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Der 11. September 2012 – elf Jahre nach den Anschlägen auf das WTC in New York. Der als Bengasi-Anschlag in die Geschichtsbücher eingehende Überfall auf das US-amerikanische Interims-Konsulat in der gleichnamigen Stadt zog eine Welle der Kritik hinter sich her.
Ob diese Kritik berechtigt ist oder nicht, soll nicht Gegenstand dieser Rezension sein. Sehr wohl aber Michael Bays Film zu diesem Thema. Denn mit 13 Hours – The Secret Soldiers of Benghazi inszeniert der Krachwumm-Regisseur von Transformers & Co. das erste Mal seit Pearl Harbor mal wieder einen auf (politischen) Tatsachen beruhenden Film. Stand zu befürchten, dass er erneut ein romantisches Kitschgemälde vor kriegerischem Hintergrund auf die Leinwand bannen würde, darf man zunächst aufatmen. Denn basierend auf dem Buch 13 Hours: The Inside Account of What Really Happened in Benghazi von Mitchel Zuckoff zeichnet Bay ein realistisches Szenario ohne jede Romantisierung. Auch hält er den ansonsten so gerne genutzten Patriotismus überraschend im Zaum.
Eigentlich hält er sogar die Politik außen vor. Denn 13 Hours kümmert sich keinen Deut um die Hintergründe – weder um jene der Angreifer, noch um jene des US-Außenministeriums.
Und so nutzt Bay die reale Geschichte schlicht dafür aus, einen atemlosen Actionfilm aufs Publikum los zu lassen, dessen Szenario unerbittlich ist. Erstaunlicherweise wollte das im Kino kaum jemand sehen. Mit gerade einmal 69 Mio. Dollar weltweitem Einspiel war 13 Hours Michael Bays mit Abstand am schwächsten performender Kinofilm. Ob’s daran lag, dass er in den USA zu einer maximal unglücklichen Zeit während der Vorwahlen zum US-Wahlkampf 2016 startete, in denen Hillary Clinton und Donald Trump erbitterte Gegner waren? Stimmen wurden laut, die vermuteten, dass sich nur politische Hardliner von dem Film angesprochen fühlten, da sie in ihrer Sichtweise (Clinton sei schuld) bestätigt fühlen würden – zumal exakt diese Klientel im Zuge des Marketings offensiv umworben wurde.
Tatsächlich dürften gerade die Hardliner enttäuscht sein. Denn – wie erwähnt – Politik spielt hier praktisch keine Rolle und Hillary kriegt NICHT ihr Fett weg. Es geht vielmehr (typisch Bay) um das Hohelied auf Soldaten und Kameradschaft. Um die Liebe zur Waffe und um klassische Rollenverteilung.
Dass sich Bay dabei mit fortschreitender Zeit immer mehr in Computerspiel-Ästhetik verirrt und 13 Hours wie eine Call-of-Duty-Version des Kriegs gegen den Terror anmutet, ist anhand seiner Vita kaum verwunderlich – eine Kathryn Bigelow (Zero Dark Thirty) erreicht er in Sachen Differenziertheit und Ambivalenz ohnehin zu keiner Zeit. Und so ist es am Ende tatsächlich egal (was für die vier Opfer des Anschlags sowie deren Angehörige schmerzhaft sein dürfte), ob der Film auf Tatsachen beruht. Es hätte genauso eine erfundene Geschichte sein können. Für den Betrachter jedenfalls wird kaum erlebbar, welche Umstände um dieses Ereignis herum gegolten haben. Bays Adaption der Romanvorlage ist ein lupenreiner Actionfilm mit viel Geballer, viel Kameradschaft und bisweilen nervenzerrender Spannung. Denn wenn man die inhaltlichen Mängel und Bays Militär-Werbeoptik mal beiseite lässt, sorgen die zahlreichen Scharmützel natürlich für angemessene Kurzweil und spektakuläre Bilder. Außerdem wird’s durchaus gewalthaltig. Nicht umsonst fuhr sich 13 Hours in den USA das ungeliebte R-Rating ein. Aber Krieg ist nun mal kein Wattebausch-Schmeißen und dann dürfen auch mal Körper zerteilt und Kopfschüsse in Zeitlupe gezeigt werden.
Darstellerisch passt das Ganze. Mit John Krasinski hat man sogar einen Hauptdarsteller gewählt, der eigentlich mehr drauf hätte, als das Stereotyp eines Elite-Soldaten zu geben. Das zeigte er zuletzt nicht nur in seinem eigenen Film A Quiet Place, sondern auch in einer ganz ähnlich gelagerten, aber ungleich differenzierteren Rolle als Jack Ryan in der gleichnamigen Prime-Original-Serie nach Tom Clancy.
- Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
- Denman, David, Fumusa, Dominic, Badge Dale, James (Schauspieler)
- Bay, Michael (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Bildqualität (85%)
Michael Bay ist auch heute noch ein kleiner Fan von analogen Filmaufnahmen. Trotz der Integration einiger Shots mit Filmkameras entschloss er sich gemeinsam mit Kameramann Dion Beebe hier allerdings dafür, hauptsächlich digital zu schießen. Vornehmlich aufgrund der zahlreichen Nachtaufnahmen und Szenen in der „blauen Stunde“ kurz bevor das Sonnenlicht komplett verschwindet. Hier hatte er wesentlich mehr Flexibilität mit den digitalen Kameras. Hinzu gesellt sich ein im Rahmen von Rec.2020 erweiterter Farbraum sowie eine höhere Bilddynamik nach HDR10 und Dolby Vision. Letzteres, so viel vorweg, ist die bessere Variante, die UHD zu schauen. Doch dazu später mehr.
Grundsätzlich punktet die UHD in jeder Situation mit einem harmonischeren Look. Die teils drastischen Farben werden wieder zu einer etwas natürlicheren Variante verändert, was vor allem bei den grünen Grasflächen deutlich wird, die über die BD fast neonfarben sind. Hauttöne geraten weniger gelb, sondern sind wärmer/gebräunter. Auch das wirkt insgesamt angenehmer.
Dazu ist der Kontrastumfang durchweg höher und lässt auch im Schwarz (wie zuletzt bei einigen UHDs) nicht nach. Zusätzlich werden die deutlich besseren Spitzlichter hier besonders auffällig. Glanz in Augen, Lichter auf dem Gelände – alle punktuell-hellen Quellen kommen wesentlich prägnanter rüber. Genau hierfür wurde HDR erfunden – klasse. Die Detailtiefe und Schärfe ist aufgrund der nur hochskalierten UHD erst bei großen Bild-Diagonalen oder Schriften auffällig. Zwischen Dolby Vision und HDR10 hat – wie oben erwähnt – DV die Nase vorn. Der Grund dafür ist die etwas weniger übertriebene Darstellung von Hauttönen. Während HDR10 hier in einigen Szenen arg rotbraun wirkt, lässt Dolby Vision das Geschehen natürlicher wirken. Auch in der Dunkelheit wirkt DV souveräner. Dennoch sind beide Fassungen ein sichtbares Upgrade zur Blu-ray.
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- Denman, David, Fumusa, Dominic, Badge Dale, James (Schauspieler)
- Bay, Michael (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Tonqualität (90%)
Wie so oft in den letzten Jahren hat es Anbieter Paramount auch bei 13 Hours wieder nicht geschafft, dem deutschen Ton mehr als eine schnöde Dolby-Digital-Spur mitzugeben. Gleichzeitig glänzt der Originalton mit einer unkomprimerten Dolby-Atmos-Fassung (True-HD-Kern) – einen viel größeren Abstand zwischen zwei Tonformaten kann man rein technisch kaum bieten. Betrachten wir uns das Ganze aber mal unvoreingenommen:
Die DD-Fassung ist zunächst einmal zu leise. Man muss deutlich höher einpegeln als bei üblichen Referenzpegeln. Dialoge dominieren zu Beginn und dürften etwas offener klingen. Etwas brummelig tönen sie aus dem Center. Davon ab kann der deutsche Sound aber durchaus Akzente setzen. Hat man ihn einmal rund 10 dB lauter eingepegelt, offenbart er während des wummernden Scores in Actionszenen auch ganz guten Schub und stellt eine verhältnismäßig gute Dynamik her. Viel besser wird es aber noch, wenn das Konsulat gestürmt wird. Die noch entfernten Schüsse werden erstaunlich präzise aus den Effektlautsprechern wiedergegeben und klingen richtig klasse – inklusive der Querschläger. Werden die Raketenwerfer abgefeuert, gibt richtig was auf die Ohren. Das ist für eine DD-Tonspur aller Ehren wert. Wechselt man während dieser Sequenz auf die englische Atmos-Fassung, merkt man allerdings, was absoluter Tiefbass und perfekte Präzision ist. Was die Projektile und Geschosse der Panzerfäuste sowie die späteren Salven aus den MGs hier abliefern, ist absolut referenzwürdig.
Wechseln wir auf die Höhen-Ebene vom O-Ton, bzw. betrachten sie zusätzlich zum Gesamtgeschehen, so braucht es keine drei Minuten, bis die Heights das Flugzeug sowie die darauf folgenden Lautsprecher-Durchsagen im Flieger und am Flughafen sehr deutlich von oben präsentieren. Während des beginnenden Überfalls auf das Konsulat zischen dann aber mehrfach die Geschosse der Panzerfäuste durch die Luft und während der Explosion nach 44 Minuten setzt es eine von allen Lautsprechern ausgeführte Sog-/Druckwelle. Die gibt es dann gleich in mehreren Detonationen und auch in der Folge setzt es immer wieder direktionale Effekte wie das Motorengeräusch des Mercedes nach knapp 55 Minuten, wenn unsere Protagonisten über die Kamera hinweg fahren. Bis zum feurigen Finale werden die Heights immer wieder mit eingebunden und lassen das Kriegsgeschehen auf hohem akustischen Niveau über sämtliche Speaker ins Heimkino gelangen – klasse.
- Deutsch: Dolby Digital Plus 5.1 (85%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (95%) 2D-Betrachtung
- Englisch: Dolby Atmos (85%) 3D-Betrachtung (Quantität)
- Englisch: Dolby Atmos (95%) 3D-Betrachtung (Qualität)
Bonus (0%)
Bonusmaterial liefern BD und UHD nicht.
Gesamtbewertung 13 Hours (80%)
Michael Bays 13 Hours ist kein differenzierter Kriegs-, sondern ein lupenreiner Actionfilm. Dessen ständiges und ziemlich arrogantes Kompetenzgerangel ALLER Beteiligten nervt zwar gewaltig, aber die Kampfsequenzen sind wirklich atemlos und extrem packend inszeniert. Nichts für den Feinschmecker-Abend, aber sehr wohl etwas, um mal die Birne frei zu blasen. Ob man die UHD braucht, wo sie doch „nur“ ein hochskaliertes 2K-Bild mit HDR10 und Dolby Vision liefert und keinerlei Verbesserung beim Ton? Ja, man braucht sie! Vor allem, wenn man den Film ohnehin noch nicht hat. Denn das Bild ist durchweg besser als das der Blu-ray. Mit besserem Schwarzwert, sichtbar höherem Kontrastumfang und tollen Spitzlichtern in den dunklen Szenen der zweiten Stunde bietet die Scheibe bisweilen echtes Show-Potenzial.
- Dieser Artikel hat Deutsche Sprache und Untertitel.
- Denman, David, Fumusa, Dominic, Badge Dale, James (Schauspieler)
- Bay, Michael (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Technische Details & Ausstattung:
Erscheinungstermin: | 11. Juli 2019 | Review am: | 27. Juli 2019 |
Erscheinungsjahr Film: | 2015 | Laufzeit: | 144 Minuten |
Filmstudio: | Paramount | FSK: | ab 16 Jahre |
Auflösung / Bildfrequenz: |
2160p @ 24p | Untertitel: |
Deutsch, Englisch |
Bildformat: |
2.35:1 / 16:9 | Tonspur: |
Deutsch Dolby Digital 5.1 Englisch Dolby Atmos |
High Dynamic Range: |
HDR 10 Dolby Vision |
Ausstattung: |
4K Blu-ray HD Blu-ray |
Testgerät TV: | LG OLED55B7D | Testgerät Player: | Panasonic UB9004 |
13 Hours – Secret Soldiers of Benghazi Trailer:
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