Streaming || Bild: EUIPO
QuelleEUIPO
Dominic Jahn
Dominic Jahn
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23 Kommentare
  1. Wenn es demnächst noch mehr streaming Dienste gibt geht es wieder nach oben. Mann kann sich einfach nicht 20 streaming Dienste im Monat leisten.

  2. Der Content in de ganzen freien Mediatheken hat auch eine gewisse Wirkung. Einen Smarten TV hat ja heutzutage fast jeder Haushalt. Die Menge an Content, selbst kostenlos, wächst ja auch immer mehr und mehr. Die Menschen haben ja nicht mehr Zeit als früher und sich alles mögliche anzuschauen, da bleibt auch das Illegale auf der Strecke bei der massenhaften Vielfalt.

  3. Hmmm …. Seltsam. Hab jetzt mehrfach genau das Gegenteil gelesen. Bedingt durch die Fragmentierung der Streamingdienste sollen diese ganzen Angebote wieder auf dem steigenden Ast sein….

  4. Erstens braucht kaum jemand alle Abo-Dienste gleichzeitig und zweitens wird es nicht lange so viele davon geben. Manche floppen ja auch ziemlich.
    Und illegale Streaming-Plattformen verkaufen mit Sicherheit auch Kundendaten. Die unterliegen ja keiner Aufsicht.
    Es gibt auch Methoden in legalen Grauzone, wie Abos bei HBO Max oder Paramount+ (für Discovery) mit Hilfe eines VPNs. Das ist zwar nicht streng legal, verstößt aber auch nicht direkt gegen Copyright und sorgt dafür, dass die Kreativen dafür ihre Tantiemen bekommen.

    • Deine sogenannte Grauzone per VPN wird hauptsächlich dazu verwendet, „legal“ den effektiven Preis von digitalem Content zu reduzieren. Über die Türkei oder Brasilien zahlt man ja oft nur einen Bruchteil des Ganzen.
      Sicherlich auch ein Aspekt, der den Weg in die klassische Piraterie etwas bremst, da man ja so ein „legaler“ Kunde ist.

      • Man kann VPN bestimmt auch auf diese Weise missbrauchen, wie du sagst.
        Aber mir geht es darum, gewissen Content überhaupt oder auch in besserer Qualität sehen zu können, z. B. von HBO Max oder Paramount+.
        Auf diese Weise kann man sich dann ein quasi-legales Abo holen und dafür genauso viel bezahlen, wie z. B. Amerikaner das auch tun, was dann dieselben Leute bekommen, die es auch von amerikanischen Kunden bekommen würden.
        Da man damit niemandem (außer vielleicht Sky 😉 ) schadet, sehe ich da auch keine ethischen Probleme. (Sky verdient es nicht anders.)
        Ich habe keine Ahnung, wie die Preise in der Türkei oder Brasilien sind, aber wahrscheinlich ist die Streaming-Qualität da nicht gerade der Hammer.

        • Konzerne dürfen massiv Globalisierung ausnutzen und das teils sehr sehr massiv, aber wehe der Privatnutzer benutzt ein VPN und macht ansatzweise das gleiche, joa dann ist Polen natürlich offen und man gehört eingesperrt oder Ähnliches…

          Unsere Gesellschaft ist schon arg Strange.

          • Ganz genau!
            Aber ich persönlich habe noch nie davon gehört, dass jemand wegen einer solchen Mitgliedschaft über VPN tatsächlich Ärger bekommen hat. (Das kann natürlich auch Unwissenheit meinerseits sein.)
            Noch nicht ganz internationale Streaming-Dienste wie HBO Max, Paramount+, Peacock usw. haben aber wahrscheinlich auch nichts gegen zusätzliche Kunden. Die bringen erstens mehr Kohle und lassen auch die Abonnentenzahlen besser aussehen. 😉

          • Niemand hat von „Polen offen“ oder sonstigen Bestrafungen gesprochen.
            Aber trotzdem „herrlich“, wie man sich seine Denkweise und Handlungen „schön“ reden kann.
            Sicherlich haben etliche Konzerne Dreck am Stecken, aber gibt uns nicht das Recht Robin Hood zu spielen.
            Zu mal wir hier von Dingen sprechen, die reinen Luxus ohne Notwendigkeit darstellen. In welcher Form und zu welchem Preis diese Firmen ihren Content anbieten, ist doch deren Sache. Ist man mit deren Bedingungen nicht zufrieden, dann muss man halt darauf verzichten. Alles andere führt uns zum ethnischen Dilemma der Grenzen: wo fangen diese an und wo hören sie auf.
            Man kann sich alles schön reden, solange die Konsequenzen nicht spürbar sind oder erkannt werden. Der Einbrecher, der bei einem vorbeischaut, hat bestimmt auch handfeste Argumente für sein Handeln…

            • „Ist man mit deren Bedingungen nicht zufrieden, dann muss man halt darauf verzichten.“
              Unter welchen Bedingungen hat denn aktuell jemand ohne VPN in Deutschland Zugriff auf HBO Max, Paramount+ oder Peacock etc.? Unter keinen. Leute, die da VPN benutzen, weigern sich ja nicht, irgendwas zu bezahlen, sondern zwingen diesen Streaming-Diensten ihr Geld geradezu auf. Welche schlimmen Konsequenzen soll das denn haben?

            • @Le-matya: sonst immer der große Allesversteher und Alleskommentierer, aber das dann nicht verstehen WOLLEN?
              Der Artikel beschäftigt sich allgemein mit Piraterie und wenn man eine Sache in Anspruch nimmt, der nicht im Sinne der AGB, BGB und eventuell StGB ist, dann ist dieses Handeln grundsätzlich falsch und zu unterlassen. Egal, ob illegal downgeloadet oder per VPN. Ebenso habe ich nicht von schlimmen Konsequenzen gesprochen, oder irre ich mich? Gerade das Ausbleiben von Konsequenzen ist ja das Problem, deshalb trauen sich ja viele (natürlich auch die Konzerne!) Dinge, die falsch sind. Natürlich ist das eine schwerwiegender, das andere weniger, aber falsch bleibt falsch. Man kann also niemanden Missbrauch vorwerfen, solange man es selber macht. Pure Doppelmoral.

            • Sorry, aber Du verwechselst hier Ethik mit Legalität.
              Per VPN ein Abo abzuschließen, für das man sonst nicht in Frage käme, ist keine Piraterie, sondern nur Verdeckung des eigenen Standortes. Ich bin mir nicht mal sicher, ob es überhaupt Gesetze dagegen gibt.
              Oder was haben BGB und StGB genau dazu zu sagen?
              Mir scheint das so ähnlich zu sein, wie die Umgehung von Regionalcodes, die auch im Privatbereich nicht unterbunden wird, wenn man für eine Disk dasselbe bezahlt hat, wie Menschen aus der jeweiligen Region es tun.
              Und ja, man kann jemandem Missbrauch vorwerfen, wer andere um ihr verdientes Einkommen bringt, wenn man das nicht selbst tut. Das hat mit Doppelmoral nichts zu tun.

            • Ich verwechsel hier bestimmt nichts, nur hab ich anscheinend eine weitergehende Sichtweise von Recht und Ordnung als du und vermutlich die Meisten hier.
              Du beschränkst deine Sichtweise hier auch ständig auf VPN und lokal nicht erhältlichen Content ein, gepaart mit diversen rosaroten Brillen. Das hab ich nicht getan und betrachte es umfänglicher und vor allem neutral. Eine Verschleierung des tatsächlichen Standortes im Zusammenhang mit einem Vertrag ist jetzt nicht so wirklich erlaubt.
              Um zu verstehen, dass das eine oder andere nicht ganz erlaubt ist, lese dir die jeweiligen AGB der Betreiber mal durch. Eine Lektüre von BGB und StGB würde dir sicherlich auch nicht schaden.
              Nur, weil faktisch gesprochen kein „richtiger Schaden“ in DEINEM Szenario entsteht (wobei es durchaus Gründe für lokal begrenzten Content gibt) und der Betreiber, kein Interesse hat oder ihm die Möglichkeiten an einer Verfolgung des Ganzes fehlt, macht die Verschleierung des Standortes in Zusammenhang mit einem Vertrag nicht weniger illegal.
              Das mit der Doppelmoral hast du leider auch nicht wirklich verstanden. Von daher erspare ich mir und vermutlich den Anderen auch, hier weiter auf diesem Thema rumzureiten.

            • Nein, Du bist derjenige, der Ethik nicht von Gesetzen unterscheiden und nicht mal konkrete Beispiele für solche Gesetze nennen kann.
              „Ich verwechsel hier bestimmt nichts, nur hab ich anscheinend eine weitergehende Sichtweise von Recht und Ordnung als du und vermutlich die Meisten hier.“
              Wenn Du mit „weitergehend“ undifferenziert meinst, dann hast Du Recht.
              Wie ist es denn mit der Doppelmoral in Hinsicht auf Ausnutzung der Globalisierung durch Konzerne und Privatpersonen?

  5. ich glaube das wird in den nächsten jahren bei den film/serien wieder drastisch ansteigen, da jedes studio, jeder besc.. konzern ihr eigenen streamingdienst haben will statt auf lizenzen usw zu setzen um kostengünstiger zu arbeiten und kundenfreundlich zu sein.
    es gibt drölf tausend abo teile und neuerdings werden webseiten auch immer dreißter und zwingen ein
    „entweder du liest uns mit werbung und wir verkaufen deine ganzen daten oder du kaufst ein Plus/pur abo für 4,99 pro monat“
    was meines wissens glaub sogar verboten ist, wenn ich julia reda richtig im kopf hab.
    man is schon nett und lässt adblocker aus aber ich will weder tracker noch dass meine daten verkauft werden von der webseite die ich besuche.
    da wird es sicher auch noch tools und plugins geben, die den mist aushebeln.
    serien und filme werden auch wieder auf tauschbörsen und anderweitig ihren weg finden.
    zuletzt gesehen als paramount einfach ohne hier den eigenen dienst online zu haben weltweit netflix discovery offline zu nehmen.
    die fans haben das instant auf yt, tauschbörsen und als DDLs online gestellt
    paramount war scheinbar fix um das wieder offline zu nehmen aber der „schaden“ war bereits.

  6. Das ist doch eine positive Entwicklung. Gut für die Filmwirtschaft und ehrliche Kunden. Ich habe den Eindruck, dass sie sich inzwischen auch auf die Preise für 4K-BDs auswirkt. Viele sind in letzter Zeit für unter 29,-€, manche sogar für unter 25,-€ vorbestellbar, und das gilt nicht nur für Scheiben ohne zusätzliche 2-Blu-ray.

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